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1867 - Der TraumtÀnzer

Titel: 1867 - Der TraumtÀnzer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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wieder laut schrie, bewies jedoch, daß er am Leben war.
    Zweihundert Meter von Saedelaere entfernt blieb Dreur endlich liegen, am unteren Rand des Hangs. Es hätte nicht viel gefehlt, und er wäre in den Teich gerutscht.
    Saedelaere zog das Küchenmesser aus der Tasche. Er setzte sich hastig in Bewegung.
    Kurz bevor er Dreur erreichte, kehrtein den scheinbar reglosen Körper das Leben zurück.
    Dreur hob den Kopf. Er hatte eine klaffende Wunde an einer Seite seines Schädels. Die runde Mundöffnung und die fingerförmige Nase schienen abgerissen zu sein. Darunter kam wäßriges weißes Fleisch zum Vorschein. Nur das Auge mit dem dicken, weit geöffneten Lid war von der Funktionsleiste noch intakt.
    Da das Wesen eine 360-Grad-Rundumsicht besaß, konnte der nahende Terraner ihm nicht entgehen.
    Der Philosoph kam mit einem wilden Satz auf die Beine. Er mußte wohl das Messer gesehen haben.
    Seine erste Bewegung sah unsicher aus, dann aber schnellte sich Dreur mit staksigen, gleichwohl kraftvollen Bewegungen den Hang hinauf.
    Als Saedelaere die Stelle erreichte, war Dreur schon drei Meter hoch.
    Er konnte jede Muskelfaser des grünen Leibes erkennen. Allein, es nützte ihm nichts. Ob drei Meter oder dreihundert, war völlig egal.
    Es war so knapp gewesen, und jetzt stand er mit leeren Händen da. „Bleib stehen!" brüllte Saedelaere. „Komm herunter, verdammt!"
    Der Philosoph gab keine Antwort.
    Er ruderte wie verrückt mit den Armen, weil er sonst das Gleichgewicht verloren hätte, und seine Beine bewegten sich trotz ihrer steifen Konstruktion so schnell, daß man mit den Augen kaum folgen konnte.
    Der Anblick erinnerte Saedelaere an einen Hamster in einem Laufrad. Dreur kam nicht mehr von der Stelle, unter ihm rutschte unablässig der Boden weg.
    „Komm schon ...", murmelte Saedelaere kalt.
    Er faßte den Messergriff fester. Aus den drei Metern Abstand wurden zwei.
    Ein paar Sekunden noch, und er konnte das Wesen erreichen. Er sehnte den Kampf herbei. Ob er gewann oder unterging, war ihm mittlerweile egal, er wollte nur noch angreifen und eine Entscheidung, so oder so.
    Dreur hörte auf, seine Arme als Stabilisierungshilfe zu benutzen. Statt dessen beugte er sich nach vorn.
    Auf allen vieren arbeitete er sich den Hang empor. Innerhalb von Sekunden bewährte sich die Strategie: Dreur kam voran, die drei Meter waren rasch wiederhergestellt. Dann waren es sechs, acht, zehn.
    Saedelaere sah, daß der Philosoph ihm entkommen würde.
    Er überlegte, einfach seitwärts über den Pfad nach oben zu laufen und dort auf Dreur zu warten. Dreur hätte das jedoch gesehen - zweifellos - und brauchte sich nur wieder nach unten rutschen zu lassen.
    Saedelaere steckte das Messer in die Scheide zurück. Er empfand einen hilflosen Zorn.
    Mit der linken Hand klaubte er lose Steine auf und schleuderte sie nach dem Philosophen. Dreur ließ sich nicht beirren, er sorgte nur durch Ausweichbewegungen dafür, daß kein weiteres seiner Sinnesorgane beschädigt wurde.
    Saedelaere holte Anlauf. So nahe wie möglich dranzubleiben, darin lag seine Chance.
    Unter seinen Füßen bröckelte das Geröll weg, und er stellte am eigenen Beispiel fest, wie schwierig es war, das Gleichgewicht zu halten. Nach einigen Sekunden klopfte sein Herz wie verrückt. Seine Beine waren schnell lahm geworden, mehr als ein paar Meter hatte er trotzdem nicht geschafft.
    Mit einer Verbissenheit, die ihn selbst überraschte, erkämpfte sich der Träger der Haut zwei weitere Meter.
    Dreur hatte die Hälfte geschafft. Das zeigte ein Blick nach oben.
    Obwohl Saedelaere Ellenbogen und Knie besaß - im Gegensatz zum Philosophen -, bewegte er sich viel zu unbeholfen.
    Man brauchte alle vier Gliedmaßen, ohne war der Aufstieg nicht zu machen. Er hatte jedoch nur die Beine und den linken Arm, das war zuwenig. Als er das erkannte, stellte er die Bemühungen ein.
    Mit Tränen in den Augen rutschte er auf den Boden zurück. Er hatte verloren. Saedelaere besaß keine Kraft mehr. Er konnte den Philosophen nicht verfolgen, und er konnte auch nicht mehr weglaufen. Das letzte, was ihm blieb, war ein Akt der Verzweiflung, bevor Jenseitsdreur mit seiner vollen Macht erwachte und ihn unterwarf.
    „Was hast du jetzt vor, Alaska?" fragte die Haut beunruhigt.
    Er antwortete nicht. Sie schien zu spüren, daß eine Entscheidung gefallen war.
    „Alaska, ich habe Hunger."
    Ihre Stimme in seinem Kopf machte ihn wahnsinnig. Wäre er nicht so ausgepumpt gewesen, er hätte über die Situation laut

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