1846 - Lockvogel Larissa
telefonieren, und er machte sich auch einige Notizen.
Als er mich sah, deutete er auf seine Brust und nickte. Ich wusste nicht, was das Zeichen bedeuten sollte, und pflanzte mich auf meinen Schreibtischstuhl.
Lange telefonierte Suko nicht mehr. Er legte nach ein paar Sekunden auf und nickte mir zu.
»Gut, dass du da bist, John.«
»Okay. Hört sich an, als hättest du so etwas wie einen Erfolg gehabt. Oder irre ich mich?«
»Das steht noch nicht fest.«
»Okay, ich höre.«
Suko nickte mir zu. »Du hast mir ja den Tipp gegeben. Ich habe mich umgehört.«
»Bei der Sitte?«
»Das wollte ich gerade sagen. Ja, die Kollegen brauchten Einzelheiten, und damit konnte ich zum Glück dienen. Wichtig war das Wohnmobil.«
»Aha.«
»Ja, da horchten die Kollegen auf. Ich habe gehört, dass die Frauen in den Wohnwagen oder Wohnmobilen registriert sind. Sowohl ihre Namen als auch die Kennzeichen.«
»Und genau damit kann ich nicht dienen.«
»Das ist schlecht.«
»Ich weiß.« Dann stellte ich eine andere Frage. »Was wissen die Kollegen denn sonst noch über diese Larissa?«
»Nichts. Ja, das ist so. Sie wissen nichts über eine Larissa.«
»Seltsam.«
»Das weiß ich nicht, ob es seltsam ist, John. Jedenfalls konnten sie mit dem Namen Larissa nichts anfangen. Aber es ist üblich, sich russische Namen zu geben. Ludmilla, Natascha und Olga oder wie sie alle heißen. Das macht sie exotischer.«
»Also nichts«, sagte ich.
Suko hob die Schultern und ließ sie wieder sinken. »Es sieht nicht besonders gut aus.«
»Was ist denn mit den anderen Registrierten? Wird da auch gesucht?«
»Nein. Wichtig ist das Wohnmobil. Da hat sie irgendwo gestanden und den Kontakt über das Netzwerk hergestellt. So müssen wir es leider sehen.«
Ich erinnerte mich daran, wo der tote Ray Parker gefunden worden war. Den Kollegen war kein Wohnwagen aufgefallen.
Das war alles nicht so, wie ich es mir vorgestellt hatte. Und Suko war natürlich der gleichen Meinung.
»Wo können wir noch ansetzen?«
»Keine Ahnung.«
Jetzt tauchte Glenda auf, und sie stellte genau die richtige Frage, die wir nicht gestellt hatten, weil wir irgendwie betriebsblind waren.
»Hört mal, Jungs, ist das denn die einzige Adresse, die diese Larissa hat?«
»Keine Ahnung«, sagte Suko.
»Ich denke nicht.«
»Und warum nicht?«, fragte ich.
Glenda winkte ab. »Würdest du in einem Wohndingsbums leben, in dem du deine Kunden empfängst?«
»Nicht unbedingt.«
»Eben. Ich würde mir irgendwo eine Wohnung nehmen. Da hätte ich dann Ruhe.«
Suko und ich schauten uns an. »Was hältst du davon, John?«
»Gar nicht mal schlecht die Folgerung.«
»Aber finde mal diese Wohnung bei dem wenigen Wissen, das wir haben.«
»Stimmt. Nur …«
Da meldete sich das Telefon. Ich hob ab und sagte meinen Namen.
»Gut, dass ich Sie habe, Mister Sinclair. Ich bin Amos Roth, der Kollege, der den Platz für Jason Fox eingenommen hat.«
»Okay. Was gibt es? Ist Jason Fox gestorben oder …«
Er unterbrach mich. »Nein, nein, er lebt noch. Und ich glaube auch, dass es ihm besser geht. Ich rufe wegen etwas anderem an. Wir haben das Wohnmobil gefunden. Steht gar nicht mal weit von uns entfernt in einer Gasse. Die Kollegen sind schon da und haben es umstellt. Ich dachte, dass Sie das interessiert, Kollege.«
»Und ob es das tut.«
»Denn gebe ich Ihnen mal die genaue Adresse.«
Wenig später wusste ich Bescheid. Und der Fundort war wirklich nicht weit entfernt.
»Treffen wir Sie da, Mister Roth?«
»Ich denke schon.«
»Dann bis gleich.«
***
Das Wetter hatte sich gehalten. Zwar türmten sich jetzt dicke graue Wolken am Himmel, aber es regnete nicht, und das war schon ein großer Vorteil. Im Monat Oktober konnte man nie wissen. Der musste nicht immer golden sein.
Ich war nicht allein gefahren, sondern hatte Suko mitgenommen. Wir fuhren in eine Gasse hinein, die an der gegenüberliegenden Seite abgesperrt war. Ich hielt hinter dem Wagen, mit dem die Spurensicherung unterwegs war.
Suko und ich stiegen aus, mogelten uns an der Absperrung vorbei und ich sah schon jetzt den Stellvertreter. Amos Roth war nicht zu übersehen, weil er die meisten Menschen überragte. Hinzu kamen seine blonden Haare, die einen Rotstich aufwiesen. Er stand vor dem Wagen und sprach mit einem Mann, der einen weißen Schutzanzug trug.
Dann sah er uns und ließ den Mann stehen. Ich stellte Suko vor, was Roth mit einem Grinsen quittierte. Er wusste schon, wer mein Partner war. Das hatte sich
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