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1812 - Ein historischer Roman (German Edition)

1812 - Ein historischer Roman (German Edition)

Titel: 1812 - Ein historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ludwig Rellstab
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gehabt?« fragte sie teilnehmend mit dem reizenden Wohllaut italienischer Sprache und Stimme. »Es ist doch niemand zu Schaden gekommen?«
    »Zum Glück nein«, erwiderte Ludwig italienisch. »Können wir ein Frühstück haben?«
    »Gewiß, Signore. Ist es gefällig einzutreten?« Dabei trat sie auf die Seite und wollte den Fremden den Vortritt lassen. Bianka neigte sich im Vorübergehen zu dem kleinen Mädchen, das sich anfangs ein wenig blöde zurückzog, als aber Bianka es liebkosend anredete, mit unschuldiger Freude zur Mutter sprach: »Una bellissima signora!« – »Jawohl, Giannettina,« erwiderte diese, »eine schöne, vornehme, liebe Dame! Gib ihr doch ein Händchen.« Die Kleine reichte die Hand dar; Bianka neigte sich dem holden, lächelnden Rosenmunde des Kindes entgegen, das schnell vertraut beide Ärmchen um ihren Hals schlang und sie von Herzen küßte. »Giannettina!« rief die Mutter. »Wer wird so unartig sein!«
    »O laßt sie doch,« antwortete Bianka, indem sie das Kind zu sich nahm und es liebkosend hineintrug; »ich spiele so gern mit Kindern.«
    Sie traten in das für die Fremden bestimmte Gemach, welches mit angenehmen Blumendüften erfüllt war, indem die schönsten Töpfe von Hyazinthen, Rosen, Reseda und andern duftenden Gewächsen auf den Fenstern und auf einer Blumenterrasse in der Ecke standen. »Ei, wie schöne Blumen gibt's hier oben«, sprach Bianka erfreut.
    »Hier wächst so wenig,« antwortete die Wirtin, »daß man wohl etwas aus dem Tale heraufschaffen muß. Die Postillone und Fuhrleute bringen sie uns aus Duomo d'Ossola mit. – Ist's der Signora gefällig, sich niederzulassen, ich werde sogleich das Frühstück bringen.«
    Sie ging. Bianka setzte sich auf das Sofa und behielt die kleine Giannettina auf dem Schoß. Margarete nahm einen Stuhl, Ludwig stellte sich in das Fenster und blickte in die romantische Landschaft hinaus. Er überdachte seine seltsamen Schicksale seit gestern abend. Sie erschienen ihm noch wie ein Traum, aus dem er zu erwachen fürchtete; er sah oft nach Bianka hinüber, um sich in dem Gefühl der Wirklichkeit zu stärken. Und diese Wirklichkeit, konnte sie selbst sich nicht in eine noch viel herbere Wahrheit auflösen, als wenn alles nur ein Scheinbild der Phantasie gewesen wäre? Nein! Nein! Und sollte er auch alles wieder verlieren, was er jetzt besaß, diese Augenblicke, wie flüchtig sie verschwinden mochten, waren doch ein Glück. Er hatte die Geliebte wirklich am Herzen gehalten, hatte seine Lippen auf ihre reine Stirn gedrückt. Sie wußte es und zürnte ihm nicht. Ihre Seele neigte sich in liebendem Dankgefühl ihm entgegen, und er empfand es in heiliger süßer Ahnung, daß eine Stimme in ihrer Brust der seinen antworte. Wie auch weibliche Scheu sie jetzt fern von ihm hielt, in einem selig überwältigenden Augenblick hatte sie ihm ihr Herz hingegeben, und furchtbarer war ihm nichts als der Gedanke, daß dies eine Täuschung gewesen sein könnte. Verlieren konnte er, darauf war er gefaßt; aber in das Gefühl, nie besessen zu haben, in diese öde Leere des Nichts zurückgeschleudert zu werden, das wäre ihm tausendfach schrecklicher gewesen. Mit gerührtem Dank der Seele betrachtete er daher die Wendung seines Geschicks. Er fühlte es tief, daß ein veredelnder Schmerz uns teuer werden kann, daß man den flüchtigsten, aber wahrhaften Besitz selbst durch den herbsten Verlust nicht zu hoch erkauft.
    Die Wirtin erschien mit einem echt schweizerischen Frühstück. Auf dem Tassenbrett, welches sie trug, stand ein großes Gefäß mit Kaffee, ein anderes mit Schokolade; frische Butter, Honig, eingemachte Früchte und Gebäck trug eine Magd ihr nach.
    Man setzte sich. Bianka nahm die kleine Giannettina auf den Schoß und lud sie ein, mit zu frühstücken; es schien, als sei ihr die tändelnde Unterhaltung mit dem Kinde lieb, um eine ängstlich gespannte, die sie unter den vertrautesten Formen mit Ludwig hätte führen müssen, abzuwenden.
    Man hatte noch nicht lange verweilt, als schon der Wagen herankam, der mit Hilfe der Landleute, die den Weg geräumt hatten, leidlich genug hergestellt war. Bianka hielt dringende Eile noch immer für notwendig; sie nahm daher einen schnellen, freundlichen Abschied von der Kleinen, die zu weinen anfing, als die schöne Signora fortwollte. »Ich komme bald wieder, liebe Kleine«, sprach sie freudig kosend, doch das Kind weinte fort und war nicht zu beruhigen. Bianka küßte es, gab es der Mutter und eilte hinaus.
    »Wie

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