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1826 - Das Nebelheer

1826 - Das Nebelheer

Titel: 1826 - Das Nebelheer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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schauen. Ich hatte sie nicht mehr ganz im Blickfeld, weil Drake einen Teil mit seinem Körper abdeckte. Aber ich sah, dass der Reiter sein erhobenes Schwert gesenkt hatte. Das sah ich noch, aber ich wusste nicht, wohin es verschwunden war.
    Jane hatte mehr gesehen als ich und war blass geworden. Und sie hatte nicht grundlos den Ruf ausgestoßen, denn jetzt bekam ich den Grund auch zu sehen.
    Es war Marian Drake.
    Noch stand er gebückt vor dem Bild, er keuchte, er hustete auch. Dann sah ich das Blut, das vor ihm zu Boden tropfte, und plötzlich herrschte Alarmstimmung eins.
    Es konnte sein, dass auch Jane das Blut gesehen und deshalb geschrien hatte. Ich jedenfalls zögerte keine Sekunde, lief zu Drake hin und packte ihn an den Schultern. Er brach zusammen, denn er konnte sich nicht mehr auf den Beinen halten.
    Ich riss ihn vom Bild weg und schaute auf das Gemälde.
    Das Motiv hatte sich verändert.
    Es gab die sieben Reiter noch, aber der Anführer hatte sein Schwert gesenkt, und von seiner Klinge tropfte Blut auf den Boden.
    Ich schaute dann auf den Hausherrn.
    Die Klinge hatte ihn getroffen. Dicht unterhalb der rechten Schulter hatte es ihn erwischt. Da war tatsächlich das Schwert in seinen Körper gedrungen.
    Das war nicht nachvollziehbar. Für mich völlig verrückt.
    Egal, da mussten wir durch.
    Ich konzentrierte mich auf das Gemälde. Neben mir lag Drake am Boden und wimmerte schwach.
    Ich sah, dass der Anführer der Nebelreiter wieder seine alte Position eingenommen hatte. Das Schwert zeigte in die Höhe.
    Jane Collins kam zu mir. Sie schüttelte den Kopf, als sie den am Boden liegenden Marian Drake sah. Er hatte die linke Hand auf seine Wunde gepresst, die sicherlich nicht tödlich, aber wahrscheinlich ziemlich schmerzhaft war.
    »Was machen wir jetzt, John?«
    »Es bleibt dabei. Ich werde das Kreuz einsetzen.«
    »Okay. Aber eines sage ich dir. Sie sind alles andere als harmlos.«
    »Das denke ich auch.«
    Marian Drake lag noch zu nahe an dem Kunstwerk. Jane und ich zerrten ihn davon weg, was nicht einfach war. Wir mussten schon eine ziemliche Kraft aufwenden, bis wir ihn in einen Sessel gewuchtet hatten. Dann trat ich wieder an das Bild heran. Im Hintergrund hörte ich Jane leise mit dem Mann sprechen. Was sie sagten, war nicht zu verstehen.
    Ich kümmerte mich um das Bild.
    Das Kreuz hielt ich bereits in der Hand. Noch gab es eine Distanz zwischen dem Kreuz und dem Kämpfer. Er musste mich gesehen haben.
    Ich hatte das Kreuz, er das Schwert. Ich spürte das Vibrieren des Kreuzes und den leichten Wärmestoß, der von ihm ausging.
    Die Energie des Reiters schwächte ab, das sah ich, aber er riss sich zusammen. Er saß im Sattel, schrie auch einen harten Befehl, dann ritt er an.
    Dann war ich es, der nur staunen konnte. Dabei hatte ich meine stärkste Waffe noch gar nicht eingesetzt, das sollte noch folgen.
    Sollte, aber danach sah es momentan nicht aus. Die andere Seite war schneller. Meine Reaktion schaffte es nicht, etwas zu verändern. Ich verspürte wieder den kalten Hauch, dann hatte ich den Eindruck, als würde sich etwas zusammenziehen, und wenige Sekunden später war von den Reitern im Bild nichts mehr zu sehen. Der Nebel hatte sie verschluckt oder dafür gesorgt, dass sie woanders einen neuen Platz fanden. Zum Beispiel im Wald.
    Was hatte sie vertrieben?
    Es gab nur eine Antwort. Mein Kreuz hatte ihnen nicht gefallen, aber es war auch fraglich, ob sie für immer verschwunden waren. Daran glaubte ich nicht.
    Nur Marian Drake hatte etwas abbekommen. Warum das passiert war, das wusste ich nicht. War er den Reitern nicht mehr gut genug? Das war durchaus möglich, aber so recht konnte ich daran auch nicht glauben. Das hätten sie schon früher haben können. Oder wollten sie ihn dafür bestrafen, dass er uns geholt hatte? Denn wir waren nicht eben Freunde der anderen Seite.
    Jedenfalls war die Leinwand mal wieder leer, als ich auf sie schaute. Ich spürte mein Herz stark klopfen und drehte mich um, als ich ein Keuchen vernahm.
    Drake hatte es ausgestoßen.
    »Ich habe Durst«, krächzte er.
    Jane nickte. »Okay, ich hole Ihnen Wasser.«
    »Ja, das ist gut.«
    Jane verschwand. Ich blieb allein mit Drake zurück, der mir zunickte. Sein Mund stand dabei offen und er atmete keuchend. Es war ein harter Schlag, der ihn getroffen hatte.
    »Und wie sehen Sie die Sache?«, fragte ich ihn.
    Er deutete ein Kopfschütteln an. »Ich weiß es nicht. Sie sind mir über. Sie sind auch Ihnen über. Und Jane ebenfalls.

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