1813 - Die Mörder von Bröhnder
von Bröhnder interessieren mich überhaupt nicht."
„Du wirst mich abstoßen, wenn du dein Ziel erreicht hast, nicht wahr?"
Ich antwortete nicht sogleich. Die Haut war mein Feind, aber sie einfach umbringen, das war nicht in meinem Sinn.
„Kann ich dich nicht ablegen und konservieren?" fragte ich daher.
„Wenn ich meinen Wirtskörper verlasse, muß ich sterben. Das weißt du. Du hast mich in deiner Gewalt, denn du bist stark. Wenn du fair bist, dann gib mir eine Chance, Kummerog zu finden. Gelingt das, gehe ich freiwillig in den Tod."
„Abwarten, Haut! Erst einmal müssen wir zurück zum Arsenal."
Ich verließ meine Wohnkabine. Auf den Gängen war tatsächlich etwas Ordnung eingekehrt. Es herrschte Nachtruhe.
Zunächst streifte ich ziellos durch die in mattem Licht liegenden Korridore .und Räume. Ich wußte selbst nicht, wonach ich suchte.
Unbewußt suchte ich die untere Ebene auf. Mein Weg führte mich zu Varquasch.
Ich schaltete die Beleuchtung ein und trat an den Käfig. Sofort war das Tier auf den Beinen. Es starrte mich mit seinen gelben Augen durchdringend an, aber es gab diesmal keinen Laut von sich.
„Du bist ein verdammt armer Kerl", sagte ich. „Aber ich kann nicht viel für dich tun, ohne mich selbst zu gefährden."
Varquasch schaute mich an und legte den Kopf auf die Seite. Fast hatte ich das Gefühl, daß er mich ein bißchen verstand.
Ich ging zu dem Kasten und griff mit beiden Händen hinein. Mehrere große Nahrungshaufen landeten in dem Käfig, der Elefantenartige machte sich gierig darüber her.
Ich schaute ihm zu, bis er immer langsamer aß. Vielleicht war es das erste Mal in seiner Gefangenschaft, daß er ausreichend Futter bekam. Den letzten Rest der Körner nahm er geschickt in seine Pranken und versteckte ihn unter einem Haufen Stroh.
Für ein Tier war das schon ein wenig erstaunlich. Es betrieb Vorratshaltung!
Varquasch kam an die Gitterstäbe. Er richtete sich auf und blickte mir in die Augen. Und dann sagte er in einwandfreiem Bröhn: „Danke, Alaska."
Ich erkannte meinen Irrtum. Varquasch war gar kein Tier. Ich stand vor einem intelligenten Wesen!
Damit sah ich die Grausamkeit der Mörder von Bröhnder in einem ganz anderen Licht. Ich wußte, daß ich etwas unternehmen mußte, um diesem Wesen zu helfen.
„Ich komme wieder, Varquasch", sagte ich. „Ich werde dafür sorgen, daß du genug Nahrung erhältst.
Und irgendwann, wenn sich eine günstige Gelegenheit bietet, werde ich dich freilassen."
„Danke, Alaska."
3.
Als ich zwei Tage später Varquasch erneut aufsuchen wollte, waren der Käfig und die Liquorac-Maschine verschwunden. Auch der entführte Costardo Hu befand sich nicht mehr in seinem Gefängnis.
Im Hangar traf ich die vier Hautträger an. Ich wandte mich an Vaikhuur.
„Was habt ihr mit Varquasch und dem Gefangenen gemacht?" fragte ich.
„Varquasch befindet sich schon an Bord der CANT." Der Unan-Kjur grinste. „Wir nehmen ihn natürlich mit, denn wir können nicht auf unser Liquorac verzichten. Und Costardo Hu habe ich an einen anderen Ort bringen lassen. Die Sache mit dem Lösegeld ist auf unbestimmte Zeit verschoben."
Es gefiel mir nicht, daß der Alte eigenmächtig gehandelt hatte. Aber ich schwieg. Es war ja meine Absicht, dem Elefantenartigen irgendwie zu helfen. Insofern war es ganz günstig, daß er die Reise zum Arsenal mitmachte.
Dann endlich war es soweit. Kaydessel, der als Pilot der CANT fungieren würde, suchte mich in meiner Wohnkabine auf und meldete, daß das Keilschiff startbereit war.
„Vaikhuur hat vorgeschlagen", sagte er, „nur fünf Mann im Stützpunkt zu belassen. Sie sollen sich um den Gefangenen kümmern. Mit dir sind wir dann fünfzehn Personen an Bord."
Eigentlich sechzehn, dachte ich, denn Varquasch muß ich mitzählen.
„In Ordnung. Die Koordinaten des Arsenals besitzt der Bordcomputer. Ich komme direkt mit."
Keine Viertelstunde später waren wir im All. In der Bugzentrale hielten sich nur die Hautträger auf. Die zehn gewöhnlichen Piraten waren in der Nähe einquartiert worden. Für sie war das Betreten der Zentrale verboten. Vaikhuur hatte ihnen nur den Auftrag gegeben, in regelmäßigen Abständen Varquasch aufzusuchen und ihn mit Elektropeitschen bei Laune zu halten.
Ich konzentrierte mich unauffällig auf alles, was Kaydessel als Pilot unternahm, denn irgendwann würde der Fall vielleicht eintreten, daß ich die CANT selbst steuern mußte.
Fasoldog, der Bordcomputer, der völlig frei zur
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