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1844 - Bei Ebbe kam der Tod

1844 - Bei Ebbe kam der Tod

Titel: 1844 - Bei Ebbe kam der Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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und seine Augen weiteten sich. Einen Schock erlitt er nicht, er spürte nur, dass sich in seinem Magen etwas veränderte. Da hatte er das Gefühl, als würde sich ein Korkenzieher hineindrehen. Schlimm.
    Die Leiche war weg!
    Dieser Satz schoss ihm mehrmals durch den Kopf. Das Licht der Lampe strahlte in den leeren Sarg, und eigentlich hätte er etwas denken müssen, aber das war ihm unmöglich. Das schaffte er nicht. Sein Kopf war leer, aber er bewegte seine Lippen und sprach Worte, die er selbst nicht verstand.
    Nach einer Weile richtete er sich auf. Sein Rücken war etwas steif geworden und schmerzte. Als er ausatmete, hörte er sich stöhnen, und erst jetzt gelang es ihm, seine Gedanken wieder zu sammeln. Da musste etwas geschehen.
    Aber zunächst fragte er sich, wer die Leiche gestohlen haben könnte. Und was man überhaupt mit so einer anfangen konnte. Nichts. Das war ein fremder Toter gewesen, der hier zur Insel keine Beziehung gehabt hat, dachte er.
    Warum also hatte man die Leiche geholt?
    Das war die große Frage, auf die er keine Antwort wusste. Aber es gab so etwas wie ein starkes Nachdenken bei ihm. Claasen war ja nicht dumm, und er las viel. Er interessierte sich für vieles, und er dachte daran, dass es Menschen gab, die auf Tote standen. Das war zwar pervers, aber so etwas gab es wirklich.
    Vielleicht existierte hier auf der Insel ein Leichensammler. Das wäre sogar eine Möglichkeit. Jedenfalls hatte er sich dazu durchgerungen, nichts auszuschließen. Und etwas anderes konnte er sich nicht vorstellen.
    Claasen merkte jetzt, dass ihn die Entdeckung mitgenommen hatte, denn er spürte den leichten Schweißfilm auf seinem Rücken und im Nacken.
    Er trat einen Schritt zurück. Und jetzt rotierten die Gedanken in seinem Kopf. Die Entdeckung konnte er nicht für sich behalten. Er musste sie melden, und das so schnell wie möglich.
    Als er diesen Entschluss gefasst hatte, wollte er sich umdrehen. Das schaffte er nicht, denn hinter sich hörte er so etwas wie ein Geräusch.
    Ein Kratzen oder Schleifen?
    So genau wusste er das nicht, aber eines stand fest, das Geräusch gefiel ihm nicht. Er kannte es nicht. Es hätte auch nicht da sein dürfen, denn er war allein – oder?
    Einen Moment später nahm er einen fremden Geruch wahr. Widerlich. Er sorgte für ein Unwohlsein in seinem Innern.
    Claasen schluckte, zugleich verkrampfte er sich innerlich. Schlimme Bilder stiegen vor seinem geistigen Auge auf. Er sah sich plötzlich einem Toten gegenüber, der lebte.
    Dieser Gedanke sorgte dafür, dass er sich endlich umdrehte.
    Das Licht reichte aus, um zu sehen, dass er nicht mehr allein war. Vor ihm stand jemand.
    Es war ein Mensch.
    Aber ein Mensch, der lebte, obwohl er hätte eigentlich tot sein müssen. Er roch oder stank, aber das war unwichtig, auch sein weiteres Aussehen, denn er hielt etwas in seiner rechten Hand, was viel wichtiger war. Einen Gegenstand, mit dem er zuschlagen konnte.
    Genau das tat er auch.
    Claasen bekam die Arme nicht schnell genug hoch und konnte nicht ausweichen. Deshalb wurde er auch voll erwischt.
    Fast in der Mitte der Stirn traf ihn der Hieb. Er hatte immer davon gehört, dass man Sterne sah, wenn man getroffen wurde, das traf bei ihm jetzt auch zu.
    Etwas explodierte vor seinen Augen. Da blitzten Sterne auf, aber nur für einen Moment, dann kam die große Dunkelheit und verschluckte alles. Claasen merkte nicht mal, wie er zu Boden sank und bewegungslos dort liegen blieb.
    Derjenige, der ihn niedergeschlagen hatte, lief von ihm weg und ging zur Tür. Die zog er auf, trat ins Freie und dachte nicht daran, die Tür wieder zu schließen.
    Wie ein Gespenst tauchte er ein in die Dunkelheit …
    ***
    Draußen war es noch nicht hell, da schlug bei Claas Claasen das Telefon an. Die Station stand auf dem Nachttisch und somit in Griffweite. Claas machte zuerst Licht, dann griff er zu und drückte den Apparat gegen sein Ohr.
    »Ja …?«
    »Ich bin es.«
    Der Hotelier war auf der Stelle hellwach. »Du, Vater?«
    »Genau.« Ein Stöhnen war zu hören.
    »Was ist denn los? Wo bist du? In deinem Haus oder …«
    »Nein, nicht im Haus. Bei unserer Feuerwehr. Im Spritzenhaus …«
    »Was machst du denn da?«
    »Man hat mich niedergeschlagen. Ich bin erst jetzt erwacht.«
    »Was?«, rief Claasen. »Man hat dich was?«
    »Niedergeschlagen. Habe ich doch gesagt. Mir geht es nicht gut, Junge, glaube mir.«
    »Das höre ich. Aber wer hat dich niedergeschlagen?«
    »Ein – ein – Toter …«
    Das

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