1853 - Im Zeichen von Thoregon
erste, was sie zu hören bekam. Es dauerte eine Weile, bis die drei Galornen, die Lopt Zadheven selbst als seine Stellverteter ausgesucht hatte, ihr die Wahrheit offen zu sagen wagten. .
Lopt Zadheven war tot.
Eine außer Kontrolle geratene Montageplattform war mit einer anderen kollidiert, wobei drei Galornen sofort umgekommen und zwei andere so zwischen Arbeitsgeräten und Materialcontainern eingeklemmt worden waren, daß sie ebenfalls unter Qualen sterben mußten, falls keine rasche Hilfe kam.
Und natürlich hatte Lopt den Helden spielen müssen!
Wo etwas brannte, wo etwas Außergewöhnliches geschah, da war er schon immer als erster zur Stelle gewesen. Doch im Gegensatz zu den oft wilden Spielen seiner Kindheit und Jugend hatte er diesmal mit dem eigenen Leben bezahlt.
Die beiden Eingeklemmten hatte er eigenhändig befreit, aber als er selbst die Plattform verlassen wollte, erfolgte in ihrem Sockel noch einmal eine Explosion und riß ihm den Raumanzug weit auf. Er starb im Vakuum.
Daß es so schnell ging, daß er wahrscheinlich nichts davon gemerkt hatte, war kein Trost mehr für Kaif.
Sie vergoß keine Träne - das konnte sie nicht mehr. Zum letztenmal hatte sie geweint, als Dauw gestorben war, ebenfalls durch eine Explosion. Lopt Zadheven hatte damals die Bombe gebaut. Sie war für Kaif Chiriatha bestimmt gewesen.
Sie konnte seinen Tod nicht beweinen, auch nicht in der Einsamkeit ihres Hauses, das plötzlich so leer war. Aber sie schrie die Wände an und fragte, was sie denn noch ertragen müsse, bis sie zerbrach.
Zuerst Dauw, dann ihr Kind und jetzt Lopt ...
Gab es ein Schicksal, das ihr bestimmt hatte, nie lange glücklich sein zu dürfen? Eine Einsame, die nur ihre Arbeit hatte und eine noch fragliche Berufung?
In diesen Tagen, als der Schmerz sie fast rasend machte, hätte sie jede Berufung, die ganze Koalition Thoregon, Ce Rhioton und dessen eventuelle Nachfolge sofort mit Freuden gegen die Leben jener drei Menschen getauscht, die sie verloren hatte.
Waren es Prüfungen?
Immer häufiger schoß ihr dieser Gedanke jetzt durch den Kopf. Aber wer, welches Schicksal und welche Macht, sollte ihr etwas Derartiges antun? Sie war der Idee Thoregon ergeben und davon erfüllt.
Wer wußte das nicht? Wer brauchte die Opfer und eine gebrochene Dienerin?
Allein, hatte Ce Rhioton zu ihr gesagt. Sie würde ganz allein sein ...
Oder waren es andere Motive und andere Täter? Sabotage? Ihr fiel ein, wie ihr Vorgänger in der Verantwortung für die Bollwerke ums Leben gekommen war, Goolk Ditther. Sie hatte von seinem Tod profitiert. Aber wer sollte zu derartigen Mitteln greifen, um ihr alles zu nehmen, bis ihr Lebensinhalt nur noch aus den Heliotischen Bollwerken und Thoregon bestand?
Kein Galorne war dazu fähig. Und außer ihnen und den Adlaten gab es niemanden in der Pentrischen Wolke.
Sie zermarterte sich den Kopf und fand keine Antwort. Als das Schlimmste vorbei war, besuchte sie Muum Dugesm und atmete auf, als sie ihn sah. Es hätte sie schon fast nicht mehr gewundert, wenn er während ihrer Abwesenheit ebenfalls aus diesem Leben geschieden wäre.
Doch er war da und gab ihr Halt wieder einmal. Er schaffte es, sie mit seinen Worten und seiner Nähe zu trösten.
Er verzichtete auf alle Phrasen, daß Lopt als Held gestorben sei - was bedeutete der Begriff „Held" den modernen Galornen! Er sagte nur, daß er ein guter Mann gewesen sei und seine Seele an sich irgendwo in der Unendlichkeit auf sie, Kaif, warten würde.
„Ihr werdet eines Tages wieder vereint sein", sagte er so sanft, wie sie ihn noch niemals gehört hatte.
„Glaub nur daran ..."
Sie sah ihm in die schwarzen, runden Augen und fand nur Ehrlichkeit darin. Er glaubte an das, was er sagte. Und er sprach in der letzten Zeit so manches Mal von der Seele an sich.
Beschäftigte er sich schon so sehr mit dem eigenen Tod? Fühlte er ihn nahen? Ging auch er doch schon so bald von ihr?
Dann, dachte Kaif Chiriatha, werde ich tatsächlich niemand mehr haben ...
Sie ertrug den Gedanken nicht und war deshalb dankbar, als er das Thema wechselte und über sich und sein neues Hobby sprach. Alle Galornen liebten die Pflanzen, mit denen sie ihre Häuser und Wege umgaben und ihre Wohnungen schmückten.
Muum Dugesm hatte nie viel Zeit dafür gehabt, selbst gärtnerisch tätig zu werden. Jetzt schien er alles Versäumte doppelt nachholen zu wollen.
Kaif staunte über die große Harmonie, die aus seinen Pflanzkompositionen sprach, und war froh, ihn vor
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