1823 - Totenland
weiß, dass es sie gibt.«
»Wunderbar. Dann können wir ja losfahren. Und ich denke, dass es die Insel im Sumpf gibt und du sie kennst.«
Er fluchte nur als Antwort. Ob sie positiv gemeint war oder nicht, das wusste ich nicht. Wir mussten uns auf ihn verlassen. Auch uns machte die Fahrt in den Sumpf kein Vergnügen, aber es gab keine andere Möglichkeit.
Und dann stellte Karina Grischin noch eine Frage. Sie erkundigte sich nach Rasputin.
Oleg Turew zuckte zusammen. »Was hast du gesagt?«
»Rasputin.«
»Und?«
»Hast du hier je was von ihm gehört?«
»Wann? Jetzt?«
»Ja.«
»Habe ich nicht. Ich kenne nur den alten Rasputin aus dem Zarenreich. Er ist doch umgebracht worden.«
»Ja, das erzählt man sich.«
»Mehr weiß ich nicht.«
»Gut, und dann weißt du auch nicht, ob es in dieser Gegend ein Kloster gibt?«
»Nein.« Er lachte. »Hier gibt es kein Kloster. Das brauchen wir hier auch nicht. Wieso denn?«
»Ach, nur so, und den Namen Wladimir Golenkow hast du auch noch nicht gehört?«
»Nein, habe ich nicht. Wer soll das sein? Hat er mal hier in Ostrow gewohnt?«
»Bestimmt nicht«, sagte Karina und nickte ihm dann zu. »Es ist auch egal, wir wollen nur, dass es weitergeht. Und es geht hier um die Menschen. Wir können sie doch nicht den Zombies überlassen, denken Sie mal darüber nach. Auch wenn Sie es nicht zugeben wollen, ich glaube fest daran, dass auch Sie schon die Zombies gesehen haben. Sie kommen aus dem Sumpf, und Sie sind der Spezialist für diese Gegend.«
»Und wenn schon. Mit Zombies will ich nichts zu tun haben.«
»Das brauchen Sie auch nicht, wenn wir sie erledigt haben. Sie müssen vernichtet werden. Oder wollen Sie, dass noch mehr Menschen hier in dem Ort sterben?«
»Nein.«
»Super. Dann sind wir ja einer Meinung. Keine Unschuldigen mehr, die sterben werden. Ist das klar?«
Er lachte nur und winkte ab.
»Ist das so lustig?«
»Nein, aber wir sind nur Menschen, die anderen sind es nicht. Und sie sind uns über.«
»Nicht unbedingt.«
»Mal sehen.«
Als er dann sein Gewehr schnappte, wussten wir, dass es ernst werden würde.
»Gehen wir.«
»Und wohin?«, fragte ich.
»Zu meinem Boot.«
»Na, das ist doch ein Wort …«
***
Oleg Turew wohnte zwar in der Nähe des Sumpfes, aber nicht direkt an seinem Rand, und so mussten wir noch eine gewisse Strecke laufen, um das Ziel zu erreichen.
Zum Glück war es noch nicht dunkel. Der Himmel blieb weiterhin hell und klar, und das konnte nur ein Vorteil für uns sein. Es gab auch keinen Nebel. Für eine Sumpflandschaft nicht unbedingt typisch, aber warum sollten wir nicht auch mal Glück haben?
Außerdem liefen wir nicht quer durch den Ort, sondern mehr an der Seite entlang. Dass der Sumpf nicht mehr weit entfernt war, das rochen wir, und es wirbelten auch erste Mücken durch die Luft. Die würden sich um ein Vielfaches vermehren, aber um diese Zeit hielten sie sich noch in Grenzen. Wir wurden auch nicht von ihnen überfallen.
Links ging es in den Ort, rechts von uns lag das Totenland. Eine breite grünbraune Fläche war es für uns. Hohe Bäume wuchsen dort nicht, es breitete sich dort mehr Niederwald aus.
Man konnte ohne Probleme in den Sumpf hineingehen. Es gab keine bestimmten Wege, die von Menschen geschaffen worden waren und aus Holzbohlen bestanden. Wer in den Sumpf hinein wollte, der musste sich durchkämpfen.
Wir waren noch nicht ganz da und schlichen über einen Weg, der von der Konsistenz her sehr weich war und bereits auf den Sumpf hinwies. Es gab nicht nur Wasser, es war auch genügend feuchter Boden vorhanden, und wir sahen dann so etwas wie eine Schneise, die in das Gelände hineinführte. Die Häuser des Ortes waren zurückgewichen. Zwischen uns und ihnen lagen Grasflächen, die ebenfalls grünbraun schimmerten.
Ich sah, dass Oleg langsamer wurde. Er schaute sich nach uns um und sagte: »Wir haben es gleich erreicht.«
»Sehr gut.«
Er lachte nur über das Lob.
Wir gingen über die Schneise in das Sumpfgebiet hinein. Der Boden blieb in seiner Beschaffenheit gleich, aber weiter vor uns, da schimmerte bereits das Wasser wie ein dunkler Fleck.
Dort mussten wir hin. Nur brauchten wir nicht hineinzugehen, wir gingen ein paar Schritte nach links und erreichten eine auf der Erde liegende, hölzerne Plattform, die bis an das Wasser reichte, und dort lag das Boot.
Es war ein Kahn. Turew hatte ihn grün gestrichen und die beiden Ruderstangen eingeholt. Aber er verließ sich nicht nur darauf, denn der Kahn
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