1819 - Der vergessene Templer
dachte schon …«
Godwin drehte sich zu seiner Frau um. »Was aber nicht heißt, dass John Sinclair nicht involviert ist und nichts mit den Taten zu tun hat.«
»Mit welchen Taten denn?«
»Ich habe zwei Morde gesehen! Begangen von einem Ritter!«
Sophie zuckte zurück. »Was sagst du da?«
»Ja, zwei Morde. Und zumindest ein Opfer hörte auf den Namen Sinclair.«
»Aha.« Sie überlegte. Dann fragte Sophie: »Kannst du dir vorstellen, dass diese Taten etwas mit unserem Freund John zu tun haben?«
»Ja, das erwähnte ich doch.«
»Dann müssen wir was tun!«, drängte sie, beugte den Oberkörper vor und legte die Hände zusammen. »Wir müssen John warnen. Vielleicht ist man auch hinter ihm her.«
»Ja, kann sein.«
»Und du hast es gesehen, Godwin. Das ist Wahnsinn. Das ist einfach verrückt.«
»Ich weiß.«
»Und wo kommt der Ritter her? Hast du dir darüber Gedanken gemacht?«
»Habe ich. Es kann durchaus sein, dass er aus der Vergangenheit stammt.«
Sophies Augen weiteten sich. »Hast du ihn gekannt?«
»Nein.«
»Aber die Szene, die du gesehen hast, spielt in der heutigen Zeit. Oder irre ich mich da?«
»Nein, du irrst dich nicht.« Godwin erklärte ihr, dass er einen Düsenjäger gesehen hatte.
»Na, dann ist es in der Gegenwart passiert.«
Der Templer nickte.
»Aber warum hat mir der Würfel gezeigt, wie der Ritter dort sein Unwesen treibt? Was soll das? Und warum gerade mir?«
»Das hat sicher seinen Grund, Godwin.«
»Und welchen?«
Sophie hob die Schultern an. »Ich habe keine Ahnung, aber wenn ich über den Namen Sinclair nachdenke, dann könnte ich mir auch ein Motiv vorstellen.«
»Ja, richtig.« Godwin schaute auf den Knochensessel. Was so einfach ausgesehen hatte, erwies sich nun als undurchschaubar. Aber sie mussten Gewissheit haben, wobei Sophie der Doppelmord nicht aus dem Sinn ging.
»Wenn die beiden Opfer Menschen mit dem Namen Sinclair waren, dann muss dieser Ritter einen grenzenlosen Hass auf Menschen mit diesem Namen haben.«
»Ja, das stimmt.«
»Dann müssen wir etwas unternehmen, Godwin.«
»Wir?«
»Ja, denn wir …«
»Sind wohl nicht direkt involviert – oder?«, sagte Godwin.
»Ja, das kann man so sagen. Aber es geht dir gegen den Strich, das sehe ich dir an. Du willst etwas tun.«
»Stimmt.«
»Dann tu es. Dann tun wir es …«
»Und wo fangen wir an?«
»Ich weiß es nicht. Wir können nachdenken. Zumindest würde ich John Sinclair kontaktieren.«
Godwin nickte. »Darauf kannst du dich verlassen, ich werde ihn anrufen, und dann bin ich gespannt, ob er schon etwas über den Ritter weiß.«
Sophie lächelte. »Wir sollten uns die Daumen drücken und allen, die Sinclair heißen.«
Mehr brauchte nicht gesagt zu werden …
***
Glasgow!
Kurz bevor die Maschine in den Landeanflug ging, hörte es auf zu schneien. Wir glitten der Landebahn entgegen, setzten auf und rollten in aller Ruhe aus.
Geklappt.
Ich hatte es nicht besonders eilig, blieb noch sitzen und schaute aus dem Fenster. Das graue Rollfeld breitete sich vor meinen Augen aus. Wolken waren auch da. Sie lagen sogar recht tief, und es sah danach aus, als würde es bald wieder anfangen zu schneien.
Mit dem Kollegen Rod Allister hatte ich abgemacht, dass er mich abholen würde. Ich hoffte, von ihm einige Neuigkeiten zu erfahren.
Die Morde hatten mich tiefer getroffen, als ich zugeben wollte. Anscheinend war jemand im Begriff, alle, die den Namen Sinclair trugen, auszurotten. Und da stand ich sicherlich auch ziemlich weit oben auf der Liste.
Ich stieg als Letzter aus der Maschine. Die Pistole gab man mir zurück und wünschte mir viel Erfolg.
»Danke, den kann ich brauchen.«
Wenige Minuten später hatte ich die warme Halle betreten. Mir fiel ein Mann in dunkler Lederjacke auf, der in einer Hand eine graue Wollmütze hielt und dorthin schaute, wo die Fluggäste her kamen.
Das musste Rod Allister sein.
Und er hatte auch mich gesehen und mich sofort richtig eingeschätzt. Er kam mit langen Schritten auf mich zu und blieb kurz vor unserem Zusammentreffen stehen.
»John Sinclair?«
»Das bin ich.«
»Allister, Rod Allister.« Er nahm meine Hand und schüttelte sie kräftig. »Toll, dass wir uns mal kennenlernen.«
»Finde ich auch.« Der Mann stand mir so nahe, dass ich sein Rasierwasser roch.
»Wie sieht es aus, Kollege? Ein Kaffee könnte nicht schaden. Und wir können uns dabei in Ruhe unterhalten. Bei mir im Büro ist es recht hektisch. Im Moment haben wir Platzmangel, weil die
Weitere Kostenlose Bücher