Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

1846 - Kreise

Titel: 1846 - Kreise Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
Vom Netzwerk:
vorgingen.
    Vielleicht würden sie das sogar tun, wenn es möglich wäre, den Tangle-Scan zu neutralisieren.
    Der Logiksektor hatte recht. Die Echsen würden kämpfen. Doch die Igelschiffe waren wegen des Tangle-Scans und ihres Stotterantriebs weitgehend unangreifbar. Was lag also näher, als die Aggressionen gegen andere zu richten? In dem Fall gegen die Terraner, denen man ohnehin mehr und mehr die Verantwortung zuschob.
    Zu Recht? Es gab Indizien dafür. Die Augen davor zu verschließen hätte bedeutet, Vogel-Strauß-Politik zu betreiben. Aber wo blieb die früher vielgerühmte Völkergemeinschaft der Galaktiker, wenn sie bei der ersten wirklichen Belastungsprobe alle Gemeinsamkeiten über Bord warfen und nur den eigenen Vorteil suchten?
    Für einen Augenblick dachte ich an Chief Denay und seinen „großzügigen" Auftritt während der Konferenz am 18. Februar. Vorübergehend hatte es so ausgesehen, als würden alle Galaktiker am selben Strang ziehen. Immerhin war Kummerogs Ausspruch bekanntgeworden, demzufolge die Galaktiker so gut wie tot seien und die Milchstraße bald zu einer leblosen Sternenwüste werden würde.
    „Zusammenbruch der äußeren Schirmstaffel!"
    Wenn ich jetzt den Befehl zum Rückzug gab, mußte unser Ansehen auf einen Tiefpunkt sinken. Ich bin kein Kriegstreiber, aber manchmal gilt es, einsame Entschlüsse zu fällen.
    Warum wartest du auf Widerspruch, Beuteterraner? spottete mein Extrasinn. Ich denke nicht daran, dir zu widersprechen.
     
    7.
     
    Ronald Clandor erwachte von den Schmerzen in seinen Gliedern; in seinem Schädel dröhnte das Impulstriebwerk einer startenden Raumyacht. Stöhnend wollte er sich auf die andere Seite wälzen - und fand gerade noch sicheren Halt, als er über eine harte Kante abzurutschen drohte.
    Er war am Tisch eingeschlafen, auf der Schreibfolie. Mit einer ungeschickten Bewegung fegte er alles zu Boden.
    Nur langsam kehrte die Erinnerung an den vergangenen Abend und die Nacht zurück. Erst hatte er verzweifelt über Interkom versucht, Dinnie aufzuspüren, danach zu tief ins Glas geschaut und letztlich, was er schon seit Jahren nicht mehr getan hatte, auf einer Folie zu malen begonnen.
    Früher, das zeigte ihm ein rascher Blick, hatte er die Kunst besser beherrscht. Sein Gekritzel von dieser Nacht war am ehesten als psychedelisch zu bezeichnen. Ächzend hob er die Folie vom Boden auf, löschte sie und begann von neuem.
    Unter seinen zitternden Fingern verdrückte er die Sensorspitze des Stiftes. Alles, was er danach noch erreichte, war ein Kratzen auf der Folie.
    Die Muster gefielen ihm ohnehin nicht. Sie waren weder schön noch funktionell. Ihm schwebte ganz anderes vor, etwas, das in seinem Schädel existierte, von dem er sich aber kein Bild zu machen vermochte.
    Lange saß Clandor nur da, den Kopf in die Hände gestützt, und versuchte vergeblich, seine innersten Gedanken nach außen zu wühlen. Er schaffte es nicht. Auch nicht, als er hartnäckig begann, mit den Fäusten gegen die Stirn zu schlagen.
    Der Summer des Interkoms ließ ihn innehalten.
    „Harry Anderson wünscht dich zu sprechen", meldete der Servo.
    Anderson, mühsam wiederholte er den Namen in Gedanken. Sein Vorgesetzter im Transmitterzentrum.
    Wie spät?
    Mittag vorbei. Düster entsann er sich, daß er seit zwei Stunden bei der Güterabfertigung für Terra sein sollte.
    Monotone Arbeit war das, nichts Schöpferisches. Dafür hatte er jetzt keine Zeit, e$ gab Wichtigeres zu tun. Gedankenverloren fuhr er mit zwei Fingern die Tischkante entlang - eine einfache Linie, die kürzeste Entfernung zwischen zwei Punkten. Wirklich die kürzeste? Das Problem war interessant. Die kürzeste Verbindung führte über die Raumkrümmung hinaus und ...
    „Harry Anderson wartet", erinnerte der Servo.
    Scheißkasten. Was wußte die Automatik von dringend benötigten Problemlösungen?
    Zwei Punkte ... Und die Verbindung zwischen ihnen ... Ron konnte sich nicht mehr konzentrieren. Es war zum Ausder-Haut-Fahren.
    „Ich bin nicht zu Hause", schnaubte er. „Anderson soll sich zum Teufel scheren."
    „Ich bin nicht sicher, ob ich diese Aufforderung wörtlich übermitteln soll."
    Aus, vorbei, wieder ein vielversprechender Gedanke zerplatzt wie eine schillernde Seifenblase. Für einen Moment spürte Ronald Clandor das dringende Bedürfnis, den Servo aus der Wand zu reißen und darauf herumzutrampeln, bis auch der letzte Schaltkreis nur noch ein wirr verbogenes Stück Schrott war.
    „Mach, was du willst!" keuchte er.

Weitere Kostenlose Bücher