1823 - Totenland
dem es sehr aufgeräumt aussah. Es gab einen Tisch, eine kleine Couch und einen Sessel. Alle Sitzmöbel standen so, dass von den Plätzen auf die Glotze geschaut werden konnte.
Turew hatte sich noch nicht gesetzt. Er starrte uns nur an. Das Gewehr hatte er zur Seite gestellt und wandte sich jetzt an uns.
»Ihr habt Probleme?«
»Ja«, sagte Karina.
»Und ich soll euch dabei helfen, sie zu lösen.« Er grinste und seine Augen funkelten listig. Karina nickte. Ich bemühte mich, so viel zu verstehen, wie ich konnte.
Darauf nahm zumindest Karina Rücksicht, denn sie sprach recht langsam.
»Wenn es geht.«
Oleg nickte. Er schaute sich Karina Grischin genauer an und lächelte. »Du machst einen entschlossenen Eindruck und willst dich auch vom Sumpf nicht abhalten lassen.«
»So ist es.«
»Und jetzt sucht ihr beide jemanden, der euch führen soll. Das wird nicht leicht sein.«
»Aber Sie waren doch Führer.«
»Ach …«, dehnte er, »… das liegt lange zurück. Ein Sumpf kann sich verändern.«
»Der hier auch?«
»Ja, auch er hat sich verändert.«
»Und weiter?«
Ich bekam alles haarklein berichtet. Schließlich, dass sich die Natur immer alles zurückholte, was sich der Mensch nahm. »Und nichts anderes ist hier passiert.«
Karina nickte.
»Dass die Leute auch eine andere Seite kennengelernt haben, ist natürlich etwas anderes«, sagte Turew.
»Kennst du die Insel?«, fragte ich. Um einfache Fragen zu stellen reichte mein Russisch.
»Wieso Insel?«
»Das ist doch eine Insel, von der du gesprochen hast. Eine Insel mitten im Sumpf.«
Er schluckte den Bluff. »Ja, die alte Insel.«
»Genau die.«
»Und was willst du davon wissen?«
»Ist sie unbewohnt?« Diese Frage fiel mir im letzten Moment noch ein.
Er grinste. »Wer wohnt schon im Sumpf?«
»Wäre doch möglich.«
Oleg Turew redete wieder. Jetzt aber sprach er Karina an. Und da redete er so schnell, dass ich nichts verstand. Sie gab auch Antwort. Es war ein schnelles Hin und Her, wobei auch der Begriff Zombie fiel, der wohl auch hier bekannt war. Turew fluchte und schlug mehrmals mit der Faust auf den Tisch.
Karina wartete ab, sodass ich eine Chance sah, ihr eine Frage zu stellen.
»Was hat er?«
»Keine Ahnung. Es könnte sich bei ihm auch um Angst handeln. Ich bin überzeugt, dass er mehr weiß, aber er will es nicht zugeben.«
»Er will also keine Zombies jagen.«
»Das ist noch nicht raus. Er hat mich nur davon gewarnt, wie gefährlich dieser Sumpf ist.«
»Das wissen wir ja. Und was hat er über die Zombies gesagt, die hier im Totenland das Sagen haben?«
»Gar nichts. Oder er ist nicht näher darauf eingegangen.«
»Aber er weiß Bescheid.«
»Klar weiß er das.«
»Sollen wir dann ohne seine Hilfe weitermachen und allein in den Sumpf fahren?«
»Und wohin?«
»Bis zu dieser Insel«, sagte ich. »Sie ist zunächst nur ein Bluff gewesen, aber jetzt weiß ich, dass es sie gibt. Ich habe recht behalten. Und ich kann mir vorstellen, dass sie eine wichtige Funktion innerhalb des Sumpfs ausübt.«
»Das meine ich auch.«
»Dann sollte er uns zumindest den Weg beschreiben.«
Karina nickte. »Ja, du Quälgeist. Ich kann es noch mal bei ihm versuchen.«
»Ich bitte darum.«
Oleg hatte sich inzwischen eine Flasche mit einer klaren Flüssigkeit geholt und setzte sie an die Lippen, um einen langen Schluck zu nehmen. Es war Wodka, und zufrieden wischte er sich die Lippen ab.
»Kann ich wieder mit dir sprechen, Oleg?«
»Immer doch, wenn du vernünftig bist.«
»Das ist Ansichtssache.«
Er hob die Schultern.
»Also hör zu«, sagte Karina, »wir haben nicht aufgegeben, wir wollen die Zombies stellen, verstehst du? Wir wollen alle vernichten. Deshalb sind wir hier. Das müsste doch auch in deinem Sinne sein.«
»Weiß nicht.«
»Hör auf, Oleg. Jeder hier weiß über die lebenden Leichen Bescheid und dass sie hier aus dem verdammten Sumpf kommen, der sich Totenland nennt. Und wenn du einen sehen willst, dann geh ins Gasthaus, aus dem wir gekommen sind. Da liegt ein vernichteter Zombie. Und die Kugel hat ihm mein Freund in den Kopf geschossen.«
Er schaute mich an. Ich hatte nicht alles verstanden, das Wichtige schon, und jetzt war ich gespannt auf seine Reaktion.
Er sagte nichts. Er suchte wohl nach Worten, und deshalb formulierte ich eine Frage.
»Kennst du sie? Bist du ihnen begegnet? Oder hast du einen von ihnen schon mal den Kopf weggeschossen mit deiner Kalaschnikow?«
Er lachte nur.
»Ja oder nein?«
»Ich
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