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1813 - Kriegsfeuer: Roman (German Edition)

1813 - Kriegsfeuer: Roman (German Edition)

Titel: 1813 - Kriegsfeuer: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Ebert
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Sammeln blasen, Richard, Neuendorf und Zippelmann folgten dem Signal und stürzten sich ins nächste Reitergefecht, wobei sie die Angreifer in die Enge zwischen den Gräben jagten, dann über die Muldebrücke und bis ins nahe Zwickau verfolgten. In der Stadt fand die Jagd ihr Ende. Die Gefangenen wurden auf dem Marktplatz zusammengetrieben.
    Es war vorbei.
    Es war geschafft!
    Richard konnte kaum glauben, dass er überlebt hatte. Seine Hand zitterte vor Anstrengung, er atmete schwer, Blut troff von seinem Säbel. Hatte er heute einen Menschen getötet? Oder sogar mehrere? Zumindest verletzt offensichtlich. Vor seinen Augen vermischten sich kurz aufflackernde Bilder, blutige Szenen, die sein Verstand sich weigerte wiederzugeben, damit sie irgendeinen Zusammenhang ergaben. Verwirrt starrte er vor sich hin und kam erst wieder zu sich, als sich der Marktplatz mit Zwickauern füllte, die der preußischen Streifschar, deren Ruf in der Gegend bereits legendär war, begeistert zujubelten. Schon schritt eine hübsche junge Frau auf Katte zu, um dem Leutnant den Arm zu verbinden.
    Peter von Colomb kam auf den Markt geprescht und vergewisserte sich mit ein paar Blicken, dass seine Männer alles unter Kontrolle hatten. Dann ritt er vor das Rathaus und rief den Zwickauern zu: »Wir haben vor Ihrer Stadt etliche Kanonen, Haubitzen und Wagen mit Munition erbeutet. Erschrecken Sie nicht, wenn die gleich mit großem Getöse in die Luft fliegen! Diese Geschütze und Kugeln werden keine Deutschen mehr töten!«
    Tosender Jubel brandete auf, Colomb salutierte fröhlich vor den Stadtbewohnern und wendete seinen Hengst, um die Zerstörung des Artillerieparks zu überwachen.
    Bewundernd sah Richard ihm nach.
     
    Der Rittmeister von Colomb war überaus zufrieden mit dem Ergebnis des heutigen Tages. Zusätzlich zu dem erbeuteten riesigen Waffenarsenal hatten sie sechs Offiziere, einen Arzt und mehr als dreihundertfünfzig Unteroffiziere und Soldaten gefangen genommen und dabei – soweit er es bisher überblickte – selbst nur ein paar leicht Verwundete.
    Er gab Befehl, die erbeuteten Wagen neben der Straße nach Zwickau aufzufahren, und dirigierte sein Pferd zu einer Kutsche, um die sich mehrere seiner Männer versammelt hatten und lebhaft auf jemanden einsprachen. Was ging dort vor sich?
    Zu seiner Überraschung fand er in der Kutsche nicht nur mehrere verwundete Franzosen, sondern auch eine hübsche junge Dame vor, die eine Reisetasche an sich gepresst hielt und ganz aufgeregt immer wieder auf einen der Verwundeten zeigte: »Das ist mein Mann, er ist kein Franzose, er ist Italiener, Italiener, hören Sie! Kein Franzose!«
    Wahrscheinlich hatten ihre Begleiter von seiner Ansprache als Parlamentär berichtet.
    Er salutierte, stellte sich vor und versicherte: »Madame, seien Sie unbesorgt, sowohl wegen Ihres Mannes als auch wegen des Gepäcks. Sie werden beides behalten dürfen.«
    Mit einem französischen Wortschwall dankte ihm die Schöne.
    Die versprochene Sicherheit ihres Gepäcks scheint sie noch mehr zu erleichtern als die ihres Mannes, registrierte Colomb amüsiert, der ein guter Beobachter war. Er winkte zwei seiner eigenen Verletzten zu sich und wies sie an, die Dame und ihre verwundeten Begleiter ins nächste Dorf, nach Pöhlau, zu bringen und sich dort um sie zu kümmern.
    Dann wollte er sich endlich der Zerstörung der feindlichen Waffen zuwenden, doch wütendes Gebrüll hielt ihn davon ab.
    Ein paar Schritte von ihm entfernt stand unter preußischer Bewachung der französische Trainkommandant und schrie einen feisten Herrn in Frack und Zylinder an.
    »Sie haben uns verraten, das werde ich dem Kaiser melden!«, tobte der Capitaine , ein Mann mittlerer Größe und um die fünfzig, normalerweise von überaus gepflegtem Aussehen, wie seine tadellos geschneiderte Uniform sowie sein sorgfältig gestutzter Bart verrieten. Doch nun klebte ihm das verschwitzte Haar an der Stirn, sein Gesicht war staubverschmiert und puterrot.
    Nicht minder aufgebracht konterte der vornehm gekleidete, fette Zivilist schnaufend und mit Fistelstimme: »Ich habe Ihnen mitteilen lassen, dass Preußen in der Nähe sind.
Ich
werde
Sie
dem Kaiser melden, weil Sie trotz unserer Warnung in die Falle gelaufen sind!«
    Durch sein bloßes Erscheinen brachte Colomb die Streithähne zum Verstummen.
    »Hofrat Ferber«, stellte sich der Feiste in Frack und Zylinder dem Rittmeister vor. »Ich bin aus der Stadt gekommen, um mir ein Bild von der Lage zu

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