1818 - Altar der Teuflischen
später war er froh, dass er unter das Vordach der Pension schlüpfen konnte.
Er schellte.
Hinten dem Glas der Tür sah er eine Bewegung. Im nächsten Augenblick stand die Wirtin vor ihm und schaute ihn an.
»Ach, Sie sind das!«
»Wieso?«
»Ich habe Sie mit Mister Conolly zusammen gesehen.«
»Das stimmt.«
»Gut. Und jetzt wollen Sie zu ihm, nehme ich an.«
»Ja, das wäre toll.«
Karin Winter war weiterhin neugierig. »Ich hörte, Sie hatten auch mit dieser schrecklichen Tat zu tun, von der man im Ort spricht.«
»Ja, Madam. Johnny und ich haben den Toten entdeckt. Aber wir sind nicht die Mörder.«
»Ja, ja, das glaube ich Ihnen. Sonst würden Sie ja nicht vor mir stehen.«
»Genau. Und wo ist Johnny?«
»Nicht hier.«
Tim Doherty erschrak. »Bitte?«
»Ja, er ist nicht hier. Oder glauben Sie, dass ich Sie anlügen würde?«
»Nein, nein, das nicht.« Tim nagte auf seiner Unterlippe. Er war einfach überrascht. Irgendwas musste er sagen und fragte: »Ist Johnny Conolly denn schon lange weg?«
»Kann ich nicht so genau sagen, weil ich nicht auf die Uhr geschaut habe. Aber eine Weile schon.«
»Und Sie wissen auch nicht, wohin er gegangen ist, Mrs Winter?«
»So ist es. Das hat er mir nicht verraten.«
»Das ist schlecht.«
»Warum?«
Tim Doherty schüttelte den Kopf. »Ach, nur so.«
»Ich an Ihrer Stelle würde schon achtgeben. Es ist kaum zu fassen, aber in dieser Stadt läuft ein Mörder herum. Das hätte ich nie gedacht, dass so etwas in Carlow passieren könnte. Das ist wirklich furchtbar.«
Tim nickte. »Gut, Mrs Winter, dann danke ich Ihnen für die Auskünfte. Mich müssen Sie entschuldigen. Ich habe noch zu tun.«
»Das glaube ich«, sagte sie lachend. »Aber schauen Sie mal in den Pubs nach.«
»Mache ich – danke.« Es war zwar ein guter Ratschlag, aber Tim dachte nicht daran, ihn zu befolgen. Er wollte einen anderen Weg gehen, denn nach längerem Nachdenken hatte sich in seinem Kopf eine Idee festgesetzt. Er hatte versucht, sich in Johnny Conolly hineinzuversetzen. Er hatte sich gefragt, was er an dessen Stelle getan hätte.
Es gab nur eine Erklärung.
Die Kirche!
Johnny war jemand, der so leicht nichts auf sich beruhen ließ. Der immer nach vorn schaute, der auch versuchte, einen Fall zu lösen. Er wollte immer alles zu Ende bringen, und das würde er auch in diesem Fall tun. Und wo konnte er das?
In der Kirche.
Bei der Quelle!
Als Tim so weit mit seinen Überlegungen gekommen war, beschleunigte er seine Schritte. Viel Spaß hatte er nicht dabei, aber er würde es durchziehen müssen. Der Polizei wollte er nichts sagen. Man hätte ihn sowieso nicht für voll genommen, wenn er seinen Verdacht geäußert hätte.
Er sah die Kirche bereits, aber sie war durch den Schneefall nur schwach zu erkennen. Der Flockenwirbel war wie ein Vorhang, der vieles verdeckte.
Bei diesem Wetter waren nicht viele Menschen unterwegs, darüber war er froh. So musste er auch mit keinem sprechen. Rasch legte er die letzten Meter zurück.
Tief einatmen. Den Atem wieder unter Kontrolle bekommen, das war für ihn wichtig. Er stand vor der Kirchentür und dachte noch darüber nach, ob er alles richtig gemacht hatte, als ihm etwas auffiel. Auch er war kein heuriger Hase. Tim wusste, wie die Polizei vorging, wenn sie einen Tatort sicherte.
Sie versiegelte ihn. Das war auch hier der Fall gewesen. Aber jetzt war das Siegel gebrochen.
Tims Herz schlug schneller, als er das offene Siegel bemerkte. Dann rann es kalt über seinen Rücken.
Doch dann tat er das, was getan werden musste.
Behutsam öffnete Tim Doherty die Tür, um in die Kirche zu schleichen …
***
Johnny Conolly hielt den Atem an. Jemand kam. Jemand wollte in die Kirche. Aber wer war es?
Es war auch nicht normal, dass jemand um diese Zeit die Kirche aufsuchte, da jeder im Ort wusste, dass sie versperrt war.
Johnny hielt den Atem an. Seine rechte Hand umklammerte die Beretta. Die Haut und der Griff waren schweißfeucht geworden, so hart setzte ihm die Lage zu.
Wer immer die Kirche betrat, er tat es nicht normal. Sonst wäre er schon längst im Inneren Kirche gewesen. So aber waren nur schleifende Geräusche zu hören. Die Tür wurde noch ein Stück nach innen geschoben. Erst dann war der Spalt breit genug, um jemand durchzulassen.
Und dieser jemand kam.
Er schlich. Er hatte sich geduckt, und er richtete sich jetzt auf, nachdem er die Kirche betreten hatte.
Johnny sah alles, auch wenn kein Licht brannte. Er konnte erkennen, dass
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