1853 - Im Zeichen von Thoregon
Suux’ Tod waren immer noch mehr als fünf Prozent aller Galornen wild; sie terrorisierten Plantagoo und die Friedfertigen mit ihren schwarzen Schiffen. Maem Nagun mußte in dieser Zeit zweimal mit ansehen, wie auf Planeten, zu denen er gerufen worden war, die Missionare auf brutale Weise abgeschlachtet worden waren - sie und diejenigen Aggressiven, die bereit gewesen waren, ihr Leben zu ändern.
Zu der Zeit war er schon innerlich abgestumpft, fast wie tot. Und doch konnte er nicht auf die Aggressoren schießen, als er einmal Zeuge eines Überfalls wurde. Er konnte nicht mehr kämpfen und mußte hilflos zusehen, wie etwa zwanzig Friedensbereite umgebracht wurden, die auf ihren Abtransport nach Galorn warteten. Fast fühlte er sich, als ob er selbst dabei helfe.
In den letzten Jahren seines Lebens kamen ihm Zweifel daran, ob die völlige Gewaltlosigkeit tatsächlich ein Segen war oder ein schrecklicher Fluch, der seinem Volk am Ende den Untergang bringen konnte.
Die Schiffe der Aggressiven tauchten immer wieder dort auf, wo friedliche Galornen auf geeigneten Welten eine neue Kultur aufzubauen versuchten. Viele dieser Kolonien löschten sie mit ihrem Strahlfeuer aus.
Die Friedlichen mußten, wollten sie überleben, unter Schutzschirmen leben und darauf hoffen, daß ihre Nachkommen den Tag noch erlebten, an welchem der letzte Kriegerische entweder starb oder aufgab.
Maem Nagun erlebte diesen Tag nicht. Er starb friedlich auf Gaalo, aber mit dem Gedanken an einen Handel, auf den er sich einst eingelassen hatte, und eine Schuld, die er nie hatte zu begleichen brauchen.
Jedenfalls nicht in dieser Welt ...
3.
Kaif Chiriatha Es war wie das Erwachen aus einem bösen, schweren Traum. Kaif Chiriatha kehrte nur langsam in die Wirklichkeit zurück. Sie schwitzte und atmete schwer. Zwei kräftige Hände stützten ihren Körper und gaben ihrem Geist Halt.
„Früher", sagte die Galornin leise, „hätte ich das nicht ertragen. Es war fast so schlimm wie damals, als mich Muum Dugesm zum Tabuplaneten Tribath führte."
„Ich weiß." Ce Rhioton lächelte aufmunternd und nahm ihr das Raumschiffsmodell aus den zitternden Händen. „Damals hast du die Schiffe der schwarzen Sternenflotte nur gesehen, in ihrem hoffentlich ewigen Todesschlaf. Nun hast du erlebt, wozu sie benutzt wurden."
„Ich habe auch das mentale Abschreckungsfeld gespürt, ebenso die furchtbare Aggressivität, die immer noch aus den schwarzen Schiffen atmet."
Kaif schloß für einen Moment die Augen und holte tief Luft. Sie wußte, daß sie Tage, ja Wochen benötigen würde, um das eben Erlebte geistig zu verarbeiten. Jetzt mußte sie stark sein. Es gab noch etliche Fragen, die ihr durch das Hirn schwirrten, und sie wußte nicht, wieviel Zeit der zweite Bote noch für sie hatte.
„Hat man jemals herausgefunden, worin genau Naguns Pakt mit Kamma Grouwn bestanden hatte?"
fragte sie als erstes.
Ce Rhioton schüttelte bedauernd den mächtigen Kopf.
„Er hat dieses Geheimnis niemals preisgegeben. Vielleicht ist es besser. So ist er der Nachwelt als einer von vielen Galornen in Erinnerung geblieben, die in den schrecklichen Jahren des Umbruchs und der vielen kleinen Kriege dazu beitrugen, daß der Friede über die Aggression siegen konnte."
„Und die Kinder?" fragte Kaif. „Wann wurde damit begonnen, Kinderstädte zu errichten, so, wie ich sie drei Jahrzehnte lang besucht habe? Es war doch die gesuchte Lösung für das Problem, nicht wahr? Oder gab es vorher andere Experimente?"
Ce Rhiotons Lächeln wurde nachsichtig.
Sie spürte, daß sich ihr Beisammensein für heute dem Ende näherte.
„Du greifst bereits vor, Kaif Chiriatha", sagte der zweite Bote. „Die erste Stadt der Kinder in der dir bekannten Form wurde erst einige tausend Jahre nach der Konstruktion des Drachen auf Gaalo errichtet, und zwar auf einer anderen Welt, dem neuen Heimatplaneten unseres Volkes. Soweit sind wir aber noch lange nicht.
Du wirst bei meinem nächsten Besuch der Pentrischen Wolke noch einmal in die Zeit zurückkehren, als Galorn und Gaalo noch von unseren Vorfahren bewohnt waren. Du wirst etwas über das Unberührbare Heiligtum erfahren, mehr über die Koalition Thoregon und die Brücke in die Unendlichkeit. Für heute aber sei es genug.
Vielleicht werden Jahrzehnte vergehen, bis wir uns wiedersehen, sicherlich aber Jahre. Folge dem Rat deines Freundes Muum Dugesm und nutze die Zeit, um die Galaxis Plantagoo und ihre Völker kennenzulernen. Es ist etwas
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