Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

1869 - Gesang der Kleinen Mütter

Titel: 1869 - Gesang der Kleinen Mütter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
Vom Netzwerk:
ihre Schuldgefühle einfach beiseite gewischt. Vermutlich hätte er auch da eine Menge Zitate aus der Vergangenheit bringen können. Es war ein Augenblick gewesen, der nun vorüber war.
    Auf einmal war die Kluft zwischen ihnen kleiner geworden. Sie verstand nun, warum er so war, wie er war. Sie hatte es gerade selbst erlebt.
    Jafko seufzte und prustete. Seine starr geöffneten Augen klärten sich, und sein Kopf hob sich wackelnd.
    Er nieste mehrmals hintereinander. Als er versuchte, auf die Beine zu kommen, torkelte er wie ein frisch geborenes Rehkitz und plumpste unelegant wieder hin.
    „Weißt du, was du getan hast?" fragte Bré leise.
    Er maunzte kläglich. Er wußte es ganz genau, und wie sie vorausgesagt hatte, schämte er sich furchtbar.
    Sie brauchte ihm nicht in Worten mitzuteilen, daß er in die Verbannung geschickt wurde. Das wußte er schon selbst.
    Zaghaft hob er eine Pranke und legte sie ihr ganz behutsam in den Schoß. Winselnd bat er sie um Vergebung und wußte doch, daß es das letzte Mal sein würde.
    Bré kuschelte sich an ihn und schloß die Augen, ein letztes Mal seine seidigweiche Wärme, sein zärtliches Schnurren genießend.
     
    7.
     
    Nach Sabinn Noch vor Morgengrauen rief Bré Tom Clancy an. Er meldete sich völlig verschlafen, seine strohblonden Haare standen in alle Richtungen ab.
    „Was ist denn ...", begann er krächzend, dann erkannte er die Sabinnerin und riß die Augen auf. „Bre!
    Um Himmels willen, wie siehst du denn aus?"
    „Tom, ich muß dich sprechen, jetzt gleich. Komm her zu mir. Bitte." Bevor er etwas sagen konnte, schaltete sie ab.
    Eine knappe Viertelstunde später war er bei ihr eingetroffen; sein Quartier lag nahezu am anderen Ende des Raumers. Er hatte es kaum geschafft, sich den Schlaf aus den Augen zu reiben und seine Haare wenigstens halbwegs zu glätten.
    Jafko lag auf seinem Platz und schlief. Bré zog Tom an der Hand zur Couch.
    „Ach Tom, ich weiß gar nicht, wo ich anfangen soll"; sagte sie kummervoll.
    Sie hatte tiefe Ringe unter den Augen und vermutlich nicht mehr als eine oder zwei Stunden geschlafen.
    „Wie wär’s denn einfach direkt mit dem Anfang?" sagte der Techniker sanft. Er hielt ihre Hand fest und streichelte sie. „Leg schon los, Bré zum gegenseitigen Anschweigen bin ich nicht hergekommen."
    „Jafko hat beinahe Atlan umgebracht", sagte sie.
    Tom riß zum zweiten Mal an diesem frühen Morgen die müden Augen auf. Jetzt war er hellwach. „Er hat ... was?"
    „Wirklich", nickte sie. Dann sprudelte alles aus ihr heraus, und sie holte erst wieder Atem, als sie am Ende angekommen war.
    „Ach, du Scheiße", bemerkte Tom scharfsinnig.
    Automatisch schielte er besorgt zu dem schlafenden Husslar.
    „Keine Sorge, ich habe ihm ein Beruhigungsmittel gegeben", versicherte sie schnell. „Bis zum Abflug bleibt er so, dann wird er wieder paralysiert."
    „Was heißt das: bis zum Abflug?" fragte Tom verwirrt.
    Sein Gesicht zeigte einen besorgten Ausdruck, denn im Grunde hatte er genau verstanden.
    „Tja, es kommt sozusagen alles zusammen", antwortete Bré „Normalerweise hätte ich es dir morgen gesagt, aber so ... Ich konnte einfach nicht mehr schlafen, ich mußte jetzt mit jemandem reden. Mit dir.
    Entschuldige, daß ich dir den Schlaf versaut habe."
    „Red keinen Schwachsinn, Frau Psycho-Doc! Wozu sind Freunde denn da? Aber du mußt mir schon selbst sagen, was nun wird."
    „Atlan gibt mir eine Space-Jet, damit ich Jafko nach Sabinn zurückbringen kann."
    „Wie stellt er sich zu der ganzen Sache?"
    „Ach, er hat es sofort abgehakt. Es hat ihn nicht besonders berührt, denke ich. Ich wünschte, ich könnte so gelassen sein wie er!" Sie seufzte. „Es ist unglaublich nett von ihm, mir zu helfen. Immerhin ist das eine rein private Sache, und bei der gegenwärtigen Lage darf ich das gar nicht erwarten. Wir haben wirklich andere Prioritäten, und meine Arbeit läßt solche Kapriolen eigentlich nicht zu."
    „Vielleicht ist er der Ansicht, daß du das brauchst."
    Sie glotzte ihn an, einen Moment lang nicht sicher, ob sie beleidigt sein sollte. Dann entschied sie sich dafür, daß Tom etwas Richtiges erkannt hatte, was ihr entgangen war. „Möglich."
    „Außerdem bist du nicht lange weg. Und du bist nicht die einzige Spezialistin im Universum", fuhr Tom fort. „Auf der GILGAMESCH hockt ein ganzes Rudel von denen rum."
    „Ja, und ich auch bald." Der junge Mann schnappte nach Luft.
    „Deine Art macht einen echt fertig", meinte er dann. „Ich

Weitere Kostenlose Bücher