1813 - Die Mörder von Bröhnder
Verfügung stand, übernahm die Hauptarbeit. Er kommunizierte bereitwillig mit allen Hautträgern, auch mit mir. Mein anfänglicher Verdacht, er könnte die wahren Machtverhältnisse entdecken, schien sich zu meinem Glück nicht zu bewahrheiten.
Die einundzwanzigtägige Reise würde langweilig werden. Dessen war ich mir sicher.
Die vier Oberganoven sahen das ebenso. Als wir im Hyperraum waren, legten sie sich schlafen. Der Bordcomputer kontrollierte im Auftrag Kaydessels den Flug.
Ich nutzte die Gelegenheit, um Varquasch aufzusuchen. Vaikhuur hatte ihn in einer Kammer etwa 50 Meter vom Bug entfernt untergebracht.
Als ich den Raum betrat, waren zwei Piraten anwesend, die mit sadistischem Grinsen ihre Elektropeitschen sprechen ließen.
„Verschwindet!" herrschte ich sie an. „Ich mache das selbst."
Sie ließen die Peitschen fallen und eilten hinaus. Das Schott fiel hinter ihnen ins Schloß.
Varquasch lag zusammengekauert in einer Ecke seines Käfigs. Er hob seinen langen Kopf und starrte mich an. Ich war mir sicher, daß er mich erkannte. Der Blick seiner gelben Augen enthielt etwas Warmes und Freundliches.
„Keine Angst, mein Freund", versuchte ich ihn zu beruhigen. „Ich tu’ dir nichts."
Mühsam richtete er sich auf den massiven Hinterbeinen auf. Mit den Greifern klammerte er sich an die Gitterstäbe.
Ich ging zur Futterkiste und schaufelte mehrere Hände voller Körner in den Käfig. Danach füllte ich seinen Trinknapf mit frischem Wasser auf.
Varquasch schien alles gut zu verstehen. Er aß ohne Hast. Dabei blickte er immer wieder zu mir herüber.
Seine Wunden waren schlimm. Die untergeordneten Piraten hatten ihn seit dem Start wohl noch heftiger drangsaliert. Wahrscheinlich hofften sie, dadurch etwas von dem begehrten Liquorac abzubekommen.
Ich untersuchte die Maschine. Das Fach mit den Bechern war verriegelt. Ich konnte mir denken, daß nur die vier Hautträger einen Schlüssel dazu besaßen. Sie schützen ihren wertvollen Saft.
Als Varquasch seine Mahlzeit beendet hatte, versteckte er wieder die übriggebliebenen Körper unter dem Stroh seines Käfigs. Dann trat er an die Gitterstäbe.
„Danke, Alaska", hörte ich.
„Kannst du auch noch etwas anderes sagen, mein Freund?"
„Später", erklang seine dunkle Baßstimme. „Noch zu schwach."
„Ich verstehe, Varquasch. Ich komme wieder."
Er legte sich zur Ruhe, während ich den Raum verließ.
Ich suchte die Piraten auf. Die meisten schliefen, aber einige hockten in einem Raum, der zu einer Art Kantine umfunktioniert worden war. Sie spielten ein Würfelspiel. Als ich eintrat, erhoben sie sich. Die Hautträger wurden wie Halbgötter behandelt, das spürte ich immer wieder.
„Varquasch hat genügend Liquorac produziert", sagte ich. „Ihr bekommt noch heute einen oder zwei Becher, die ihr aber gerecht aufteilt."
Die Piraten brachen in Jubelgeschrei aus.
„Vorerst seid ihr von eurem Auftrag", fuhr ich fort, „Varquasch zu quälen, freigestellt."
Bei dem Versprechen, das ich ihnen gegeben hatte, war ich mir sicher, daß sie meine Anweisung befolgten.
Auf dem Rückweg zur Bugzentrale nahm ich mentalen Kontakt mit der Haut auf.
„Gibt es so etwas wie eine Bordapotheke auf der CANT?"
„Ich führe dich gern hin."
„Warte. Ich maß erst in die Zentrale."
Die vier Hautträger schliefen. Fasoldog meldete bei meinem Eintritt automatisch, daß der Flug planmäßig verlief.
Ich untersuchte Kaydessel gründlich. Er trug jetzt eine einfache Kombination. In einer Tasche entdeckte ich einen kleinen Schlüssel. Ich nahm ihn an mich.
Dann ließ ich mich von der Haut in einen Raum führen. Auch hier lagen alle möglichen Sachen kreuz und quer herum. Ich suchte und suchte, bis ich einen beschrifteten Behälter fand, der eine Art Heilsalbe enthielt.
Natürlich konnte ich nicht abschätzen, wie das Zeug auf Varquasch wirkte, aber ein Versuch lohnte sich bestimmt.
„Du wirst Ärger mit den anderen Hautträgern bekommen", meldete sich meine Haut, die ja genau mitverfolgen konnte, was ich tat.
„Das laß meine Sorge sein", entgegnete ich.
Danach suchte ich Varquasch auf. Ich schob mich durch die Gitterstäbe.
„Bleib ruhig liegen, mein Freund", sagte ich zu ihm. „Du brauchst nichts zu sagen. Ich habe hier eine Heilsalbe. Etwas Besseres habe ich nicht gefunden. Vielleicht hilft sie dir. Ich werde ein paar deiner Wunden bestreichen. Wenn es dich quälen sollte, dann melde dich. Ich will dir nur helfen."
Erblickte mich stumm an. Auch als ich
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