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1846 - Kreise

Titel: 1846 - Kreise Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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auskratzen, wenn ich mit beiden ..."
    Ron wollte den Quatsch nicht hören. Seine Gedanken jagten sich. Vielleicht war Dinnie etwas zugestoßen. Doch dann hätte die Zentrale ihn benachrichtigt. Die Zellmuster aller Bewohner des Silos waren gespeichert. Selbst eine verstümmelte Leiche konnte innerhalb kürzester Frist identifiziert werden.
    Die Ungewißheit war wie ein gefräßiges Monster. Nie hätte Ronald Clandor geglaubt, daß er selbst einmal in eine solche Situation geraten könnte. Welchen Grund hatte er Dinnie gegeben, daß sie einfach über Nacht fortblieb? Ines? Unsinn, das war doch nur leeres Geschwätz, und Dinnie wußte das. Oder nicht? Immer wieder drosch Ron mit der zur Faust geballten Rechten in die linke Handfläche. Er begann eine unruhige Wanderung durch die Wohnung. Wie ein gefangenes Tier im Käfig.
    Fast zwei Uhr. Er hielt es nicht mehr aus, wählte den Anschluß der zentralen Tower-Verwaltung. Ein Syntron fertigte ihn ab. Nein, kein Unfall, keine Einlieferung in die Medostation, keine unidentifizierte Tote.
    „Kein Mensch verschwindet spurlos", herrschte er den Syntron an. „Irgendwo muß sie sein."
    An Stelle einer Antwort blendete der Rechner die Rufnummern einschlägiger Etablissements ein. Ron hielt den Atem an und unterbrach die Verbindung. Für einen Augenblick hatte er die schreckliche Vision, daß Dinnie unter den schmierigen Fingern eines Blues in Ekstase geriet oder daß sie sich einem Maahk zur Schau stellte, ein Schirmfeld und giftige Ammoniak-Methan-Atmosphäre zwischen ihnen.
    Verdammt, solche Gedanken waren nicht seine. Über derartige Dinge hatte er sich nie zuvor den Kopf zerbrochen. Der Traum steckte ihm in den Knochen, hatten ihn innerlich zutiefst aufgewühlt. Dagegen half auch kein Alkohol. Im Gegenteil, der Vurguzz peitschte ihn höchstens weiter auf.
    Irgendwie mußte er zur Ruhe kommen. Er suchte eine Schreibfolie und begann zu zeichnen. Aber seine Hand zitterte. Alles, was er zuwege brachte, waren undefinierbare Kritzeleien.
    Schließlich nickte er über den Skizzen ein.
    Dindra hatte sich noch nicht gemeldet.
     
    5.
     
    „Ende der Überlichtetappe in vier Minuten zwanzig Sekunden", meldete der Bordrechner. „Ich weise nochmals auf die Brisanz der Rücksturzkoordinaten hin."
    „Gibt es einen Fehler?" unterbrach Maagus dumpf.
    „Eine potentielle Fehlerquelle sind nicht die Berechnungen als solche", antwortete der Syntron, „sondern die zugrunde liegenden Daten. Ich erinnere daran, daß das astronomische Archiv über den Kugelsternhaufen 47 Tucani zu wenige exakte Angaben verzeichnet. Gravitationelle Einflüsse ebenso wie Auswirkungen fünfdimensionaler Art, die sich aus dem letzten Lebenszyklus der Population Roter Riesen ergeben ..."
    „Hinweis beenden!" schnaubte Maagus. „Das Risiko ist hinreichend bekannt und wurde von uns akzeptiert."
    Ausgiebig kratzte er die schwarzbraune Lederhaut seines Kugelkopfes. Der sehr schmale Mund war schon wieder zu einem Strich zusammengepreßt, was seine enorme Konzentration verdeutlichte, die drei Augen fixierten starr die rasch wechselnden Einblendungen auf den Monitoren.
    Maagus wußte, daß der Flug der NAATRAL ein Flug in den Tod sein konnte. Falls der Zwei-Mann-Jagdaufklärer nicht schon beim Wiedereintritt in den Normalraum in der Zielsonne verglühte, würden die in 47 Tucani massierten Kräfte des Gegners die NAATRAL wohl sehr schnell entdecken und Jagd auf sie machen.
    Trotzdem hatte Maagus sich freiwillig für die Mission gemeldet. Und Toovden, der mit seinem massigen Körper den Copilotensitz vollständig ausfüllte, ebenfalls.
    „Für Naat und für die Völker der Milchstraße!"sagte Maagus.
    Er streckte seine kurzen Säulenbeine und die langen Arme und bedachte Toovden mit einem forschenden Seitenblick. Sein Begleiter starrte unverwandt auf den Hauptschirm, auf dem sich nur das Grau des Hyperraums abzeichnete.
    Noch zwei Minuten bis zum Rücksturz. Kontrollen begannen hektisch zu blinken.
    Maagus zog den energetischen Ring eines Mikrophons zu sich heran. Er räusperte sich trocken.
    „Dies ist eine persönliche Aufzeichnung des Naats Maagus vom 18. Mai 1289 NGZ, 14:32 Uhr Standardzeit. Ich hoffe, daß diese Worte und die folgenden Meßdaten die noch freien Völker der Milchstraße wie vorgesehen erreichen. Um zu beweisen, daß ein gemeinsamer Widerstand gegen die Tolkander möglich ist, fliegen mein Freund Toovden und ich an Bord eines arkonidischen Jagdaufklärers die Zentrumsregion von 47 Tucani an. Die

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