1833 - Das Killer-Buch
auf das Gleis und hielt. Menschen stiegen aus, andere ein, dann rollte der Zug wieder an.
Boulain bekam wieder freie Sicht. Die Polizisten waren noch immer da.
Sie untersuchten zum x-ten Mal den Tatort, würden aber weiterhin nichts finden.
Die beiden anderen Bullen hatten sich zurückgezogen. Klar, man brauchte sie dort nicht mehr, und für Pierre Boulain war dies ein guter Zeitpunkt, sich mal wieder bei den Leuten zu melden.
Er wollte die andere Seite nervös machen, denn nur wer nervös war, der beging auch Fehler …
***
Wir waren wieder zu Hause. Wer uns kennt, der weiß, dass damit das Büro gemeint ist, das von einer guten Fee namens Glenda Perkins verwaltet wird.
»Oh«, sagte sie nur.
»Was meinst du damit?«, fragte Suko.
»Nun ja, ich sehe euch an, dass ihr keinen Erfolg gehabt …«
»Stimmt nicht«, sagte Suko.
»Ach was? Erzähl mal.«
»Es war ein halber Erfolg.«
Ich hatte mich von den beiden entfernt und war schon in unser Büro gegangen. Wie ich Glenda kannte, hatte sie mir meinen Frust angesehen, und sie würde bald erscheinen, um zu fragen, was es gegeben hatte. Suko kam mit Glenda im Schlepptau.
»He, Geisterjäger, hat man dir die Suppe versalzen?«
»So ähnlich.«
Glenda winkte ab. »Suko hat mir schon einiges erzählt. Ihr müsst euch keine Vorwürfe machen. Ihr hättet die Frau nicht retten können. Das ist nun mal so.«
»Weiß ich nicht«, erwiderte ich.
Glenda übernahm erneut das Wort. »Sieh du mal lieber zu, dass euch der Fall nicht entgleitet.«
»Da mach dir mal keine Sorgen.«
»Aber du weißt nicht, wie es weitergeht«, sagte Glenda.
»Im Moment nicht.«
»Hast du nicht auch das Gefühl, dass dir der Tod nahe ist?«
»Nein, das habe ich nicht.«
»Na ja.« Sie hob die Schultern. »Dann kann ich euch beiden auch keinen Rat geben.«
Ich erwiderte nichts und lehnte mich im Sessel zurück. Dann streckte ich meine Beine aus und stieß nicht mit den Fußspitzen gegen Sukos Füße, denn der hatte seine Beine angezogen.
»Bis später«, sagte Glenda und ging wieder in ihr Vorzimmer.
Suko blickte mich über den Schreibtisch hinweg an. »Und was haben wir erreicht?«
»Nichts.«
»Genau. Keine Spur. Und die andere Seite hält uns am Wickel. Ich kann mir sogar vorstellen, dass man uns auf dem Bahnsteig beobachtet hat.«
»Das kann schon sein.« Ich legte meine Stirn in Falten und sagte dann: »Mir geht dieser kurze Spruch nicht aus dem Kopf.«
»Du meinst: erst lesen, dann sterben.«
»Ja, was sonst.«
Suko verzog die Lippen. »Das kann nur auf ein Buch hindeuten. Und zwar auf ein bestimmtes.«
»Weiß ich. Wobei ich davon ausgehe, dass sich auch mein Name darin befindet.«
»Und wer hat es geschrieben?«
»Keine Ahnung.«
»Unser Freund Asmodis vielleicht?«
»Weiß ich nicht.«
»Du würdest die Vermutung aber nicht völlig ausschließen?«
»Nein.«
Glenda kam und brachte Kaffee. Für Suko hatte sie sogar einen Tee gekocht.
»Danke, das ist toll«, lobten Suko und ich wie aus einem Mund.
»Ich muss euch müde Krieger doch wach bekommen.«
»Da sagst du was.« Ich hob meine Tasse an und trank wieder Glendas Göttergetränk. »Der ist dir mal wieder toll gelungen«, sagte ich.
»Danke.«
Auch Suko war angetan, denn er lächelte und zwinkerte Glenda zu.
»Und ihr habt im Moment Sendepause?«, fragte sie.
»Bei deinem Kaffee immer.«
»Hau nicht so auf den Putz, John.«
»Tu ich nicht.«
Glenda hob die Schultern. »Ich weiß auch nicht weiter. Aber er wird sich ja noch mal melden.«
»Das hoffe ich«, sagte ich nur.
Ein nochmaliges Verhör des Mörders würde nichts bringen. Da hatte jemand sehr feine Fäden im Hintergrund gesponnen.
»Was machen wir, John?«
»Warten.«
»Und worauf?«
»Auf meinen Tod.«
Suko schüttelte den Kopf.
Das ließ ich nicht gelten und sagte: »Auch ich bin dran, hast du das vergessen?«
»Nein, das habe ich nicht, aber ich halte es eher für einen Witz.«
»Aber ich nicht.« Mit der flachen Hand schlug ich auf den Schreibtisch. »Er wird es versuchen.«
»Wer ist er?«
»Oder man wird es versuchen.«
»Aha. Das gefällt mir schon besser.«
Ich wusste es nicht. Ich wusste auch nicht, wie ich an den Unbekannten heran kam. Wenn er sich nicht selbst meldete und zeigte, sah es schlecht für uns aus.
Das konnte auch ein Trick von ihm sein. Sich nicht zu zeigen und mich im Ungewissen lassen, das konnte bedeuten, dass er einen Nervenkrieg begonnen hatte. Möglicherweise hatte er vor, mich verrückt zu
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