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1813 - Kriegsfeuer: Roman (German Edition)

1813 - Kriegsfeuer: Roman (German Edition)

Titel: 1813 - Kriegsfeuer: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Ebert
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Doch der versagte in noch viel größerem Maße, ohne dafür öffentlich gerügt zu werden. Dabei hatten sie es nicht einmal mit Bernadottes Armee zu tun bekommen, sondern nur mit den Preußen unter Bülow, Tauentzien und Dobschütz. Sie hatten die Wut und Verbissenheit unterschätzt, mit der die Preußen ihre Hauptstadt verteidigten. Und die inzwischen ernstzunehmende Kampfkraft der Landwehr.
    Vor allem aber hatte Ney – Ney, nicht er! – Fehler begangen und schlecht durchdachte Marschordnungen herausgegeben. Oudinots Zwölftes Korps sollte hinter Reyniers Siebentem marschieren, doch die kamen nicht voran, und so wartete er mit seinen Männern stundenlang auf die Gelegenheit vorzurücken.
    Reyniers Rheinbündler – Sachsen, Württemberger und Bayern – zahlten furchtbaren Blutzoll. Die württembergischen Bataillone wurden fast völlig aufgerieben. Aber als sie im schlimmsten Feuer standen und Deckung nur durch die gesamte Artillerie des Zwölften Korps bekamen, befahl Ney ihm, Oudinot, seine zwölftausend Mann und die Geschütze nach Norden abzuziehen. Das war der größte Fehler dieses Tages. Neys Fehler.
    Oudinot wusste, dass Reynier dadurch in eine hoffnungslose Lage geriet. Ohne die in eiserner Disziplin erfolgte Deckung des Rückzugs durch die Sachsen und Polen würde sein Korps nicht mehr existieren. Aber da er Ney nun unterstellt war, befolgte er aus reinem Trotz dessen falschen Befehl.
    Dass Unmengen von Rheinbundblut vergossen wurden, würde den Kaiser nicht stören. Aber dass sich seine Berlin-Armee fluchtartig zurückziehen musste, statt die Hauptstadt zu überrennen, versetzte ihn in Wut. Und wem gab er die Schuld an dem Desaster?
    Nicht Ney, sondern Bertrand und ihm, Oudinot, dessen Korps er zur Strafe auflöste. Und den Sachsen, wie dem Kaiser sein arroganter Liebling einflüsterte, was der Wahrheit Hohn sprach und für viel böses Blut unter den Rheinbündlern sorgte. Es sollte niemanden wundern, wenn noch mehr von ihnen zum Feind überliefen.
    Doch nun, vor der Entscheidungsschlacht, hatte der Kaiser ihm wieder ein Kommando gegeben: über zwei Divisionen der Jungen Garde. Kampfesfreudige, ja todesmutige Männer, deren Erscheinen allein den Feind schon in Angst und Schrecken versetzte. Mit ihnen würde er seinen Ruf wiederherstellen.
    Was Ney morgen glückte, würde man ja sehen.
    Zufrieden rief Oudinot nach seinem neuen Mann im Stab, um sich von ihm zu einem Rundgang bei den Gardegrenadieren begleiten zu lassen: den zum Oberstleutnant beförderten Guillaume de Trousteau.
     
    Der Oberbefehlshaber der alliierten Armeen, Karl Philipp Fürst zu Schwarzenberg , hatte am Abend die von seinen Verbündeten geforderte dritte Fassung der Dispositionen für den morgigen Kampf verfasst. Dann legte er sie beiseite und schrieb einen Brief an seine Frau Marie Anna, die er zärtlich »Nani« nannte.
    »… die Ebenen von Leipzig werden abermals eine fürchterliche Schlacht erleben … Diese Schlacht wird mehrere Tage dauern, denn die Lage ist einzigartig und die Entscheidung von unendlichen Folgen.«
    Er schrieb ihr von seinen Plänen, nicht von dem Streit, den es darum gab, und schon gar nicht von seinen Zweifeln.
    Er stand dem größten militärischen Genie ihrer Epoche gegenüber. Wer könnte Bonaparte besiegen?
    Vorsicht war geboten, sonst würde man allein ihm die Schuld an der Niederlage und Tausenden Toten geben.
    Dabei sollte er ein Heer zum Sieg führen, dessen Generalität so zerstritten war, dass es zum Verhängnis werden konnte. Und er besaß ja nicht einmal wirklich das Oberkommando, sondern musste sich von drei Monarchen hineinreden lassen. So blieb ihm nicht viel mehr, als ständig zu vermitteln, damit sie sich nicht wie streitende Kinder aufführten.
    Doch mit alldem wollte er seiner Frau das Herz nicht beschweren und endete deshalb:
    »… mir ist so wohl, mit Dir ein paar Minuten gelebt zu haben. Nun denn, meine Nani, an Dich will ich denken, emporblicken gegen den Himmel, um seinen mächtigen Schutz zu erbitten, und dort wird mein Gebet das Deinige finden. Wie liebt Dich
    Dein Karl.«
     
    Gegen acht Uhr abends sahen die Leipziger Leuchtsignale aufsteigen: drei weiße Raketen aus Richtung Pegau, woher sich die Hauptarmee näherte, wenig später vier rote Raketen aus Richtung Halle, wo Blüchers Schlesische Armee schon ganz dicht heran war.
    »Die Verbündeten geben sich Zeichen …«, flüsterte Greta Jette zu – als würde es etwas ändern, wenn sie es laut ausspräche.
    Kurz darauf

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