1823 - Totenland
wiederholte.
»Woher kommst du?«
Die Antwort bestand aus einem röchelnden Laut. Das konnte keinen von uns zufriedenstellen, und Karina hatte sich entschlossen, die nächste Frage konkreter zu stellen.
»Kommst du aus dem Sumpf? Aus dem Totenland?«
Da zuckte er zusammen, und Karina und ich wussten, dass wir auf der richtigen Spur waren.
Er kam aus dem Totenland. Nun mussten wir nur noch Einzelheiten herausbekommen.
Die nächsten Fragen würden sehr wichtig sein, das sah ich auch Karina an, und sie stellte sie mit einer leisen, wenn auch verständlichen Stimme.
Sie ging noch einen Schritt auf ihn zu, fixierte ihn genau und fragte: »Wer kann aus Toten Zombies machen? Wer hat so viel Macht, um das in die Wege zu leiten?«
Er schwieg wieder. Es war auch nicht zu erkennen, ob er die Frage überhaupt verstanden hatte. Er starrte ins Leere oder nach innen. So genau war das nicht festzustellen.
Aber Karina Grischin war eine Frau, die nicht so schnell aufgab. Bisher war noch kein anderer Name gefallen, das allerdings änderte sich jetzt, denn sie stellte die Frage.
»Ist es Rasputin gewesen? Hat er dafür gesorgt, dass du zu einer lebenden Leiche wurdest?«
Karina hatte den Namen so laut ausgesprochen, dass er auch von den Gästen gehört worden war. Und wenn dieser Name in Russland fiel, dann konnte nur eine Person gemeint sein, eine, die jeder kannte, die jeder achtete oder fürchtete.
Das war auch hier nicht anders. Die Gäste reagierten entsetzt, das war ihnen anzusehen. Einen Kommentar gab niemand ab, war aber auch nicht nötig.
Und der Zombie?
Auch er zeigte eine Reaktion. Ein Beweis, dass er Karina verstanden hatte. Er duckte sich leicht und gab ein Knurren von sich. Dabei schüttelte er den Kopf.
Karina schien zufrieden zu sein, wie ihr Nicken andeutete. Sie warf mir einen Blick zu und wollte etwas sagen, als es passierte und uns beide überraschte.
Karina aber mehr als mich. Zudem stand sie näher an diesem Zombie, und der nutzte seine Chance. Mit der rechten Faust schlug er zu. Er hämmerte sie von oben nach unten auf den Kopf der Agentin. Karina wollte zwar den Kopf noch zur Seite drehen, doch das schaffte sie nicht mehr. Karina torkelte zur Seite und hatte Mühe, auf den Beinen zu bleiben.
Das war dem Zombie nicht genug. Wieder röhrte er auf und setzte nach.
Dagegen hatte ich etwas.
Er war einen Schritt vorgegangen, als ich gegen sein Bein trat. Er stolperte nicht und fiel auch nicht zu Boden. Er drehte sich um, um an mich heranzukommen, und schaute in die Mündung meiner Beretta.
Ob er dabei etwas dachte, wusste ich nicht. Das war mir auch egal, ich wollte mir nur nicht den Hals umdrehen lassen. Verfehlen konnte ich ihn nicht. Ich musste die Waffe nur ein wenig anheben.
Noch bevor seine Hände sich um meinen Hals legen konnten, drückte ich ab.
Die Kugel konnte ihn nicht verfehlen. Aus dieser Distanz hätte ihn auch ein Kind getroffen, und ich traf sein Gesicht, denn das hatte ich auch vorgehabt.
Mund und Nase wurden getroffen. Für den Zombie war das absolut vernichtend. Er hielt sich noch für einen Moment auf den Beinen, dann war es vorbei. Er drehte sich zur Seite, ein letzter Laut drang aus seinem Mund.
Dann fiel er zu Boden und blieb bewegungslos liegen …
***
Es wurde still. Niemand gab einen Kommentar ab. Es war auch kein heftiges Atmen zu hören, die Stille in dem Gasthaus konnte schon als beklemmend bezeichnet werden.
Ich sagte ebenfalls nichts und schaute auf Karina Grischin, die sich auf einen leeren Stuhl hatte fallen lassen, dort hockte und einige Male den Kopf schüttelte.
Die Gäste reagierten nicht. Für sie war das alles neu. Erst jetzt nahm ich den Wirt wieder wahr. Er stand hinter der Theke, bewegte seinen Mund, sagte aber ansonsten kein Wort.
Ich ging auf Karina zu und nickte dabei. »Bist du in Ordnung?«, wollte ich wissen.
»Ja, ich kann nicht klagen.« Dann lachte sie. »Hätte nicht gedacht, dass mich eine so tumbe Gestalt noch überraschen könnte. Manchmal muss man eben besser aufpassen.«
»Stimmt.«
»Aber du hast ihn vernichtet.«
Ich nickte.
»Und jetzt haben wir die Last mit der Leiche«, sagte sie, wobei sie ein Lachen nicht verkneifen konnte.
»Mehr die Bewohner hier.«
»Ja, ich werde ihnen sagen, dass sie den Toten erst mal aufbewahren können.«
»Das ist gut.«
Karina strich noch mal über ihre getroffene Stelle, dann stand sie auf und blickte sich um. Sie sah in die Gesichter der Gäste, als wartete sie darauf, angesprochen zu
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