1833 - Das Killer-Buch
trank noch zwei weitere Tassen Kaffee, Glenda sprach zwischendurch von einem Mittagsessen bei Luigi, aber ich hatte dafür kein Ohr. Meine Gedanken drehten sich um andere Dinge, die ich hoffentlich bewältigen konnte.
Wieder erschien Glenda und meinte: »Der Hundesohn macht euch ganz schön fertig, wie?«
»Mich«, präzisierte ich. »Suko ist außen vor.«
»Das kann sich ändern, John.«
»Erst mal bin ich an der Reihe, und dann warten wir einfach mal ab. Er muss aus seinem Loch kommen.«
Und das kam er tatsächlich, denn wieder klingelte das Telefon. Das konnte nur er sein, das hatte ich im Gefühl.
Ich hob nicht sofort ab, sondern ließ mir etwas Zeit.
Ja, er war es, er sprach, und er lachte dabei.
»So, hier bin ich wieder. Du glaubst gar nicht, wie sehr ich mich freue. Es ist vorzüglich und …«
»Komm zur Sache.«
»He«, beschwerte er sich. »Sei nicht so ungeduldig, mein Freund. Es geht alles der Reihe nach. Deine Todesstunde steht fest und …«
»Dann will ich sie wissen!«, fuhr ich ihm in die Parade.
»Kann ich mir denken.« Er kicherte. »Aber so einfach ist das nicht. Du hast noch einen kleinen Weg vor dir, ehe ich mich dazu entschließen werde, sie dir zu verraten.«
»Okay, ich habe verstanden, muss mich aber dann fragen, warum du überhaupt angerufen hast.«
»Weil es wichtig ist.«
»Für wen?«
»Für dich.«
»Aha«, sagte ich und setzte eine Frage nach. »Warum ist es denn so wichtig für mich?«
»Weil ich dir beweisen werde, dass ich nicht geblufft habe. Du wirst erleben, dass jemand stirbt, und zwar zu einem genau festgelegten Zeitpunkt.«
»Und den kennst du auch?«
»Sicher.«
»Wann ist er denn, wenn ich mal so direkt fragen darf?«
»Ja, das darfst du. Um elf Uhr dreißig am Hyde Park. Speakers Corner.«
»Und was geschieht dort?«
»Lass dich überraschen und nimm ruhig dein Handy mit. Kann sein, dass du es brauchen wirst.«
Ich wollte noch etwas sagen, doch dazu kam ich nicht, weil der Anrufer aufgelegt hatte. Ich hatte mich bei diesem Telefonat auch auf die Stimme konzentriert, und der französische Akzent war nicht zu überhören gewesen.
Suko und ich schauten uns an. Es war die Reihe an mir, eine Entscheidung zu treffen.
»Und?«, fragte Suko.
Ich sagte: »Worauf warten wir noch? Der Hyde Park ruft.«
»Dann gehst du davon aus, dass er nicht geblufft hat?«
»So ist es.«
Wir sagten nichts mehr, denn jetzt ging es einzig und allein darum, dass wir handelten. Ob wir wirklich etwas erreichen würden, stand in den Sternen …
***
Wir waren mit dem Rover gefahren, hatten uns durch den Verkehr gequält und sogar einen Parkplatz gefunden, und zwar nahe der französischen Botschaft.
Eigentlich war das Parken dort nicht erlaubt, aber es gab auch Polizisten in der Nähe, die die Botschaft bewachten, und einer dieser Kollegen hatte uns einen freien Platz zugewiesen, was perfekter nicht hätte sein können. Der Kollege war dann froh, dass wir uns entfernten, er hatte schon Angst, dass etwas mit der Botschaft war.
»Nein, nein, wir müssen in den Park«, sagte Suko.
»Dann viel Spaß. Das Wetter spielt ja mit.«
An der Südseite des Parks gingen wir entlang. In Höhe des Landborough Hotel konnten wir bereits einen Blick auf Speakers Corner werfen. Es war die Südostecke des Hyde Parks und weltbekannt. Hier konnte jeder, der etwas zu sagen hatte, seine Meinung loswerden, was auch viele Menschen taten. Es gab immer wieder Zuhörer, und nicht alle waren nur neugierig oder harmlos.
Es gab auch Menschen, die dem Geheimdienst angehörten und sich ihre Notizen machten. Man vermutete auch Terroristen unter den Sprechern, die sich als harmlos getarnt hatten, tatsächlich aber gefährliche Botschaften unter das Volk bringen wollten.
Auch jetzt war ein Mann dabei, seiner Unzufriedenheit über Gott und die Welt lautstark Ausdruck zu verleihen. Er schimpfte auf das Establishment und auf die Menschen, die andere verfolgten, weil sie nicht so aussahen wie die meisten.
Es hörten ihm einige Leute zu. Die meisten von ihnen grinsten, nur ein paar wenige ließen sich von seinen Worten faszinieren.
Als wir ihn sahen, erlebte ich eine kleine Enttäuschung. Ich hatte mit einem Typen gerechnet, der so etwas wie ein Gotteskrieger hätte sein können, was er aber nicht war, denn er sah wie das glatte Gegenteil aus. Seine Hautfarbe war weiß, seine Haare hell, und vom Alter her mochte er knapp an die zwanzig Jahre alt sein. Wenn er sich beim Reden zu sehr anstrengte,
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