1830 - Der Tod lässt grüßen
schwachen Singen. Ich hob ab und hoffte, dass es Harry Stahl war, der mich anrief, um mir eine gute Nachricht zu überbringen.
Es war tatsächlich Harry Stahl, der etwas von mir wollte.
»Hallo, John, ich bin es nur.«
»Weiß ich, Harry. Und?«
Es war zunächst mal ein Seufzer zu hören. Dann erklang wieder die Stimme, und die hörte sich nicht gut an.
»Ich stehe hier in der Wohnung des Bruders. Frank Decker ist leider tot. Man hat ihn auf eine schlimme Art und Weise umgebracht. Der Killer hat dem Opfer das Genick gebrochen.«
»Und du hast keine weiteren Spuren entdeckt, Harry?«
»Nein, nicht hier im Raum. Aber mir ist zuvor etwas aufgefallen, das schon.«
»Und was?«
»Das war noch, als ich vor dem Haus stand. Da hatte ich eine ungewöhnliche Begegnung mit einem noch recht jungen Mann.«
»Den du aber nicht gekannt hast.«
»So ist es.«
»Dann raus damit.«
Harry Stahl ließ sich nicht lange bitten. »Er hat mir nichts getan, aber ich gehe mal davon aus, dass er der Killer gewesen ist. Zumindest aber etwas darüber weiß.«
»Kann sein. Aber wie sah der junge Mann denn aus?«
Harry musste etwas nachdenken, bevor er mir eine recht genaue Beschreibung gab. In jeder Sekunde, die verging, stieg bei mir der Alarmpegel höher. Als er nichts mehr sagte, da wusste ich Bescheid, denn nach Harrys Beschreibung konnte es sich nur um Matthias handeln, und das war schlimm.
Matthias war der berühmte Wolf im Schafspelz. Wer ihn nicht kannte, der konnte ihn für einen jungen Priester oder Mönch halten. In Wirklichkeit war er genau das Gegenteil davon.
Er stand auf der anderen Seite. Er war mächtig und zugleich gnadenlos. Und das hatte auch das absolut Böse so gesehen und ihn zu seinem Helfer gemacht. So war Matthias der erste menschliche Diener des Luzifer hier auf Erden.
»Ich kenne ihn, Harry.«
»Und wer war es?«
»Matthias!«
Harry Stahl schwieg. Ich ging davon aus, dass er überrascht war, denn der Name musste ihm ein Begriff sein, weil ich ihn in seiner Gegenwart schon öfter erwähnt hatte.
»Hast du es gehört?«
»Ja, John. Und auch begriffen.« Er atmete schwer. »Da ist etwas in Bewegung geraten, das wir uns beide nicht wünschen können.«
»Das sehe ich auch so.«
Er fragte weiter. »Und hast du eine Idee, was wir unternehmen können?«
»Im Moment nicht.«
»Weißt du denn, um was es geht?«
»Nein, Harry.«
»Dann sehen wir dumm aus. Ich stehe hier jedenfalls auf dem Schlauch. Da wird ein Killer losgeschickt. Der erledigt auch seinen Job und kommt kurz danach um. Aber er wird nicht gekillt, sondern killt sich selbst, als wäre etwas in seinem Körper explodiert. Das habe ich von dir. Und jetzt muss ich fragen, wer dahintersteckt.«
»Ich weiß es nicht.«
»Und was ist mit diesem Matthias?«
»Keine Ahnung. Man kann ihn nicht kontrollieren. Und er kann überall sein.«
»Das heißt, dass wir es mit einem internationalen Fall zu tun haben. Oder sehe ich das falsch?«
»Siehst du nicht. Die Hölle kennt keine Grenzen.« Ich lachte leise. »Das weißt du doch auch.«
»Klar. Ich weiß nur nicht, wie es weitergehen soll. Ich denke, dass es noch mehr Morde geben wird und wir erst wieder eingreifen können, wenn wir eine Spur haben.«
»Das ist leider wahr.«
»Siehst du denn eine, John?«
Ich verneinte.
»Okay, da können wir uns die Hand reichen. Ich werde jedenfalls die Augen offen halten. Außerdem muss ich mit meiner Dienststelle telefonieren und auch mit der örtlichen Polizei, was man bestimmt nicht bejubeln wird.«
»Das glaube ich auch.«
»Dann bis später, John.«
»Ja. Alles Gute.«
Ich war sehr nachdenklich geworden, was auch Suko merkte, deshalb ließ er mich mit Fragen in Ruhe.
Ich sah ihn trotzdem an.
»Was ist denn, John?«
»Du hast alles gehört?«
»War ja nicht zu überhören.«
»Was denkst du?«
Sukos Miene verfinsterte sich. »Was soll ich schon denken? Dass die andere Seite alle Trümpfe in den Händen hält und wir nur dumm aus der Wäsche schauen.«
»Das ist auch meine Meinung.«
»Kann man das ändern?«
»Das müssen wir ändern.«
»Dann lass dir was einfallen.«
Ich senkte den Blick. »Im Moment bin ich überfragt. Ich weiß nicht, wo wir ansetzen können. Klar, wir können Matthias fragen, denn ich denke, dass er derjenige ist, der hinter allem steckt und dann seine Fäden zieht.«
»Den treiben wir nicht auf«, sagte Suko.
»Da hast du recht.«
»Dann warten wir bis zum dritten Mord?«
Ich sprach nicht dagegen. »Es wird
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