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1867 - Der TraumtÀnzer

Titel: 1867 - Der TraumtÀnzer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Dreur blieb stehen, und der Abstand wuchs immer noch.
    Der Terraner entfernte sich von ihm, und zwar mit voller Absicht.
    Saedelaeres Verhalten gab ihm zu denken. Daß der Terraner einfach so die Verfolgung aufgab, konnte er sich nicht vorstellen. Wahrscheinlich steckte eine konkrete Absicht dahinter.
    Egal welche das sein mochte, er schätzte Saedelaeres Intelligenz sehr hoch ein.
    Dreur hätte sich lieber versteckt und das Ende abgewartet. Ihm blieb jedoch keine andere Wahl, als die Verfolgung aufzunehmen.
    So wie vorher hielt er einen sicheren Abstand. Saedelaere ging exakt denselben Weg zurück, den Dreur zu Anfang genommen hatte.
    Dann aber veränderte sich die Route. Der Terraner begab sich auf waghalsige Kletterpartien, und für den Körper eines Philosophen entwickelten sich Anforderungen, denen er so gut wie nicht gewachsen war. Jede Veränderung, die Saedelaere herbeiführte, war automatisch zu seinen Ungunsten. Das Risiko, in den Hängen abzustürzen, schien Dreur beunruhigend hoch.
    Einige flache Hänge schlossen sich an.
    Dreur ließ den Abstand größer werden, damit Saedelaere ihn nicht sehen konnte. Wenn es zu einer Begegnung kam, provozierte das den Terraner vielleicht zu einer Reaktion, die beiden gefährlich wurde.
    „Bist du noch da?" hörte er den Terraner plötzlich schreien. „Kannst du mich hören?"
    Die Stimme drang schwach an seine Ohren.
    Dreur stand sofort still. Er war sicher, daß die Worte ihm galten. Natürlich gab er keine Antwort, und er war sicher, daß sein Gegner auch keine erwartet hatte. Wollte der Terraner ihn unsicher machen?
    „Ich weiß genau, daß du da bist, Dreur!" schallte es heran. „Komm doch, wenn du Mut hast! Ich warte auf dich!"
    Saedelaere legte offenbar eine Pause ein, also wartete auch er.
    Es dauerte zehn Minuten, dann setzten sie ihre Wege fort, beide durch einen halben Kilometer voneinander getrennt.
    Dreur vergrößerte seinen Abstand noch einmal. Er blickte auf einen langgezogenen Hang. Linker Hand fiel die Böschung in steilem Winkel ab, darunter schimmerte ein kristallklarer Teich. Eine Reihe von Steinen führte am Böschungsrand entlang. Der Terraner mußte exakt diese Route genommen haben, das stand außer Frage.
    Ihm war nicht wohl bei dem Gedanken, den unsicheren Weg zu überqueren. Er betrat den ersten Stein, dann tastete er sich zum zweiten vor, zum dritten. Obwohl sein Körper sich für Kletterpartien nicht eignete, kam er gut voran. Dreur blieb stehen, jede Minute einmal für einen stillen Atemzug, und schaute mißtrauisch den Hang hinab.
    Keine Spur von Saedelaere.
    Kurz bevor er das Ende des Pfades erreicht hatte, setzte Dreur seinen Fuß auf einen flachen Felsblock.
    Unter ihm fing es plötzlich zu knirschen an.
     
    *
     
    Saedelaere kämpfte gegen den Schlaf. Wenn er sich jetzt gehenließ, so wußte er, würde er vielleicht nicht mehr erwachen.
    Plötzlich hörte er ein unheimliches Geräusch. Im ersten Moment wußte er nicht, womit er es zu tun hatte. Dann identifierte er das Geräusch als einen Schrei.
    Obwohl sein Arm ihm große Schmerzen bereitete, sprang er auf. Er sprintete los, mit dem höchsten möglichen Tempo. Ihm wurde schwindlig, und sein Herz pochte stark.
    Ein zweiter Schrei ertönte, dieses Mal gellend laut.
    Bis zur Biegung, die ihm einen Blick auf den Hang erlaubte, waren es hundert Meter. Er war schnell.
    Mit dem gebrochenen Arm und dem Zusatzgewicht der Haut schaffte er es in weniger als zwanzig Sekunden.
    Der präparierte Block war schon unten angekommen, polternd und mit der Urgewalt einer halben Tonne. Eine meterhohe Fontäne spritzte in den Himmel, als er in den Kristallteich schlug.
    Saedelaere erblickte mitten im Hang, kurz unterhalb der Böschung, die flaschengrüne Gestalt des Philosophen.
    Dreur hatte es geschafft, sich festzuhalten, aber nicht für lange: Der Vorsprung, an den er sich klammerte, geriet ebenso ins Rutschen wie der große Stein zuvor.
    Das besiegelte sein Schicksal.
    Einmal versuchte er noch, sich neuen Halt zu verschaffen. Der Fels, nach dem er hatte greifen wollen, befand sich jedoch außer Reichweite, auch für die langen Röhrenarme.
    Saedelaere sah Dreur fallen. Der geteilte Kopf mit den vier Augen und vier Mündern prallte auf einen spitzen Stein, es gab ein häßliches Geräusch, aber der Schädel platzte nicht. Mehrmals änderte der Körper im Rutschen seine Richtung. Ein Mensch hätte den Sturz nicht überstanden. Was mit Dreur war, ließ sich nicht erkennen. Die Tatsache, daß er immer

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