1861 - Bomben für den Brutkosmos
Auffassungen ändern könnten, nicht wahr?"
Julio Mangana nickte.
„Nichts anderes", sagte er. „Eure Ansichten können sich ändern, ebenfalls die anderer Menschen. Ihr habt euch bereits verändert, vielleicht erinnert ihr euch an die letzten Wochen. Zuerst wart ihr vornehmlich mit dem Zeichnen von Kreisen beschäftigt, und es schien für euch nichts Wichtigeres zugeben als dies. Aber es ist vorübergegangen ..."
„Mag sein, Doktor", sagte Cistolo Khan. „Aber nunmehr hat unser Denken und Empfinden seinen Gipfelpunkt erreicht. Es wird nicht weitergehen, und es wird sich auch nichts ändern."
„Das wird sich zeigen", versetzte Homer G. Adams. „Das Problem, vor dem wir stehen, ist euch bekannt. NATHAN ist nur noch beschränkt einsatzfähig; im Grunde tut er nicht mehr als einen Notstand notdürftig verwalten. Zu weitgreifenderen Aktivitäten ist er nicht fähig, da ihm seine Programmierung dies verbietet. Die einzige Möglichkeit, diese Sperre aufzuheben, haltet ihr in Händen. Nur ihr drei gemeinsam seid in der Lage, NATHANS Grundsatzprogrammierung zu ändern. Und genau das sollte jetzt geschehen, zum Wohle aller Menschen auf der Erde."
Paola Daschmagan machte eine wegwerfende Handbewegung.
„Für das Wohl der Terraner ist gesorgt", sagte sie überlegen. „Sie sind wie wir durch die Schule des Sterbens gegangen und haben dort gelernt, was wirklich wichtig ist - beizutragen zum großen Werk, das entstehen wird, zu Goedda ..."
„Ein Teil der Terraner wird diesen Tag nicht mehr erleben", sagte Homer G. Adams. „Täglich sterben Tausende an Entkräftung ..."
Cistolo Khan zuckte mit den Achseln. „Nicht von Bedeutung", stellte er fest.
Warum ließen diese Narren uns nicht gehen? Warum nur setzten sie uns derart zu, verwirrten unsere Gedanken und Gefühle, bis uns die Köpfe dröhnten? Sie glaubten doch nicht wirklich, unsere Einstellung ändern zu können? Was sie uns in ihrer Dummheit und Arroganz antaten, war das nicht ein Grund mehr, sich nach einem Zustand zu sehnen, in dem es solchen Druck, solches Leiden nicht mehr gab?
Konnten diese Leute denn nicht rechnen, einfach nur rechnen? Wenn man das Glück der Menschen verglich mit dem Leiden, das sie auszuhalten hatten, überwog da nicht das Leiden, überwog es nicht bei weitem? Bei einzelnen mochte die Rechnung auf den ersten Blick zu ihren Gunsten ausgehen, aber das stimmte bei näherem Betrachten nicht? War nicht der Reiche gepeinigt von der Gier, noch mehr zu haben? Wurde der Liebende nicht umschwirrt von der Angst, die Liebe könnte enden? Hatte der Gesunde nicht Angst vor Krankheit und Tod?
Der einzige Weg, das Leiden in der Welt zu beenden, war der, sich aus der Welt zurückzuziehen und nicht mehr an ihr teilzunehmen, keine Bedürfnisse zu haben, keine Sehnsüchte, keine Ängste, keine Begierden - und war es nicht der Tod, der den Menschen von all diesem Leiden befreite ...?
„Nicht für euch, wohl aber für uns", sagte Julio Mangana. „Und vielleicht für die Betroffenen. Im übrigen: Ist NATHAN in irgendeiner Form für euch wichtig?"
„Nichts ist mehr für uns wichtig", bemerkte Gia de Moleon.
„Dann übergebt NATHAN uns", forderte der Arzt die drei Befehlshaber der Mondsyntronik auf. „Ich darf euch daran erinnern, daß NATHAN nicht nur für Terra und das Sonnensystem von Bedeutung ist. Wenn ihr ihn blockiert, wird dadurch künftiger Bund in seiner Entwicklung gehindert ..."
Er war brillant, mußte ich zugeben. Er suchte nicht nach Argumenten, die für ihn wichtig waren; er stellte sein Denken und seine Logik auf das jeweilige Gegenüber ein und suchte nach Beweggründen, die das Gegenüber akzeptieren konnte.
Der Köder muß dem Fisch schmecken, nicht dein Angler!
„Was genau verlangst du?"
Julio Mangana und Homer G. Adams wechselten einen raschen Blick.
„Befreit NATHAN von allen Zwängen der Hierarchie!" sagte Mangana. „Laßt ihn seine Entscheidungen selbst treffen. Gebt ihm den Kodebefehl, der ihn dazu befähigt, die Lage nach eigenem Ermessen zu beurteilen und danach zu handeln. NATHAN ist in keinem Fall imstande, gegen die Interessen der Menschheit zu handeln ..."
Ich sah, wie Paola Daschmagan, Cistolo Khan und Gia de Moleon die Köpfe wandten und sich anblickten; in ihren Augenwinkeln glomm ein Ausdruck von Freude auf, und ich sah, wie Paola Daschmagan, die Erste Terranerin, sanft nickte ...
„Einverstanden", ließ sich Cistolo Khan vernehmen.
Ich wollte es nicht mit ansehen, wie sie unsere Sache verrieten. Ich
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