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1861 - Bomben für den Brutkosmos

Titel: 1861 - Bomben für den Brutkosmos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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wirklich fragen ... Und ihr wißt, wie deren Antwort aussehen wird ... !"
    Homer G. Adams senkte den Kopf.
    „Sie werden sterben wollen, zusammen mit allen anderen, die in den unseligen Bann des Philosophen geraten sind ..."
    „Unfug!" warf Flame Gorbend ein. „Cistolo und die anderen sind doch gar nicht bei klarem Verstand ...
    Sie wissen gar nicht, was sie sagen."
    „O doch", antwortete Julio Mangana leise. „Leider wissen sie das sehr genau ..."
     
    6.
     
    „Ist es deine Sache als Arzt, darüber zu entscheiden, was gut ist für mich oder nicht?" fragte ich Julio Mangana.
    Er sah mitgenommen aus, wie ein Mann, der nicht viel geschlafen hat. Um so besser ...
    Mangana war intelligent, aufgeschlossen und geistig beweglich. Es müßte möglich sein, ihn auf den richtigen Weg zu bringen; er hatte es verdient, und wenn ich mich ein wenig anstrengte, dann konnte ich es durchaus schaffen, ihn in unsere Gemeinschaft aufzunehmen. Ganz gewiß würde er sich meinen Argumenten, von denen ich wußte, daß sie eindeutig die besseren waren, letztlich beugen und unterwerfen.
    Ich mußte nur aufpassen, nicht zu schnell und zu drängend vorzugehen. Ich war Nerghana Bilox, nicht der Philosoph selbst, dessen Existenz allein schon mehr wog als alle Vernunftgründe. Wenn ich zuviel Druck auf Mangana ausübte, würde er wahrscheinlich störrisch werden und sich sogar gegen Einsichten wehren, die aus seinem Innersten emporstiegen. Unaufgeklärte Menschen waren mitunter sehr eigentümlich.
    „Wenn du meine Patientin bist, dann schon", antwortete Julio Mangana. „Genau das ist der Beruf eines Arztes: Er weiß Dinge, die für den Patienten und dessen Wohl wichtig sind und die der Patient mangels Sachkenntnis einfach nicht wissen kann. Wärest du ernsthaft krank und müßtest operiert werden - wer, wenn nicht ich oder ein anderer Arzt, sollte die Diagnose stellen und alles Notwendige veranlassen?"
    „Und wer definiert, ob ich deine Patientin bin oder nicht? Ich bin wach, ein bißchen schlapp zwar, das gebe ich zu, und auf diesem Gebiet habe ich gegen deine Hilfe nichts einzuwenden. Aber es gibt Bereiche, beispielsweise mein Seelenleben, da bin ich mit der Definition als Patientin nicht einverstanden, ganz und gar nicht. Wußtest du übrigens, daß das Wort Patient aus der längst ausgestorbenen Sprache der Römer stammt und soviel wie der Leidende, Erduldende bedeutet? Ich halte die zweite Übersetzung für die bessere, sie beschreibt das Verhältnis besser ..."
    Julio Mangana legte den Kopf zurück und lachte laut los.
    > In einer solchen Lage hältst du mir einen kulturgeschichtlichen Vortrag?" amüsierte er sich.
    Ich fixierte ihn.
    „Daß ich es kann", sagte ich scharf, „beweist doch wohl, daß ich in der Lage bin, meine Entschlüsse klar zu durchdenken und auch selbst zu fassen. Ich brauche dazu deine Hilfe nicht."
    Er betrachtete mich nachdenklich, während ich meine Schwäche verwünschte, die mich daran hinderte, aktiv zu werden. Mangana machte einen freundlichen und kompetenten Eindruck und schien, abgesehen von der verständlichen Schwäche der Eitelkeit, ein recht sympathischer Mensch zu sein. Aber in diesem Augenblick war er mir im Wege; er hinderte mich daran, die Erfüllung meines Lebens zu finden.
    Und deswegen begann ich ihn zu hassen, zuerst langsam, nur angedeutet in meinem Empfinden, aber dann immer stärker ...
    „Was ist, wenn ein Symptom deiner Krankheit das ist, daß du deine Lage und deinen Zustand eben nicht mehr richtig einschätzen kannst? Wenn du zwar glaubst, vollkommen in Ordnung zu sein, in Wirklichkeit aber schwer krank bist ...?"
    „Pah", sagte ich. „Eine fadenscheinige Theorie, mit der man alles und jedes rechtfertigen kann. Die klassische Grundlage, auf der die Herrschaft von Tyrannen beruht, von Ärzten, Anwälten, Lehrern und Eltern.
    Sie alle behaupten, es besser zu wissen. Objektiv besser zu wissen, und man selbst hat einfach nicht den Durchblick. Wie armselig, wie kümmerlich - und wie hochmütig und größenwahnsinnig."
    > Treffer", gab Julio Mangana zu. „Und du hast die Wahrheit gefunden, nicht wahr? Die letzte, alles erledigende Wahrheit, die unumstößliche, nicht zu erschütternde Wahrheit. Wie gut für dich."
    „Spar dir den höhnischen Tonfall!" fauchte ich ihn an. Ich wünschte, ich hätte ihn packen und prügeln können.
    „Und wo hast du sie gefunden?" wollte Julio Mangana wissen. „Lag sie irgendwo auf dem Boden, als du gerade deines Weges gegangen bist? Hat sie dich

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