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1848 - Zerrspiegel

Titel: 1848 - Zerrspiegel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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befunden. Ich ließ die Modulas daher von innen heraus den gesamten Inneren Kreis und das Zentrum orten und Analysen vornehmen. Die Ortungsergebnisse decken sich genau mit eurer Vermutung: Der Philosoph ist nicht als Masse, als Körper zu orten, sondern als Energiegebilde aus fünfdimensionalen Komponenten. Ich hatte gehofft, daß ihr diese Komponenten genauer analysieren könntet."
    „Das ist uns beim ersten Mal mißlungen, aber jetzt wissen wir, worauf es ankommt", erwiderte Mila.
    „Wir können es abhaken, seine Gestalt zu erfassen. Aber da ist immer noch das Flimmern, das ihn umgibt und das er wohl selbst produziert. Wir könnten versuchen, darüber an den Philosophen heranzukommen!"
    „Das Phänomen ist für uns die am besten faßbare Kraft", stimmte Nadja zu. „Es rast nicht herum und ist auch nicht nebenan verankert. Wenn wir es irgendwie in den Griff bekommen könnten, müßte es doch möglich sein, es für uns nutzbar zu machen und den Philosophen auf mentaler Ebene zu erreichen!"
    „Das klingt einleuchtend", gab Atlan zögernd von sich.
    Mila musterte den Arkoniden. „Du klingst nicht sehr begeistert, obwohl wir zum ersten Mal so etwas wie einen Anhaltspunkt und einen Hoffnungsschimmer haben."
    „Ich gebe zu, daß es mir nicht gefällt. Ihr zwei solltet euch mal im Spiegel anschauen."
    „Von jemandem mit deiner Erfahrung hätten wir eigentlich bessere Komplimente erwartet."
    „Ich meine es ernst."
    Die beiden jungen Frauen lächelten. In diesem Moment sahen sie sich mehr denn je ähnlich, jede wie die Ausgabe der anderen. Sie hatten Atlan das Auseinanderhalten insofern erleichtert, als Nadja ihr Haar rechts gescheitelt trug und Mila links. Das einzige Unterscheidungsmerkmal, ansonsten traten sie wie eine Einheit auf, in Gestik und Tonfall und zumeist - wenn es nicht zu privat wurde - auch mit denselben Ansichten.
    „Ich weiß, wir sehen nicht besonders frisch aus", sagte Nadja besänftigend. „Aber das ist nunmal kein Spaziergang, sondern eine gewaltige Aufgabe. Du kannst uns vertrauen, Atlan, wir wissen genau, was zu tun ist und wie weit wir gehen können. Wir sind jetzt erschöpft, aber eine ruhige Nacht und unser Aktivator stellen unsere Kräfte bis morgen wieder vollends her."
    „Und - du hast gar keine Wahl", fügte Mila hinzu. „Genau wie Myles auf Trokan. Unsere Gabe wäre Verschwendung, wenn wir sie nie einsetzen würden, aus Angst, unser Leben zu verlieren. Ich weiß, was du empfindest, denn du kannst nur dabeistehen und zusehen. Wir aber müssen tun, was zu tun ist."
    Intermezzo Und wieder diese Alpträume, fortlaufend, sich ergänzend und wiederholend wie ein unendliches, in sich selbst verschlungenes Band, das die Mahnerin, an sich gefesselt, unaufhörlich mit sich riß! Seit wie vielen Tagen schon?
    Caljono Yai hielt es in ihrer kleinen Kammer nicht mehr aus. Sie warf sich die violette Kutte über und verließ mit eiligen Stelzschritten das Bethaus.
    Moond lag weitgehend in Finsternis. Das war nicht natürlich. Es gab inzwischen wieder Elektrizität und Straßenbeleuchtung. Nur fernes Sternenlicht warf einen kümmerlich schwachen Schein herab, das den Winkeln der Häuser gespenstische Schatten verlieh.
    Die Mahnerin war ganz allein. Niemand außer ihr war unterwegs, alle Herreach schliefen friedlich und traumlos?
    Was ist los reit mir? dachte Caljono Yai voller Schrecken. Bin ich nun verrückt geworden? Nicht mehr normal? Wenn ich nur mit jemandem sprechen könnte ...
    Nein, sie konnte mit niemandem sprechen: Die anderen könnten sie nicht verstehen, und sie würde ihre erst vor wenigen Monaten erworbene Achtung und ihren Einfluß wieder verlieren.
    Aber einen Grund mußte es haben, weswegen sie sich so seltsam benahm und sich so ungewöhnlich fühlte.
    Sie konnte nicht darüber nachdenken, sie mußte fort. Egal, wohin.
    Nur weiter, nicht stehenbleiben!
    Sie brauchte sich nicht zu verstecken, es war ohnehin niemand unterwegs. Außerdem waren ihr die dunklen Winkel und Schlagschatten der Häuser nicht geheuer.
    Einige Zeit irrte sie durch die Straßen, ohne einen klaren Gedanken fassen zu können. Dabei sah sie immer häufiger über die Schulter. Und dann entdeckte sie zum ersten Mal, weshalb sie das die ganze Zeit tat.
    Zuerst hielt sie es für eine optische Täuschung, doch es war real: Die Schatten hinter ihr begannen sich langsam zusammenzuziehen und zu ballen, aus allen Ecken und Winkeln heraus. Diese vereinigten Schatten krochen über den Boden, ohne Scheu vor dem schwachen

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