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1814 - Unter dem Galornenstern

Titel: 1814 - Unter dem Galornenstern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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einem etwas kleineren, dafür schärfer gekanteten Brocken Fels.
    Zweimal, drei-, vier-, fünfmal. Beim zehnten Mal hielt ich erneut inne, um den Basalt einer Musterung zu unterziehen.
    In diesem Fall hatte ich den Eindruck, daß eine Delle im Basalt entstanden war. Ich mußte nur genau genug immer wieder dieselbe Stelle treffen, dann hatte ich auch eine Chance.
    Hoffentlich.
    Mit exakt dosierter Kraftentfaltung holte ich aus, immer und immer wieder, und schon nach wenigen Minuten bemerkte ich, wie meine Kräfte schwanden. Die Arme verwandelten sich in Brei. In den Adern kreiste etwas kochend Heißes, das mit Blut wohl nur noch die Farbe gemein hatte, durch die Sehnen lief bei jedem Ruck ein brutaler Schmerz.
    Ich begriff, daß ich mich überschätzte. Es mir selbst einzugestehen, war die eine Sache. Was aber sollte ich später dem aufgewachten Bull erzählen?, Daß ich aufgegeben hatte, daß ich für seinen Einsatz leider keine Vorarbeit hatte leisten können?
    Nach einer Stunde war ich immer noch an der Arbeit. Mittlerweile war im Gestein eine deutlich sichtbare Nut entstanden. Die Delle von vorhin wies eine Tiefe von etwa fünf Zentimetern auf.
     
    *
     
    Zwischen jedem Schlag wurden die Pausen länger und länger. Mit Schmerzen kannte ich mich bestens aus; wer so viele Jahrhunderte lebt, der weiß, wie er den eigenen Körper überlistet.
    Es war erstens eine Frage der Technik. Schmerzen muß manignorieren können, man muß den Trick beherrschen, wie man Körper und Geist ‘voneinander trennt. Und zweitens kam es auf die Motivation an. Wer sich lediglich für die Arbeit schindet, der bringt andere Leistungen als einer, der um sein Leben rennt.
    In meinem Fall handelte es sich um ein Mittelding. Mir war schmerzlich bewußt, daß in jedem Augenblick eine lebensbedrohende Entwicklung eintreten konnte.
    Es konnte auch sein, daß alles gutging, sicherlich. Nur ... Wer glaubte daran?
    Drei Stunden setzte ich als Limit. Am Ende dieser Frist würde ich derart ausgepumpt sein, daß es keinen Sinn machte, weiter Raubbau zu betreiben. Mir war klar, daß ich danach den Schlaf bitter nötig hatte. Und selbst mit Hilfe des Aktivators würde es eine Weile dauern, bis ich die Belastung verkraftete.
    Keine Nahrung. Kein Wasser. Immerhin, die Kälte spürte ich praktisch nicht mehr, seit ich über die Grenzen der normalen Belastbarkeit hinausging.
    Das Schwierigste war’s vielleicht, angesichts der Strapaze nicht in Schweiß zu geraten. Wasser und Mineralstoffe abzugeben, das konnte ich mir nicht leisten. Mein Körper besaß keinen Nachschub mehr.
    Muskelkrämpfe, Kopfschmerz und Konzentrationsmangel wären die Folge gewesen.
    Wurde es gar zu schlimm, dann standen mir Zusammenbruch und Tod bevor. Ein menschlicher Körper funktioniert als ausgeklügeltes Puzzle: Fehlen zu viele Einzelteile, dann bricht alles auseinander.
    Neunzig Minuten später hämmerte und schlug ich in einer Art Trance, mit mechanischen Bewegungen, immer auf denselben Punkt. Die Hände spürte ich kaum noch, aus mehreren kleinen Wunden tröpfelte Blut.
    Mittlerweile hatte ich mehrfach das Schlagwerkzeug gewechselt.
    Und in diesem Moment splitterte zum ersten Mal etwas. Ein winziges Bröckchen Gestein flog mir um die Ohren, haarscharf an den Augen vorbei.
    Mein erster Blick fiel auf den Brocken Basalt, den ich in Händen hielt. Aber die Schlagkante war unversehrt. Ich hatte es endlich geschafft. In der unerklärlichen Mauer, die den Pilzdom umschloß, klaffte eine Lücke. Wenn ich Glück hatte, wurde es nun leichter, weil die Hammerschläge einen besseren Ansatzpunkt fanden.
    Ich legte eine Pause ein, kauerte atemlos am Boden, ließ die Blicke über den sichtbaren Teil des Horizonts wandern.
    Niemand zu sehen. Bully hatte drüben in der Sonne zu schnarchen angefangen, er rollte seinen untersetzten Körper auf die Seite. Das hieß, ihm ging’s den Umständen entsprechend.
    Bevor ich auskühlen konnte, setzte ich die Arbeit fort. Am Anfang fiel es mir schwer, später immer leichter.
    90 Minuten noch. Die gehen vorbei. 89.88. Das sind keine Schmerzen. Das ist ein chemisches Signal.
    Nervenenden übermitteln es, um meinen Körper zu schützen. Aber das Nervensystem weiß nichts vorn Zellaktivator. 87.86. Es geht weiter.
    Das Loch im Basalt wuchs auf zehn Zentimeter Breite. Bis die Silberwand des Pilzdoms zum Vorschein kam, würde es noch dauern. Wie weit ich jedoch entfernt war, ließ sich nicht präzise sagen. Wir verfügten nicht über Meßinstrumente, die den

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