1828 - Spielhölle der Galaxis
daß er verzweifelt nach einem Argument suchte, um sie nicht ernst nehmen zu müssen.
„Mädchen, Mädchen!" Er äffte die Stimme der Bricksen nach. „Manchmal bist du mir direkt unheimlich. Ein so schwaches, zierliches Persönchen spuckt derart große, fundamentale Töne. Kann es sein, daß du dich ein bißchen überschätzt?"
„Nein."
Die Kälte in diesem einen Wort entlockte ihm einen Lidschlag. Dann wandte er sich Engeregs leerem Sessel zu und fragte: „Hast du das gehört, Springer? Ich denke, ja. Bestimmt hat der Geist der BASIS dich verhext, und dein Bewußtsein rast noch immer durch die Gänge der Segmente. Deine Meinung hat Gewicht, Engereg. Genau das ist es. Dein Nachfolger braucht Gewicht. In jeder Hinsicht."
Damit sind die Fronten endgültig klar, dachte Rebekka DeMonn. Oder doch nicht ganz.
Der Sympathie von Eleonore Bricksen war sie gewiß. Daß Albasta seinen Günstling Semin Ekkor favorisierte, hatte sie von Anfang an gewußt. Fehlte noch William Crimson. Erließ nicht erkennen, ob er einen der beiden Kandidaten akzeptierte.
Vielleicht sollte ich euch ein wenig über meine Ausbildung erzählen. Rebekka lachte in sich hinein. Es könnte Wunder wirken.
Albastas Armbandkom gab ein Signal von sich. Der Ertruser erhob sich.
„Die Camelodioten geben endlich auf und schicken sich an, die BASIS zu verlassen. Rebekka, übernimm das! Begleite sie bis zu ihrem Schiff und versuch wenigstens einmal im Leben, einen guten Eindruck zu machen. Und du, Semin Ekkor, drehst jedes Teppichmolekül im ehemaligen Camelot-Büro um und garantierst mir dafür, daß die Kerle keine Mikrospione zurücklassen."
„Alles klar, Chef."
Der Ertruser trampelte davon. Rebekka wartete, bis sich der Fußboden ein wenig beruhigt hatte. Dann machte sie sich auf zum nächsten Transmitteranschluß.
*
Der alte Mann zitterte. Die weißen Haare hingen ihm wirr ins Gesicht. Seine Lippen bebten, und als er die Hand ausstreckte und sie ihr reichte, da faßte sie knochige, fleischlose Finger.
„Wir bedanken uns", murmelte er. „Wir sind froh, daß ihr uns habt gewähren lassen. Es ist nicht selbstverständlich."
„Schon gut", sagte Rebekka rasch. „Wir können es uns nicht erklären, wie es dazu kam. Von einem Streit zwischen Olaf Grindgen und Engereg war uns nichts bekannt."
Der alte Mann schüttelte den Kopf. Zwei Tränen stahlen sich aus seinen Augen und zogen feuchte Spuren über die Wangen.
„Es war kein Streit. Eher die Kurzschlußhandlung eines der Anwesenden. Wir haben keine Spuren eines Fremdverschuldens gefunden."
In gewisser Weise erleichtert uns das. Wir sind darum bemüht, unseren Gästen eine möglichst ungestörte und attraktive Atmosphäre zu vermitteln. Ein solcher Vorfall ist nicht gerade dazu angetan, Vertrauen zu fördern. So etwas könnte ja jedem passieren. Die Geschäftsleitung wäre euch dankbar, wenn ihr den Vorfall diskret behandeln würdet."
„Diesen Gefallen tun wir gern. Niemand wird etwas erfahren."
„Herzlichen Dank."
Rebekka DeMonn begleitete die Gruppe bis zum Hangar und nickte den Männern und Frauen zum Abschied zu. Die Mitglieder der Delegation trugen ohne Ausnahme hellblaue Kombinationen mit weißen Gürteln und ebensolchen Stiefeln. Weiß war die Farbe der Reinheit und der Unschuld.
„Was ist mit eurem Chef?" fragte sie den letzten, der das Schott durchquerte. „fas Ganze scheint ihn sehr mitgenommen zu haben."
„Kein Wunder. Es ist Erik Grindgen. Er hat seinen einzigen Sohn verloren."
„Richte ihm mein aufrichtiges Beileid aus."
„Geht in Ordnung."
Das Schott schloß sich und entzog sie ihren Blicken.
Kein einziges Wort hatten sie über eine Neueröffnung verloren. Das Camelot-Büro in der BASIS mußte so etwas wie ein Experiment gewesen sein. Die Verantwortlichen auf Camelot schienen es nicht fortsetzen zu wollen.
Oder sie hatten einfach keine Zeit dazu. Der Druck der Tolkander auf die Völker der Milchstraße war zu groß. Auf Camelot, so hieß es, arbeiteten hochkarätige Wissenschaftler mit Hochdruck an Waffen gegen den Tangle-Scan und den Stottereffekt der Igelschiffe.
Rebekka eilte auf dem schnellsten Weg in ihre Unterkunft.
Etwas war faul bei der Sache mit der Explosion im Camelot-Büro. Sie glaubte nicht an einen Unfall oder einen Selbstmord. Jemand hatte die Spuren verwischt. Wer hatte eher dazu Gelegenheit als einer, der in der BASIS lebte? Rebekka war erfahren genug, um die vordergründigen Umstände eines Ereignisses außer acht zu lassen.
Im
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