Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

1833 - Trokans Tor

Titel: 1833 - Trokans Tor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
Vom Netzwerk:
reden", gab die Mahnerin zurück. „Du wolltest es nicht."
    Presto Go ging nicht darauf ein.
    „Wie ich höre, machst du nicht nur gemeinsame Sache mit diesen Dämonen, du bist auch maßgeblich an dem Einsatz besonders Befähigter beteiligt, die Mutanten oder PSI-Begabte genannt werden."
    Die beiden unübersetzbaren Worte drückte sie in widerwilligem, aber einwandfreiem Interkosmo aus.
    Caljono Yai konterte sofort: „Wie ich höre, sprichst du inzwischen auch ihre Sprache."
    „Selbstverständlich, denn nur so kann ich den Charakter der Fremden ergründen. Ich muß verstehen lernen, aus welchen Wörtern ihre Sprache besteht, wie sie die Sprache anwenden und ob sie das auch meinen, was sie sagen. Und ich muß sagen, das alles gefällt mir nicht. Es überzeugt mich nur immer mehr."
    „Du siehst immer nur eine Seite", warf Vej Ikorad ruhig ein.
    „Ich sehe die sichtbare Seite - und die unsichtbare", widersprach Presto Go. „Selbst ihr könnt nicht leugnen, daß sie unser Leben vollkommen durcheinanderbringen und unsere Werte erniedrigend herabsetzen."
    „Sie haben viel Gutes getan", verteidigte Caljono Yai die Terraner. „Ohne sie wäre unsere Welt zum Untergang verurteilt gewesen."
    „Weshalb sagst du nicht Trokan?"
    „Du bist boshaft."
    „Ach, ich bin boshaft?" Presto Gos Nas-Organ zog sich zornbebend nach oben.
    „Ja, boshaft", unterstützte der Sprecher der Neuen Realisten die abtrünnige Mahnerin.
    Die menschlichen Worte unfair oder ungerecht hatten im Hoch-Herrod keine Entsprechung, da es keine Institutionen gab, die die Gerechtigkeit abwägten und Urteile fällten. Wenn sich jemand also danebenbenahm und ungerechtfertigte Vorwürfe machte, wurde er schlicht als boshaft bezeichnet. Dieses Wort wurde nicht oft ausgesprochen, da die Herreach selten eine derart emotionale Spannung untereinander aufbauten.
    „Wir verdanken den Terranern unser Leben, und wir brauchen ihre Unterstützung auch weiterhin, bis die Welt sich den neuen Verhältnissen angepaßt hat."
    „Gehört dazu auch ihre Kleidung?" Presto Go deutete auf Vej Ikorads weißes Kapuzengewand.
    „Wie du siehst, trage ich sie nicht!" sagte Caljono Yai heftig. „Du ziehst alle Argumente bei den Haaren herbei. Wofür hältst du uns?"
    „Ah, endlich kommen wir zum Kern der Sache." Presto Gos Nas-Organ entspannte sich, und sie fuhr mit absolut gleichmütiger Stimme fort: „Ich halte euch für Verräter."
    Wenn sie einen heftigen Protest erwartet hatte, so wurde sie enttäuscht. Die beiden Unterhändler hatten sich ebenfalls beruhigt und sahen keine Veranlassung, weiterhin auf einen verbalen Angriff einzugehen.
    Das Wort Verrat existierte im Herrod ebenfalls nicht, auch hier hatte Presto Go das Interkosmo zu Hilfe nehmen müssen. Dieses Wort hatte also zwar keine direkte Entsprechung, aber die oberste Künderin verstand es als Steigerung von abtrünnig, das ihr an dieser Stelle wohl als zu mild erschien.
    „Das solltest du aber gut begründen können", sagte Vej Ikorad. „Nebenbei gesagt, möchte ich dir gratulieren, wie du es verstehst, mit der von dir so abgelehnten Sprache umzugehen. Aber du warst schon immer sehr beredt."
    „Als oberste Künderin muß ich über ein umfassendes Wissen verfügen", versetzte Presto Go kühl.
    „Wissen ist sachlich, ohne emotionale Färbung. Ich kann den Terranern nicht begegnen, wenn ich nicht einmal ihre Sprache beherrsche."
    „Und aus demselben Grund wollen wir ihr Wissen erlernen!" warf Caljono Yai ein, erhielt jedoch einen mahnenden Blick ihres Begleiters. Es war zu früh dafür.
    „Das steht nicht allen gleichermaßen zu, und vor allem dann nicht, wenn sie die Lebensweise der Fremden annehmen", meinte die oberste Künderin gelassen. „Ihr stürmt vor, ohne meinen Rat einzuholen und mir die Verhandlungen zu überlassen. Ihr habt durch euer Verhalten die Tradition der Herreach in Grund und Boden getreten. Ohne gründlich zu überlegen, übernehmt ihr die Lebensweise der Fremden und biedert euch ihnen als Handlanger und Arbeiter an. Ich weiß, wohin das letztlich führen wird: Das Volk der Herreach wird mit seiner Kultur und Tradition untergehen, seine Eigenständigkeit verlieren und irgendwie dahintreiben, als Wesen zwischen Licht und Dunkel. Das ist der Vorwurf des Verrats, den ich euch mache."
    „Aber das ist doch nicht wahr", widersprach Vej Ikorad zum wiederholten Mal. „Die Lebensumstände der Herreach haben sich geändert, dementsprechend müssen sie sich anpassen. Das ist ohne Hilfe von außen

Weitere Kostenlose Bücher