1867 - Der TraumtÀnzer
in den Gleiter zurück. Er fragte sich deprimiert, was er mit dem Ding noch sollte außer nach Hause zurückfliegen. Es schien nichts zu geben, was er ansteuern und mit der Thermokanone zerstören konnte.
Am Ende des Tages, als es über der Wüste schlagartig dunkel wurde, wurde ihm bewußt, daß er nur noch eine Möglichkeit hatte: Er mußte wieder träumen. Auch wenn darin ein nicht kalkulierbares Risiko lag.
Wenn es ihm nicht gelang, im Traum weitere Details herauszufinden, dann hatte er keine Chance, das Unheil von Arkon abzuwenden.
Benjameen hatte Angst vor dem Einschlafen. Was, wenn er diesmal von etwas völlig anderem träumte und wenn er damit nur weiteres Unheil über die Welt brachte?
Er entschied sich, das Wagnis einzugehen. Alles in allem, warum auch nicht, schlafen mußte er jede Nacht, es würde diesmal nicht anders sein als sonst immer.
Der Pilotensitz ließ sich zurückklappen. Erstaunlich, überlegte er, wie bequem man in diesen Maschinen liegen konnte. Aber er war auch ein schmales Hemd und keiner von diesen vierschrötigen großen Greiftrupp-Polizisten auf IPRASA-Jagd.
Benjameen merkte jetzt erst, wie müde er war. Durch das Loch in der Tür drang kalte Frischluft ein, und er hörte gedämpft und fern die Geräusche der Wüste. Er schlief ein, bevor er Zeit hatte, lange über die Situation nachzudenken.
*
Traumtänzer: Ich habe einen Traum. Mein Name ist Benjameen von Jacinta, und mein Geist ist mein Körper. Ich weiß, daß ich schlafe, ich weiß es ganz genau. Aber das ist nur die halbe Wahrheit; lediglich eine Facette von viele, die ein Traum haben kann.
Ich öffne die Augen. Ich schaue mich um.
Hoch über mir glimmt ein brauner Himmel. Vor mir erstecken sich karstige Felsen. Als ich den ersten Schritt tue, da wälzt sich in dem Gleiter, in dem ich liege, eine schmale Gestalt unruhig von der linken Seite auf die rechte.
Ich wünschte, ich hätte jetzt den Gleiter dabei, aber ich besitze gar nichts.
Das ist mein Traum.
9.
Die Verwundeten Dreur bewegte sich permanent am Rand der Überforderung. Er bewältigte zwei schwierige Aufgaben zur selben Zeit. Auf der einen Seite strahlte er den Todestraum aus, auf der anderen Seite mußte er Saedelaere im Auge behalten.
Seine Botschaft, die Philosophie von Tod und Weiterleben, zog das ArkonSystem vollständig in ihren Bann, und Milliarden Arkoniden gerieten in den Taumel, an dessen Ende die Vernichtung stand.
Zuerst mußte jedoch die Kleine Mutter geboren werden. Dann erst konnte der Zyklus wieder beginnen.
Vorher hatte das Opfer keinen Sinn.
Damit es zur Geburt kam, mußte er so lange wie möglich Alaska Saedelaere über die wahren Gegebenheiten täuschen.
Dreur merkte bald, daß der Terraner ihm auf der Spur war. Es lag vermutlich am Tunnel, woran auch sonst?
Jedenfalls erwies sich die Verfolgung als Vorteil. Solange Saedelaere glaubte, daß er ihn erwischen konnte, kam er nicht auf schädliche Gedanken. Er würde nicht Selbstmord begehen und auch nicht die Haut töten, in der Jenseitsdreur gefangen war. Mit aller Tücke, zu der er fähig war, ließ Dreur den Terraner ins Leere laufen. Zweimal wanderte Saedelaere in weniger als dreißig Metern Abstand an seinem Versteck vorbei; bevor es Dreur wieder gelang, den nötigen Abstand zwischen sich und den Verfolger zu legen.
Zum Glück hatte auch er den Tunnel. Über Saedelaeres Position war er informiert, in jeder Sekunde. Er wußte, wann er Tempo zuzulegen hatte, und er wußte jederzeit über seinen Vorsprung Bescheid.
Insgeheim hoffte er, von seinem Zwilling eine zweite Nachricht zu erhalten. Aber es kam nicht dazu.
Das Risiko schien immer noch zu groß zu sein.
Dreur pumpte seinen Zwilling mit Kräften voll. Je näher die beiden Alter egos sich waren, desto leichter und desto schneller funktionierte es. Er nahm an, daß Saedelaere vom wahren Ausmaß des Transfers nach wie vor keine Ahnung hatte.
Dreur brauchte noch zwei Stunden, dann würde es genug sein. Jenseitsdreur konnte den Terraner dann nach Belieben unterwerfen.
Zwei Stunden noch ... So gut wie nichts. Die Entstehung der Kleinen Mutter war dann nicht mehr aufzuhalten.
Als er bereits hoffte, der Fall sei ausgestanden, kam es doch noch zur Katastrophe.
Dreur ermittelte den Aufenthaltsort des Terraners -und stellte fest, daß Saedelaere angehalten hatte.
Die ganze Zeit hatte zwischen ihnen ein Abstand von drei- bis fünfhundert Metern gelegen, je nach Gelände. Nun wurde dieser Abstand plötzlich größer.
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