1853 - Im Zeichen von Thoregon
überflüssig waren, baten höflicherweise um die Erlaubnis, mit einem offenen Gleiter einen Ausflug in die Natur des Planeten zu machen. Natürlich erhielten sie sie. Kaif Chiriatha flog unsichtbar mit ihnen.
Sie bekam einen Eindruck von dem harten Existenzkampf auf der Sumpfwelt, deren Temperaturen zwischen zehn Grad minus und fünfzig Grad plus schwanken konnten. Überall herrschte ein stetiger Überlebenskampf, der mittels biologischer Botenstoffe geführt wurde.
Kaif hatte davon gelesen und Filme gesehen - jetzt erlebte sie es. Und sie sah die intelligenten Bewohner, die sich mit und ohne Technik in diesem Dschungel durchsetzten.
Die Körper der Tasch-Ter-Man wirkten wie morsche Baumstümpfe von bis zu einem Meter Höhe. In den Stumpf waren die Sinnesorgane integriert. Der Körper ruhte auf einem achssymmetrischen Muskelgeflecht aus zwei einander kreuzenden Hauptsträngen und saugnapfähnlichen, beliebig formbaren „Füßen". Die Arme waren im Stumpfkörper verborgen und kamen nur bei Bedarf hervor.
Nie hatte Kaif exotischere Wesen zu Gesicht bekommen. Allein dies war schon den Besuch wert. Noch faszinierender war die Art und Weise der Kasch-Phee-Produktion.
Die Tasch-Ter-Man produzierten ein Hormon namens Kasch-Phech, immer dann, wenn sie zu irgendwelchen Entscheidungen gezwungen waren. Die Tasch-Ter-Man bekamen von der Natur nur ein bestimmtes Quantum im Leben zur Verfügung gestellt; war es zu Ende, starben sie.
Es handelte sich um einen sogenannten Botenstoff; überhaupt war der ganze Körperhaushalt der Tasch-Ter-Man auf Botenstoffen aufgebaut, die am ganzen Körper sitzende Drüsen, die sogenannten Jemmgen, an die Umwelt abgaben.
Verwandt mit dem Kasch-Phech war das Hormon Kasch-Phee, eine besonders leicht synthetisierbare Abart. Seit Jahrtausenden wurde das Kasch-Phee auf dem ganzen Planeten gesammelt und von überall auf dem Planeten zum Raumhafen gebracht, der zentralen Sammel- und Verladestelle. Von hier aus transportierten es die Würfelschiffe der Tasch-Ter-Man zur Pentrischen Wolke der Galornen.
Kaif war über die Maßen beeindruckt und bedauerte nur, daß sie nicht mit den Baumwesen sprechen konnte. Sie hätte viele Fragen an sie gehabt, doch das war der Preis für ihre Reise. Die Galornen galten in ganz Plantagoo als mythische Gestalten, von denen eigentlich niemand wußte, ob sie überhaupt noch existierten.
Das hatte seinen Grund, und es sollte so bleiben.
Nach fünf Tagen startete die METHARE wieder, und Kaif Chiriatha verbrachte viel Zeit in ihrer Kabine, die noch keine eigene „Aura" besaß. Die METHARE war ein Schiffsneubau. Sie flog erst seit drei Jahren - zu kurze Zeit, als daß ihr ein Besatzungsmitglied oder ein Passagier seinen persönlichen Stempel hätte aufdrücken können.
Das nächste Ziel war das Heimatsystem der Kroogh, eines zwar nicht so bedeutenden, dennoch ebenfalls äußerst erstaunlichen Volkes. Wieder landete das Eischiff, und wieder begab sich Kaif unsichtbar mit den Adlaten auf ihre Besichtigungstour.
Die Kroogh waren einzeln nur etwa dreimal so groß wie eine Faust, possierliche Pelzwesen mit rund einem Dutzend Gliedmaßen, die unten am Körper angeordnet waren und sowohl Arm- als auch Beinfunktionen erfüllen konnten. Das Gesicht war spitz, mit großen schwarzen Augen.
Meistens jedoch schlossen sie sich zu einem Konglomerat zusammen, einem sogenannten Groß-Kroogh, der aus vielen Einzelwesen bestand und sich doch bewegte und handelte wie ein Individuum.
Das Ganze summte dabei unaufhörlich, weil ständig akustische Signale zwischen den Komponenten ausgetauscht wurden, um die nächsten Aktionen festzulegen - wie die Entscheidungen über Bewegungsrichtung, zu verrichtende Tätigkeiten oder die Beurteilung einer Sachlage. Die Kroogh waren so geschickt darin, sich in diesem Zustand koordiniert zu bewegen, daß sie als Kollektivwesen Vorteile gegenüber der Existenz als einzelne hatten.
Nach sieben Tagen ging es weiter zum System der Paradea, aufrecht gehenden, schlangenartigen Wesen, um die sich viele Geheimnisse rankten. Sie betrieben, wie alle nichtgalornischen Sternenvölker Plantagoos, die Raumfahrt mit Hilfe des Transitionsantriebs, und viele lebten davon, ihre Schiffe an fremde Passagiere zu vermieten. Bekannt war, daß sie als Preis dafür forderten, an den Bewußtseinen ihrer Passagiere teilhaben zu dürfen. Sie zapften an ihren Träumen, und manchen Reisenden hatte dies schon in den Wahnsinn, wenn nicht in den Tod getrieben.
Dennoch gab es für
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