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1812 - Ein historischer Roman (German Edition)

1812 - Ein historischer Roman (German Edition)

Titel: 1812 - Ein historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ludwig Rellstab
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durch ein stummes Gebet, daß Ludwigs großmütiges Wagestück vereitelt worden war.
    Indessen hatte der Postillon die Deichsel ausgehoben und band mit Pauls Hilfe ein Ortscheit gegen den Bruch derselben. Als sie auf diese Art hinlänglich instand gesetzt war, um damit den lockern Schnee zu durchbohren, machten sich beide auf, um an dem talwärts gerichteten Ende der Galerie eine Öffnung, ungefähr wie einen Schornstein, durchzuarbeiten. Ludwig und die Damen folgten ihnen, denn der Erfolg war zu wichtig für sie, als daß sie nicht die Arbeit fortwährend hätten beobachten sollen. Das Öffnen eines Luftloches geschah mittels einer trichterförmigen Bohrung, indem Paul und der Postillon die Deichsel fortwährend in kurzen Bogen umdrehten. Nach wenigen Minuten stürzte aus der erweiterten Öffnung eine große Last Schnee herab. »Aha!« rief der Postillon, »wir haben genug miniert, die Decke ist eingestürzt.« Zugleich beugte er sich unter das Loch und rief: »Wahrlich, der Mond scheint gerade zu dem Fenster herein. Wenn ich jetzt schießen will, muß ich ihn ordentlich aufs Korn nehmen.« Ludwig hatte die Büchse gleich mitgenommen und einstweilen geladen.
    »Wir wollen noch ein paar starke Pfropfen aufsetzen,« meinte der Postillon, »damit es besser knallt«, und holte einige Stücke altes Papier aus der Tasche, die er fest zusammenkaute und mit dem Ladestock einstampfte. »So; jetzt aber,« sprach er, »muß ich ein wenig emporgehoben werden, damit ich mit der Mündung möglichst ins Freie lange, sonst hört man den Schuß nicht weit genug.« Ohne Umstände ließ er sich auf Pauls und Ludwigs Schultern heben und schoß nun sein Feuergewehr ab. Es gab einen im Gewölbe stark widerhallenden Knall, und deutlich hörte man, wie die Berge ihn fortpflanzten. »Bravo, Bravissimo!« rief der Postillon, sich selbst lobend. »Aber jetzt heißt's da capo, sonst versteht man's nicht.« Er lud und schoß aufs neue, und zum drittenmal. »So,« rief er, »nun hat's gute Wege, jetzt werden wir nicht vergessen werden. Damit aber die Luft hier etwas besser werde, wollen wir an der andern Seite auch ein wenig nachhelfen.« Er ging mit seiner Deichselstange nach dem andern Ende der Galerie und bohrte ein ähnliches Loch in den Schnee. Indessen nahmen die Frauen und Ludwig wieder im Wagen Platz, um in Geduld den Anbruch des Tages zu erwarten. Schon nach wenigen Minuten hörten sie den fernen Schall eines Glöckleins. Es war die Glocke, mit der von Posthaus zu Posthaus das Zeichen gegeben wird, daß jemand auf der Straße in Not ist. So war denn ihre Rettung gesichert, und sie hätten ruhig die Stunde derselben erwarten dürfen, wenn nicht durch die Verzögerung die Gefahren welche den Reisenden drohten, gleich der steigenden Flut des Meeres immer mächtiger angewachsen wären. Noch zweimal ließ sich der Donner stürzender Lawinen, doch in größerer Ferne, vernehmen und mischte so die Schauer zerstörender Naturereignisse in die bangen Empfindungen, welche Biankas Brust erfüllten. Für Ludwig war jede Minute des längern Verweilens an der Seite der Geliebten in diesem vertraulich dunkeln Zufluchtsort ein köstlicher Gewinn. So ungleich wägt das Schicksal seine Gaben in derselben Schale zu!

Viertes Kapitel.
    Gegen Morgen hatte die überwältigende Müdigkeit jedes Auge geschlossen, wie wach auch die Sorgen es lange erhalten haben mochten. Ein Schuß, dessen donnernder Hall die öde Stille unterbrach, erweckte die Reisenden plötzlich. »Das ist das Zeichen der Hilfe«, rief der Postillon, der seinen Platz neben Paul auf dem breiten Bock eingenommen hatte, und verwandelte durch dieses Wort Biankas Erschrecken in lebhafte Freude. »Wir müssen nun gleich Antwort geben«, setzte er hinzu und ergriff die Muskete, um sie zu laden, Er begab sich hierauf, von allen begleitet, an den nach Brieg zu gelegenen Ausgang der Galerie und schoß durch die Öffnung.
    Gleich darauf ertönte ein lautes Geschrei vieler Männerstimmen ganz nahe an der Höhle. »Die Schneelage kann nicht breit sein«, rief der Postillon munter aus. »In kurzer Zeit sind wir vielleicht schon losgearbeitet.«
    Es dauerte nicht zehn Minuten, so erschienen bereits einige Männer auf der Höhe des Schnees vor dem Ausgang der Galerie, so daß man mit ihnen sprechen konnte. Sie schaufelten bald eine Öffnung aus, durch die man zu Fuß auf die Straße gelangen konnte, wenngleich der Wagen noch nicht hätte hindurchkommen können. So war denn die Pforte des düstern

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