1832 - Der City-Dämon
normalen Welt auf, hatte aber den Eindruck, dass sie sich immer weiter von mir zurückzog und es hier zu einem Austausch kam.
Das war mir nicht neu. Ich kannte mich da aus. Es konnte sein, dass ich jetzt an einer Grenze zwischen zwei Dimensionen stand und leicht auf die andere Seite geschoben werden konnte.
Tat sich was?
Ja, ich war nicht mehr allein. Die Luft um mich herum war von seltsamen Geräuschen erfüllt. Ich glaubte auch, ein hartes Lachen zu hören, kümmerte mich aber nicht weiter darum, sondern suchte nach dem Verursacher des Lachens.
Er war nicht zu sehen. Noch war das Unsichtbare stärker als das Sichtbare. Aber ich glaubte zu wissen, dass ich jemanden gestört und ihm die Ruhe genommen hatte.
Das Feuer entstand blitzschnell. Ich hatte keine Funken fliegen sehen, aber auf einmal waren die Flammen da. Sie waren mir so nah, dass sie mich hätten verbrennen können, aber das geschah nicht. Ich spürte nicht mal ihre Wärme, und da kam mir die Idee, dass ich es mit einem magischen Feuer zu tun hatte.
Es tanzte vor mir. Ich überlegte, ob ich es löschen sollte, was ich jedoch nicht tat. Ich war mir nicht sicher, ob das Kreuz es schaffte, ohne dass ich mich verletzte. Ich wollte erst mal sehen, was die andere Seite mit mir vorhatte.
Die Flammen blieben. Sie zuckten, sie tanzten. Sie waren mal höher, dann wieder niedriger, wirkten wie ein normales Feuer, aber das waren sie nicht.
Und dann öffneten sie sich. Es war kaum zu fassen, aber ich sah es überdeutlich. Innerhalb des senkrechten Feuers erschien eine Gestalt.
Aus dem Nichts war sie entstanden, und ich bekam zum ersten Mal denjenigen zu sehen, von dem mir der Hausmeister berichtet hatte.
Ja, er war es.
Der Dämon mit dem Gorillagesicht. In der Flamme reckte er sich, sodass sein Oberkörper zum Teil aus der tanzenden Flamme hervorragte. Das war wirklich eine Fratze, die mir da präsentiert wurde. Sie sah dunkelbraun und irgendwie borkig aus, und aus der Stirn wuchsen zwei Hörner schräg nach oben. Der Körper war nackt, aber er trug trotzdem etwas an sich.
Das waren die Schlangen, die sich um seinen Hals gewickelt hatten und ebenfalls an verschiedenen Stellen um die Arme.
Er war gekommen, um sich zu zeigen. Ich brauchte nur einen langen Schritt vorzugehen, um in seine unmittelbare Nähe zu gelangen.
Das tat ich nicht. Etwas hinderte mich daran. Ich hatte das Gefühl, dass wir trotz der Nähe weit voneinander entfernt standen. Wir hielten uns in zwei verschiedenen Welten auf.
Er starrte mich an. Wenn man von einem bösen Blick sprechen konnte, dann traf das bei ihm zu. Seine Augen leuchteten in einem kalten Rot. Sein Maul war breit und lippenlos, halb geöffnet und im Hintergrund gloste ebenfalls etwas in einem tiefen Rot.
Ich tat nichts. Er tat auch nichts. Und wenn ich ehrlich war, gefiel mir das nicht. Ich wollte, dass es schon jetzt zu einem Finale kam, und deshalb holte ich mein Kreuz hervor, zog aber auch die Beretta. Die Kette des Kreuzes hatte ich um mein Handgelenk gewickelt, das Kreuz selbst baumelte etwas darunter.
Es war alles normal. Zu normal. Und das irritierte mich. Denn das Kreuz hielt sich mit einer Reaktion zurück, was nicht in meinen Kopf wollte. Es war schwer zu begreifen, warum das passierte.
War es ausgeschaltet?
Daran glaubte ich nicht. Hier musste etwas ganz anderes ablaufen, und ich hatte auch einen bestimmten Verdacht. Jetzt wollte ich nur den Test machen.
Ich schoss auf die Gestalt!
Der Knall des Schusses ließ mich zusammenzucken, und ich sah auch, dass ich getroffen hatte, aber das Phänomen schlug eiskalt zurück.
Getroffen heißt nicht erschossen. Die Kugel war durch seine Gestalt hindurchgegangen.
Ein Hammer. Damit hatte ich nicht gerechnet, aber jetzt wusste ich Bescheid.
Die Gestalt war eine Halluzination. Eine Fata Morgana, die sich nicht in meiner Welt befand, sondern in einer anderen Dimension ihren Platz hatte.
So etwas gab es. Ich hatte es schon öfter erlebt und hier war es nicht anders.
Und dann war die Erscheinung weg. Das geschah von einem Augenblick zum anderen. Ich starrte mein Kreuz an, das überhaupt keine Reaktion zeigte. Für mich war es der Beweis, dass ich mich nicht geirrt hatte, und darüber war ich froh.
Gern hätte ich versucht, einen Kontakt mit der anderen Seite zu bekommen, doch das war jetzt vorbei. Dann fragte ich mich, wie ich das Erscheinen deuten sollte.
War es eine Warnung? Eine Provokation? Ich wusste es nicht. Ich legte mich darauf fest, dass es ein Test
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