1815 - Die Wiege des Teufels
Kirche?«
Suko grinste mich an. »Wo sonst?«
***
Justus Blake war mit seinem Wagen bis dicht an die Kirche herangefahren. Er hatte den Van an der Hinterseite abgestellt, so jedenfalls fiel er nicht sofort auf.
Er stieg aus, schaute auf seine Uhr, dann gegen den allmählich grauer werdenden Himmel und war zufrieden. Er zumindest hatte seine Zeit eingehalten. Jetzt musste er sich darauf verlassen, dass die anderen es ebenfalls taten.
Aber das stand erst an der zweiten Stelle. Es gab etwas, was wichtiger war. Er öffnete die Heckklappe und holte die Wiege hervor. Er stellte sie ab, schloss die Tür wieder, packte die Wiege dann und schleppte sie auf die Kirche zu.
Es war kein Problem, die Tür zu öffnen. Danach konnte er die Wiege in den Bau hinein tragen. Er nahm den Mittelgang, denn er wollte sie in der Nähe des Altars abstellen.
Als die Wiege endlich stand, atmete er tief durch. Er ging noch zwei Schritte zur Seite und besah sich sein Werk.
Es war in Ordnung. Die Wiege stand so, dass sie nicht störte. Sie sah aus wie immer. Der Totenkopf war da, der Sichtschutz aus braunem Stoff ebenfalls, und er sah auch die rote Decke.
Er war bereit, dem Teufel zu zeigen, wie nahe er ihm stand. Das alles würde in der nächsten Zeit passieren, in der er nicht allein blieb. Seine Verbündeten würden kommen, und sie würden auch das Kind mitbringen, denn die Wiege musste gefüllt werden.
Er umkreiste die Wiege und auch den Altar, bevor er unter die rote Decke griff und eine Kutte hervorholte, die er überstreifte. Sie bestand aus schwarzem, dünnem Stoff.
Er war zufrieden, aber nicht hundertprozentig. Das würde noch kommen, so dachte er, denn er wusste, dass sich seine Wünsche erfüllen würden.
Die Kutte gab ihm die nötige Sicherheit. Seine Verkleidung war schon fast fertig. Es fehlte nur das letzte Detail, die Teufelsmaske, aber die kam erst später an die Reihe.
Er konnte seinen Blick nicht von der Wiege lösen. Sie war das Wichtigste in diesem Spiel. In ihr würde das Opfer liegen, das dem Teufel gehören sollte.
Noch war es nicht so weit. Aber seine Mitstreiter würden es mitbringen. Sie waren Gleichgesinnte. Männer und auch Frauen, denn sie standen alle an seiner Seite. Sie wollten die große Taufe erleben. Erst dann hatte das Kind für sie etwas ungemein Wahres und auch Neues. Die alten Regeln der normalen Kirche überwinden, das war es doch. Alle hassten die Kirche, auch Justus Blake zählte sich dazu, und hätte er die Möglichkeit gehabt, er hätte den Bau nach der Taufe gern einstürzen lassen.
Aber so weit war es noch nicht. Vielleicht ergab sich noch die Gelegenheit, ihn abzufackeln, man konnte schließlich nie wissen. Im Moment jedenfalls hatte er Ruhe und dachte dabei an etwas, das ihm nicht gefallen hatte.
Es gab die beiden Männer.
Den Chinesen und den Weißen.
Beiden hatte er nicht gegenüber gestanden, aber genug von ihnen gehört, sodass sein Misstrauen nicht verschwand. Sie gehörten nicht hierher, dennoch waren sie gekommen. Das musste ja einen Grund haben, und plötzlich konnte er sich vorstellen, dass er der Grund dafür war. Die Kerle mussten irgendwas herausgefunden haben. Oder man hatte ihnen Bescheid gesagt.
Aber wer?
Auch darauf wusste er eine Antwort, war sich aber nicht sicher, ob sie auch stimmte. Er hatte den Verdacht, dass der Priester vor seinem Tod noch geredet hatte.
Es war nicht zu ändern. Fragen konnte er den Mann nicht, denn Tote gaben keine Antworten mehr.
Und so blieb ihm nichts anderes übrig, als abzuwarten und darauf zu hoffen, dass ihre Gruppe stärker war als die beiden Typen.
Im Moment hatte er Ruhe und durchging die Kirche mehrmals. An der Tür blieb er stehen. Das Taufbecken hatte er passiert und es mit keinem Blick bedacht. Die Taufe, die sie durchführen würden, war eine andere.
Dann zog er die Tür auf.
Ja, ein erster Blick reichte ihm. Nicht mehr lange, dann würde es dunkel werden, und er hoffte, dass bis dahin seine Verbündeten hier an der Kirche eingetroffen waren, sodass sie endlich die verschworene Gemeinschaft bilden konnten, weswegen sie sich hier überhaupt treffen wollten.
Sie würde mit zwei Fahrzeugen kommen. In jedem saßen fünf Menschen. Es waren acht Männer und zwei Frauen. Und natürlich auch das Kind, das seine Taufe bekommen würde.
Der Wind hatte aufgefrischt und wehte nicht nur gegen sein Gesicht, sondern auch durch die Kleidung, sodass er ihn auf der Haut spüren konnte.
Es war wie ein Zeichen von der anderen Seite, die
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