1853 - Im Zeichen von Thoregon
Energie regelrecht bersten zu sehen. Es gab keinen Zweifel: Äußerlich wenigstens hatte ihr Lehrmeister sich seit ihrer letzten Begegnung erholt. Und auch seine mentale Ausstrahlung war fast wieder wie früher.
Dies lag vielleicht auch an der guten Betreuung durch Kebaana. Kaif erkannte, daß sich zwischen beiden mehr entwickelt hatte als nur die Abhängigkeit des zu Pflegenden von der Pflegerin.
Sie unterhielten sich noch die halbe Nacht durch über ihre Reise durch Plantagoo, und an Muums leuchtenden Augen sah sie, wie gerne er sie dabei begleitet hätte.
„Übrigens", sagte er noch zum Abschied, „Ce Rhioton hält sich auf Helter Baaken auf."
„So früh schon?" fragte Kaif verwundert und mit gemischten Gefühlen.
Für einen Moment hatte sie den Gedanken, daß seine unerwartete Anwesenheit etwas mit Lopts Tod zu tun haben könne. Und hatte er sie nicht besucht und zu sich gebeten, kurz nachdem ihre Tochter gestorben war?
„Er wollte länger fortbleiben", sagte sie. „Er sprach sogar von Jahrzehnten."
„Niemand von uns kennt seine Wege, das solltest du wissen", sagte Dugesm. „Er erwartet dich, Kaif. Er wollte dich nicht drängen, sondern dir Zeit lassen, bis du innerlich für ihn bereit bist."
„Wie schön von ihm", murmelte sie, als sie ging.
*
„Ich danke dir für dein Kommen", sagte der große Galorne, als sie wieder im Empfangsraum seines Hauses saßen. „Ich kenne deinen Schmerz, denn auch ich habe viele Freunde verloren und daran sehr gelitten.
Ich hätte es verstanden, wenn du diesmal nicht zu mir gekommen wärst, sondern erst in einigen Jahren."
„Darf ich dich etwas fragen, Ce Rhioton?"
Kaif Chiriatha gab sich erst gar keine Mühe, ihre Aufregung zu verbergen. Er erkannte sie an ihrem heftigen Atem, an ihrem fahrigen Blick, vor allem aber an ihrer Aura.
Er nickte langsam.
„Natürlich darfst du das, Kaif. Bis auf das, worüber ich noch schweigen muß, soll es keine Geheimnisse zwischen uns geben."
- „Dann sag mir, ob du irgend etwas mit dem Tod von Lopt Zadheven und dem unserer Tochter zu tun hast!"
Jetzt war es heraus. Sie spürte ihr Herz wild schlagen. Vielleicht hatte sie einen Frevel begangen, der nie wiedergutzumachen war. Möglicherweise hatte sie in diesem Augenblick ihre Zukunft zerstört. Hätte Lopt nicht gewollt, daß sie weiterarbeitete?
Aber sie würde gleich wissen, ob der zweite Bote etwas zu verbergen hatte oder unschuldig war.
Galornen können schlecht lügen! Sie würde es an jeder kleinen Veränderung seiner mentalen Aura spüren.
Ce Rhioton lächelte! Er beugte sich zu ihr vor, so daß sie glaubte, der massige Körper müsse ihr entgegenkippen.
„Es ist gut, daß du die Frage gestellt hast, Kaif Chiriatha", sagte er bedeutungsvoll. „Sonst wäre immer der Hauch des Mißtrauens geblieben. Nein, Kaif, ich habe nichts mit dem allem zu tun - und ich gäbe vieles dafür, besäße ich die Macht, es ungeschehen zu machen. Aber ich kann es nicht. Alles, was ich jetzt für dich tun kann, ist, dir die nächste Reise in die Vergangenheit anzubieten, damit deine Seele Ablenkung findet - und neue Stärke."
Sie fühlte, daß er die Wahrheit sagte und es nur gut mit ihr meinte, als er ihr anbot, ihr ein weiteres Kapitel aus der galornischen Geschichte aufzuschlagen.
„Thoregon?" fragte sie. „Die Brücke in die Unendlichkeit?"
Er nickte, und sie holte tief Luft.
„Dann bin ich bereit", sagte sie.
Ce Rhioton stand auf und brachte ihr die Raumschiffsminiatur.
4.
Tiis Methare Er galt als der führende Denker seiner Zeit. Die Galornen lebten noch auf der Herkunftswelt, und es gab keine Kriege mehr. Die Aggressiven hatten nach und nach aufgegeben oder sich in den letzten Weltraumgefechten gegenseitig ausgelöscht. Die restlichen Schiffe ihrer schwarzen Sternenflotte waren an einem unzugänglichen Ort verankert, innerhalb einer Dunkelwolke, auf einem fast unbelebten Planeten, und dort mit einem starken mentalen Abschreckungsfeld versehen worden. Nie wieder sollte jemand von ihnen Gebrauch machen.
Seit einigen hundert Jahren lebten die Galornen in Frieden miteinander und widmeten sich der geistigen und körperlichen Vervollkommnung. Im Zuge dieser Entwicklung hatten sie damit begonnen, sich von der galaktischen Bühne Plantagoos zurückzuziehen. Sie gaben ihre Kolonien eine nach der anderen auf und verkehrten kaum noch mit anderen Völkern, denn es gab nichts, was sie von ihnen lernen konnten.
Sie benötigten keinen Handel mit anderen. Was
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