1833 - Das Killer-Buch
nicht fassen, dass sie Blutsauger gewesen sein sollen«, sagte der Einsatzleiter, ein breitschultriger Mann mit rostroten Haaren.
Ich lächelte ihm zu. »Glauben Sie mir, es ist so gewesen.«
»Natürlich glaube ich Ihnen. Sie sind John Sinclair, und Ihnen eilt ein Ruf voraus.«
»Nun ja, so kann man es auch sehen«, sagte ich mit müder Stimme und schüttelte den Kopf.
Die Leichen wurden weggeschafft. Suko und ich kletterten in den Waggon, weil wir dort nach Hinweisen suchen wollten, doch es gab keine, die uns zu Justine Cavallo geführt hätten. Es war schon frustrierend. Aber wir konnten auch davon ausgehen, Menschen gerettet zu haben, denn die Vampire hätten sich bestimmt noch in dieser Nacht ihre Beute geholt.
Es war noch vor Mitternacht, als wir uns verabschiedeten und uns zurückzogen. Wenn noch Fragen zu beantworten waren, sollte man sich an unsere Abteilung wenden.
»Machen wir.«
»Gut, dann sind wir weg. Wir können Ihnen auch bei der Identifizierung helfen.«
»Ich komme darauf zurück.«
Keiner von uns wusste, wie die Vampire hießen. Ausweise hatten sie nicht dabei gehabt, und es war auch fraglich, ob sie überhaupt aus London stammten. Wir hatten unseren Job gemacht.
Als wir den Wagen erreichten, sagte Suko: »Du siehst aus, als hättest du noch Durst.«
»Habe ich auch.«
»Gut, dann gönnen wir uns einen Schluck.«
Seit einigen Jahren gab es keine unbedingte Sperrstunde mehr in London. Die Pubs hatten also länger auf, und wir fanden einen, der einigermaßen leer war und auch ein recht ziviles Publikum hatte.
Suko trank Wasser, ich gönnte mir ein Bier, das wunderbar kalt in meine Kehle zischte.
»Und?«
Ich nickte Suko zu. »Das haben wir uns verdient.«
»Sicher. Und glaubst du, dass der Fall damit beendet ist?«
»Das denke ich doch.«
»Keine Spur zu Justine Cavallo?«
»Nein, Suko, die ist verdammt schlau und kappt alles. Das kannst du mir glauben.«
»Okay, dann können wir ja ausschlafen.«
»Ich habe nichts dagegen.«
Suko hob sein Glas an. Ich meines auch, und beide Gläser stießen zusammen.
Wir hatten mal wieder gewonnen, nur das zählte, und beide hofften wir, dass es noch eine Weile so blieb …
***
Knapp eine halbe Stunde später waren wir zu Hause. Im Flur verabschiedeten wir uns. Jetzt war auch ich froh, mich ins Bett legen zu können, denn irgendwann brauchte auch ich den Schlaf.
In der Wohnung erwartete mich niemand. Das haben Single-Haushalte eben so an sich.
Ich machte Licht und stellte fest, dass ich doch recht verschwitzt war. Eine Dusche würde nicht schaden.
Ich war schon halb ausgezogen, als sich mein Telefon meldete. In der Stille hörte sich das Geräusch lauter an als gewöhnlich, und ich dachte darüber nach, ob ich mich überhaupt melden sollte.
Dann siegte meine Neugierde. Ich hob ab, sagte aber meinen Namen nicht. Wer um diese Zeit anrief, der brauchte entweder Hilfe oder Rat. Aber er konnte auch ganz andere Gründe haben.
»Sinclair?«, hörte ich eine Stimme mit einem fremdländischen Klang.
Ich stellte eine Gegenfrage. »Wer ist denn da?«
»Das spielt keine Rolle.«
»Aha. Und weiter?«
»Ach ja, weshalb ich anrufe, ich kenne das Datum, an dem du sterben wirst …«
***
Ich tat nichts, fragte mich aber, ob ich mich verhört hatte. Ich wollte auf Nummer sicher gehen und erkundigte mich, ob ich mich vielleicht verhört hatte.
Die Antwort blieb aus. Ich konnte sie auch nicht bekommen, denn die Leitung war tot.
Für eine Weile blickte ich noch den Hörer an, danach legte ich ihn auf. Ich hatte mich duschen wollen, das wollte ich auch jetzt noch und ging ins Bad. Aber mein Kopf war nicht frei, ich musste immer wieder an den Anruf denken, der mich zu so später Stunde erwischt hatte. War er ein Scherz? Musste ich ihn so auffassen?
Ich konnte es drehen und wenden, wie ich wollte, als einen Scherz wollte ich ihn nicht ansehen. Nicht bei mir. Nichts bei dem, was ich tat. Das war kein Scherz, dahinter steckte mehr, davon war ich überzeugt.
Ich spülte mir den Schaum vom Körper und verließ die Dusche. Nein, ich war nicht locker – auch dann nicht, als ich im Bett lag. Immer wieder wirbelten die Gedanken durch meinen Kopf.
Ich kenne das Datum, an dem Sie sterben werden – so hatte man es mir gesagt. Und wenn ich ehrlich war, hatte sich der Sprecher angehört, als ob er es ernst gemeint hatte.
Und auch den fremdländischen Akzent hatte ich nicht vergessen. Der Sprecher hatte sich nach einem Franzosen angehört, und wenn ich an
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