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1867 - Der TraumtÀnzer

Titel: 1867 - Der TraumtÀnzer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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und die waren beide nach vorn gerichtet, in den Abgrund.
    „Philosoph", brüllte das Wesen soeben wieder, „ich weiß genau, daß ich mich nicht mehr lange behaupten kann. Du kommst entweder heraus und stellst dich, oder ich werde mich von diesem Felsen stürzen!"
    Dreur wurde siedendheiß bewußt, daß der Fremde sehr genau über sein Druckmittel informiert war. Selbstmord. Das einzige, woran man ein Wesen so gut wie nicht hindern konnte, egal wie unterlegen es war.
    Die Drohung zeigte, daß Saedelaere nicht alle Hoffnung aufgegeben hatte, auch jetzt noch nicht. Er wollte kämpfen, also rechnete er sich eine Chance auf Überleben aus, die - objektiv gesehen - nicht bestand.
    Ob der Terraner tatsächlich imstande war, sich umzubringen, vermochte Dreur nicht zu beurteilen. Das Risiko schien ihm jedenfalls untragbar hoch.
    Er schaute unschlüssig zur Felsenkante: Die Vernichtung der Kleinen Mutter, bevor sie noch entstanden war, kostete den Terraner nur einen Schritt. Dreur wußte nicht, was er tun sollte.
     
    10.
     
    Im falschen Augenblick Saedelaere spürte, daß der Philosoph ihm nahe war. Indem er seinen Feind zwang, sich zum Kampf zu stellen, führte er automatisch eine Entscheidung herbei.
    Er brauchte nicht lange zu warten. Aus den Felsen hinter ihm hörte er: „Warte! Ich komme heraus!" Die Stimme tönte nicht sehr laut. Durch ihren eigentümlichen Klang konnte er sie jedoch gut verstehen.
    Saedelaere drehte sich langsam um, und tatsächlich, über den Pfad näherte sich die zwei Meter zehn große Gestalt des Philosophen. Der staksige Gang des Wesens schien ihm unsicher. Die Kopfwunde, die zweifellos noch vorhanden war, hatte Dreur offenbar nach hinten gedreht, so daß er mit den verbliebenen drei Augen Saedelaere und dessen Umfeld vollständig überblickte.
    Dreur kam mit auffälliger Vorsicht zu ihm herunter. Saedelaere starrte ihn an.
    Die Lage war einfach: Dreur mußte ihn entwaffnen und überwältigen, ohne daß er oder die Haut dabei zu Tode kamen.
    Saedelaere mußte dagegen entweder den Philosophen oder sich selbst töten.
    Besser, wenn es den Philosophen traf. Er konnte immer noch hoffen, daß er den Untergang der Blase irgendwie überstand, vielleicht mit geschlossenem Raumanzug.
    Hätte er den Anzug der Vernichtung noch besessen, sein machtvolles Instrument aus vergangenen Tagen, er hätte sich keine Sorgen gemacht. So aber ... Es war nicht mehr als eine MinimalChance, aber besser als gar keine.
    Mit der linken Hand zog er das Küchenmesser aus der Tasche. Er spürte, wie seine Finger zitterten, und er konnte nichts dagegen tun.
    Saedelaere nahm eine Dagor-Grundhaltung ein. Er war kein erstklassiger Kämpfer, die nötigen Techniken waren ihm jedoch vertraut.
    Dreur stoppte, als er nur noch zehn Meter entfernt war. Seine Haut hatte einen matten Glanz, ein bißchen wie Plastik, und der flachgedrückte Kopf erinnerte aus der Nähe an eine altertümliche Taschenflasche, wie man sie früher einmal benutzt hatte.
    Saedelaere dachte nicht daran, ihm entgegenzugehen.
    Die Nähe des Abgrunds stellte für ihn einen Vorteil dar, den er keinesfalls aufgeben wollte.
    Dreur mußte kommen. Er mußte nur einen einzigen Schritt nach hinten tun.
    „So endet es also", sprach der Philosoph. „Leg dein Messer hin und unterwirf dich. Das ist für dich das einfachste."
    Aus der Nähe klang seine Stimme noch seltsamer, metallisch schnarrend, allerdings mit einem seidenweichen Unterton, der Saedelaere aus der Entfernung entgangen war.
    „Du möchtest mir nicht antworten?"
    Der Philosoph wollte ihn nur ablenken. Saedelaere blieb ruhig stehen.
    „Ich habe mich oft gefragt, was für ein Wesen du bist", sagte Dreur „Nun stehe ich dir gegenüber, und ich erfahre es noch immer nicht. - Leg dieses Messer weg. Es wird dir nicht helfen. Du hast nur einen Arm. Ich werde dir Schmerzen zufügen, obwohl ich das nicht will."
    Saedelaere reagierte noch immer nicht.
    Geschwätz!
    Er konnte warten, bis Dreur einen Ausfall versuchte, oder er konnte selbst einen Angriff starten. In jedem Fall hatte er nur einen Versuch. Darüber mußte er sich im klaren sein.
    Er entschied sich für die passive Rolle, weil sie weniger eigenen Kraftaufwand erforderte.
    Saedelaere bewegte sich um eine Winzigkeit nach hinten, dem Abgrund entgegen. Zwischen ihm und dem Ende lagen dreißig Zentimeter.
    Dreur reagierte wie erwartet. Er stieß einen unartikulierten Schrei aus und sprang nach vorne, um seinen Gegner aufzuhalten.
    Darauf hatte Saedelaere

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