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1846 - Kreise

Titel: 1846 - Kreise Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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versuchten vergeblich, die Fahrbahn wieder frei zu machen. Noch scheuten sie vor dem Einsatz ihrer Paralysatoren zurück, aber falls die Situation unüberschaubar wurde, würden sie zweifellos härter durchgreifen.
    „Und du?" Der Berichterstatter ging zielstrebig auf einen Ertruser zu. „Du siehst nicht aus, als könnte man dir ein Xfür ein Uvormachen. Sag du unseren Zuschauern, was hier geschieht. Wer hat das Happening veranlaßt?"
    Der Koloß verzog die Mundwinkel zu einer herausfordernden Grimasse.
    „Wir alle suchen und tragen unseren Teil zum Glück bei", dröhnte er mit Stentorstimme. „Es ist eine große Aufgabe."
    Bevor der Reporter nachfragen konnte, schwenkte die Optik zur Seite. Bei den Polizeifahrzeugen waren es mittlerweile zum Tumult gekommen. Einige Männer und Frauen hatten mit Leuchtfarbe begonnen, die Gleiter mit abstrakten Mustern zu verzieren.
    Ronald Clandor bekam davon nichts mehr mit. Er war eingeschlafen. Die Massageautomatik seines Sessels registrierte die Veränderung und beendete ihr Programm.
    Minuten später schaltete auch das Urivideo ab. Der auf Rons Pupillen ausgerichtete Sensor hatte registriert, daß er der Übertragung nicht mehr folgte.
    Der erste. Schlaf war am ‘tiefsten. Wahrscheinlich hätte eine Horde Mausbiber neben Ronald Clandor materialisieren müssen, um ihn vor Mitternacht wach zu bekommen. Er schlief wie tot. Und träumte. Davon, daß er bizarre Konstruktionspläne anfertigte-Pläne, wie er sie nie zuvor gesehen hatte, abstrakt, verwirrend und unwirklich. Er schuftete wie ein Besessener, gönnte sich keine Pause, hatte nicht einmal Zeit, Hunger und Durst zu stillen. Allmählich verschmolz er mit der Zeichensyntronik und produzierte immer unglaublichere Pläne - für ein Werk, von dem er nichts wußte, dessen Bedeutung er aber mit jeder Faser seines Körpers spürte.
    Er magerte ab, bestand bald nur noch aus Haut und Knochen. Sein Gesicht, das sich im Monitor spiegelte, war das Gesicht eines Toten. Wie rissiges Pergament spannte die Haut sich über bleiche Knochen, die Augen waren blutrot geädert und lagen tief in den Höhlen, und dann kam der Moment, in dem die Haut an seinen Händen und den Armen aufbrach. Ein Knäuel von Schlangen fraß sich daraus hervor, Hunderte dünner Nattern, die sich um seine Finger ringelten und in ekligem Gewusel Sensorfelder berührten. Auch sein Brustkorb brach auf ...
    Ronald Clandor erwachte, gequält nach Luftringend. Eiskalter Schweiß stand auf seiner Haut. Er begriff nicht, wo er sich befand und was wirklich geschehen war, der durchlittene Traum hielt ihn immer noch mit eisigen Fingern im Bann. Erst allmählich schwand der Alpdruck.
    Kurz vor ein Uhr nachts.
    Taumelnd kam Ron auf die Beine. Sein Kreislauf spielte verrückt. Aber wenigstens aktivierte der Servo die trübe Nachtbeleuchtung.
    Warum hatte Dindra ihn nicht geweckt? Mit beiden Händen fuhr Ron sich durchs Haar, dann tippte er die Bestellung für einen Vurguzz in den Automaten.
    Der Alkohol brannte in der Kehle und trieb ihm das Wasser in die Augenwinkel. Aber er brachte auch die Lebensgeister zurück.
    Ein flüchtiger Blick ins Kinderzimmer zeigte, daß Illie tief und fest schlief. Allerdings lag sie nicht im Bett, sondern mit dem Oberkörper halb über dem Schreibtisch, die Hände auf der Tastatur ihres Lerncomputers.
    Mit einem knappen Befehl aktivierte Ronden Monitor. Die letzte Arbeit war gespeichert, eine Fülle geometrischer Muster, manche davon so kompliziert, daß Illie bestimmt nicht verstehen konnte, was sie da geschaffen hatte.
    Mehrdimensionale Konstruktionen anders konnte Ronald die Zeichnungen nicht einstufen. Aber sie waren banal und unvollständig, eben die Skizzen eines Kindes, das keine Ahnung hatte.
    Illie reagierte nicht, als er sie auf den Arm nahm und ins Bett legte. Warum hatte Dindra sich nicht um die Kleine gekümmert?
    Augenblicke später wußte Ronald, daß Dindras Bett nach wie vor unberührt war. Das hatte es noch nie gegeben.
    Alles mögliche schoß ihm durch den Sinn. Sie ist bei Sybil, versuchte er sich einzureden. Aber damit konnte er sich nicht beruhigen, nicht mehr um diese Zeit. Mit fliegenden Fingern tippte er eine Interkomverbindung zu den Moltrans’. Er hatte Mühe, sich nicht vom Servo abwimmeln zu lassen, und irgendwie schaffte er es innerhalb weniger Minuten, Ted vor den Bildschirm zu bekommen.
    „Sybil?" echote Ted verwundert. „Sie liegt neben mir im Bett. Nein, Dinnie ist nicht hier. Sybil würde mir die Augen

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