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1824 - Zentrum der Zentrifaal

Titel: 1824 - Zentrum der Zentrifaal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Gemeinschaft war immer nur ein Mann fortpflanzungsfähig, die anderen begnügten sich praktisch mit dem Status seiner Leibwächter und Untergebenen. Der Clanführer war dabei in den meisten Fällen sowohl das klügste als auch das stärkste Individuum.
    Wann immer sich mindestens zehn Männer und sechs Frauen zusammenschlossen, entstand eine neue Gemeinschaft. Clanlosen haftete also nicht für alle Zeit die Stigmatisierung an, sondern es lag an jedem selbst, wann und wie er eine neue Verbindung einging.
    Ich hielt diesen Vorgang für ein evolutionsbedingtes Ausleseverfahren, denn immer nur die stärksten und raffiniertesten Männer erhielten dadurch Gelegenheit, ihre Gene weiterzugeben.
    Bildete sich ein neuer Clan, wurde in einem unbewußten Prozeß der fortpflanzungsfähige Mann bestimmt. Diese Fähigkeit konnte jedoch im Laufe der Zeit verlorengehen, so daß einer der anderen Männer sich zum neuen Clanführer entwickelte. Auf diese Weise war für stete Konkurrenz gesorgt, die ein Sichweiterentwickeln des einzelnen unumgänglich machte.
    Für Caliform, der uns diesen tieferen Einblick in die soziale Struktur seines Volkes mit ebenso knappen Erklärungen nahebrachte, stand von vornherein unverrückbar fest, daß er der Führer des neuen Clans sein würde. Insofern mußten wir uns fragen, ob der unbewußte Prozeß, von dem er gesprochen hatte, doch zu beeinflussen war.
    Jetzt, zur Mittagszeit, schwoll der lärmende Verkehr auf ein fast unerträgliches Maß an. Es schien, als hätte die im Zenit stehende Sonne die Gemüter aufgeheizt.
    Wütendes Schimpfen beherrschte plötzlich die Szene. Vor einer Schatten spendenden Arkade waren mehrere Zentrifaal aneinandergeraten. Offensichtlich einer Kleinigkeit wegen, denn ich sah nichts, was ich als Auslöser des Streits hätte einstufen können.
    Aus dem hitzigen Wortgefecht wurden sehr schnell Handgreiflichkeiten, und im Nu prügelten fast drei Dutzend Zentrifaal aufeinander ein.
    „Nichts von Bedeutung", kommentierte Caliform. „Es geschieht öfter, daß zwei Clans grundlegend verschiedener Meinung sind."
    „... und auf die Weise finden sie heraus, wer von beiden Parteien recht hat?" fragte Bully spitz.
    „Funktioniert eure Rechtsprechung auf ähnliche Weise, oder wie regelt ihr eure Probleme?"
    Caliform blieb uns die Antwort schuldig. Er wechselte lediglich die Straßenseite - wie übrigens eine Gruppe Mocksgerger auch, die entsetzt vor den sich prügelnden Clans zurückschreckte -, indem er sich kurzerhand zwischen den im Schrittempo fahrenden Fahrzeugen hindurchschlängelte. Viele Blicke hefteten sich auf uns, als wir ihm folgten. Das war wie ein Spießrutenlaufen.
    „Sie sehen aus, als würden sie liebend gerne beschleunigen und unsere Knautschzone testen", schnaubte Bully.
    Er schwitzte, als er vor mir die andere Seite erreichte. Das waren fast zweihundert Meter gewesen, eine der Hauptverkehrsadern der Stadt, und so etwas wie sichere Überwege gab es nur an markanten Stellen. Viele Zentrifaal spielten bewußt mit dem Reiz der Gefahr. Überhaupt hing über allem ein Hauch von Repression. Ich spürte es an der Art, wie die Zentrifaal einander begegneten. Vieles von dem, was wir sahen, war Fassade, eine zur Schau gestellte Äußerlichkeit, die eine latente Konfliktbereitschaft nur mangelhaft überdeckte. Die Zentrifaal unterdrückten ihr wahres Ich - sie fürchteten einen Schlag der Galornen gegen ihre Kultur, ein Shifting wie damals, vor rund tausend Jahren.
    „Wann schreiten die Galornen ein?" wollte ich von Caliform wissen.
    Die Frage verwirrte ihn.
    „Vielleicht nie mehr", antwortete er nach einer Weile. „Unser Volk hat sehr lange nichts von den Galornen gehört. Sie können nicht eine ganze Galaxis unter Kontrolle halten, mag sein, daß sie sich längst zurückgezogen haben."
    Er taxierte Bully und mich mit sichtlichem Bedauern.
    „Ihr haltet wirklich an eurer Absicht fest, Galornen zu suchen?" Spott schwang in seiner Stimme mit.
    „Vielleicht", sagte er, und eigentlich klang es, als hätte er „hoffentlich" sagen wollen, „existiert dieses Volk seit Jahrhunderten nicht mehr."
    „Da muß ich dich enttäuschen", widersprach Bully. „Wir haben selbst einen Galornen gesehen. Er starb, und dabei überflutete eine Welle des Friedens und der Glückseligkeit seine Umgebung."
    Caliform verzog das Gesicht in einer nichtzudeutenden Grimasse.
    „A-Gidekaj und sein Killerkomando haben an Bord der CHIIZ getötet", stieß er hart hervor. „Es ist nichts geschehen,

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