Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

1861 - Bomben für den Brutkosmos

Titel: 1861 - Bomben für den Brutkosmos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
Vom Netzwerk:
an. Es war eine Vermessenheit ohnegleichen von diesem Menschen, sich mit dem Philosophen gleichzusetzen!
    „Dafür hättest du den Tod verdient", stieß ich wütend hervor. „Eine derartige Lästerung ..."
    Ich sah, wie er die Brauen wölbte.
    „Für mich der Tod als Strafe?" fragte er verwundert. „Und für dich als Höhepunkt und krönender Abschluß deines Lebens? Gibt es verschiedene Tode? Nicht Arten des Sterbens, daß es das gibt, ist mir klar. Ich meine, gibt es mehrere Arten, tot zu sein? Eine, die einem Spaß macht, und eine, unter der man leidet?"
    Ich preßte die Fingerspitzen gegen die Schläfen. Er tat mir weh mit diesem ständigen Gerede.
    „Du willst mich einfach nicht verstehen", klagte ich. „Geh weg, du machst mich ganz krank. Ist das deine Aufgabe als Arzt?"
    „Wohl kaum", antwortete Julio Mangana und stand auf.
    Für einen Augenblick entgleisten seine Gesichtszüge. Er hatte sich nicht mehr unter Kontrolle, die Maske fiel ab, die er während des Gespräches mit mir aufgesetzt hatte.
    Ich sah einen Mann, der selbst krank zu sein schien, ausgezehrt, müde, erschöpft und mit einem Zug von Resignation und Verbitterung um die Mundwinkel. Es war das Gesicht eines Mannes, ging es mir durch den Kopf, der eine schwere und verantwortungsvolle Aufgabe übernommen hatte und sich davor fürchtete, der Belastung nicht gewachsen zu sein.
    Ein leises Triumphgefühl stieg in mir auf.
    Er hatte es versucht, mich argumentativ zu bezwingen - ein Versuch, der apriori zum Scheitern verurteilt war, wie ich wußte, denn kein Mensch konnte es mit dem Philosophen aufnehmen. In diesem Augenblick hatte er die Grenzen seiner Fähigkeiten erfahren. Er war gescheitert, kam nicht weiter, wußte auch nicht mehr weiter ...
    „Du solltest auf der Erde landen", sagte ich mitfühlend.
    „Bitte?"
    Er wandte sich mir erneut zu. Er hatte vergessen, die seelische Maske wieder aufzusetzen, die er mir vorher zugekehrt hatte. Er zwinkerte heftig, unterdrückte dann mühsam das Verlangen zu gähnen.
    „Es würde dir gut tun", sagte ich, „die Lehre des Philosophen zu übernehmen ..."
    „Inwiefern ...?"
    „Es würde das Leiden von dir nehmen", sagte ich. „Und ich kann sehen, daß du leidest. Was du versuchst, geht über deine Kräfte ..."
    Der Arzt nickte langsam und setzte sich.
    „Ich kann dir sagen, welche Aufgabe ich habe", sagte er mit hängenden Schultern. „Du weißt sicher, daß wir nicht nur dich von Terra abgeholt und an Bord der GILGAMESCH gebracht haben. Unter anderem haben wir auch Paola Daschmagan, Cistolo Khan und Gia de Moleon an Bord, und meine Aufgabe besteht darin, sie dazu zu bewegen, wieder die Kontrolle über NATHAN zu übernehmen und dafür zu sorgen, daß den Menschen auf Terra geholfen werden kann."
    Ich schüttelte langsam den Kopf.
    „Die Menschen auf Terra brauchen keine Hilfe", sagte ich. Begriff er das wirklich nicht? „Entweder leben sie, oder sie sterben. Sterben werden sie ohnehin, und leben wollen sie eigentlich gar nicht mehr. Wenn sie ein paar Tage früher sterben, als es gut und nützlich wäre, wen kümmert das?"
    „Mich unter anderem", sagte Julio Mangana. „Weißt du, zwischen unseren Weltbildern gibt es einen fundamentalen Unterschied ..."
    „Und der wäre?"
    Julia Mangana seufzte tief.
    „Ich kann mich irren - du nicht ... Mein Weltbild schließt die Möglichkeit des Irrtums ein, das deine jedoch nicht ... Wenn du mit deiner Auffassung recht hast, kann ich mich dir immer noch anschließen. Solltest du dich aber irren ..."
     
    7.
     
    Atlan „Der Kommandant dieses Gliederschiffes heißt Kynhan", erklärte Myles Kantor. „Ein Chaeroder, und er scheint ziemlich unter Druck zu stehen ..."
    Myles Kantor hatte sich wieder in die bordinterne Kommunikationsstruktur eingeklinkt; es war ihm leichter gefallen als beim ersten Mal, aber dennoch hatte es ziemlich lange gedauert. Der Ausfall unserer Pikosyns machte sich allenthalben bemerkbar. Immerhin funktionierten jetzt unsere Translatoren wieder halbwegs normal.
    „Seht euch das an!" Myles ließ auf einer Fläche eine große Projektion auftauchen. „So sieht das Bauwerk von Goedda jetzt aus ..."
    Es war eine verwirrende Darstellung von ineinander verflochtenen Röhren, Kammern und Gängen; der Plan versuchte das Bauwerk in allen drei Dimensionen darzustellen und war für einen Menschen völlig undurchschaubar. Vielleicht hätte ein Posbi damit etwas anfangen können oder ein insektoides Lebewesen, für das solche Bauten wohl eher

Weitere Kostenlose Bücher