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187 - Die Wolfshexe

187 - Die Wolfshexe

Titel: 187 - Die Wolfshexe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A.F.Morland
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stand unter seinem permanenten Einfluß, egal, wo er sich aufhielt, ob nun direkt davor - so wie jetzt - oder irgendwo in der Stadt, in England oder auf einem anderen Erdteil.
    Die bestehende Verbindung riß niemals ab.
    Versonnen betrachtete der Industrielle das Bronzetier. Er strich mit seinen Fingern behutsam über die Schuppen und bildete sich ein, es wäre Amphibia.
    ***
    Die Küchentür ließ sich öffnen, war nicht mehr magisch verriegelt. Die Falle gab mich frei. Ich schob mit der Tür Schöpfkellen, Kochlöffel, Gabeln und alles, was sonst noch geschoßartig über mich hergefallen war, beiseite, riß mir den zerfetzten Müllsack vom Hals, warf ihn achtlos auf den Boden und verließ die Wohnung der Journalistin.
    Ich hatte Sally Reynolds kurz gesehen, aber wieder aus den Augen verloren. Daran war dieser unfähige Taxifahrer schuld gewesen.
    Dennoch war ich erleichtert, weil ich nun die Gewißheit hatte, daß das Mädchen lebte - egal, was das Videoband zeigte.
    Sie war nicht hierher gefahren, wie ich angenommen hatte. Sie hatte sich nicht nach Hause bringen lassen. Wo sie aus dem Taxi gestiegen war, mußte herauszukriegen sein.
    Ich hatte mir das polizeiliche Kennzeichen des Wagens gemerkt und rief von Sally Reynolds’ Wohnung aus die Taxigesellschaft an.
    Nach einem längeren Gespräch konnte ich die Frau am anderen Ende davon überzeugen, daß es für mich sehr wichtig war, mit dem Taxilenker, der Sally gefahren hatte, zu reden.
    Sein Name war Chad Taylor. Er hatte sich vor zehn Minuten abgemeldet und war nach Hause gefahren. Er wohnte in Chelsea. Ich war entschlossen, ihn sogleich aufzusuchen.
    ***
    Chad Taylor öffnete die quietschende Kühlschranktür und griff nach einer Bierdose. Verdammt, es zog ihn immer weniger nach Hause.
    Wenn er sich hier umsah, kam ihm das Kotzen. Er war seit drei Jahren verheiratet, und in dieser Zeit schien seine Frau in der Wohnung keinen einzigen Handgriff getan zu haben.
    Ringsherum herrschte eine organisch gewachsene Unordnung, in der man sich nur zurechtfand, wenn man ihr Entstehen mitverfolgt hatte.
    Wenn es ihm zuviel wurde, räumte er hin und wieder selbst ein wenig auf, aber er hatte dafür nicht die richtige Hand.
    Vorgesetzt bekam er zumeist, was die breit gefächerte Palette der Tiefkühlkost zu bieten hatte. Wenn er mal etwas Vernünftiges in den Magen bekommen wollte, mußte er übers Wochenende zu seiner Mutter aufs Land fahren.
    Und was machte Dotty, seine Frau, mit so viel Freizeit? Sie lag zumeist im Schlafrock, ungepflegt und mit zerzaustem Haar im Wohnzimmer auf dem schmuddeligen Sofa, glotzte in die Röhre und futterte Pralinen.
    In den vergangenen drei Jahren war sie fast doppelt so dick geworden, so daß sie jeglichen Reiz für Chad verloren hatte. Sie war eine unansehnliche Kiste geworden. Er hatte keine Lust mehr, mit ihr zu schlafen. Und sie hatte kein Verlangen danach.
    Eineinhalb Jahre hatte er gekämpft, ohne etwas durchzusetzen. Dann hatte er resigniert - und Dotty lebte ihr Leben, ohne sich um ihn zu kümmern.
    Er konnte kommen und gehen, wann er wollte, konnte sich treffen, mit wem er wollte, war so frei wie ein Junggeselle, brauchte nur dafür zu sorgen, daß immer Geld da war - und Pralinen.
    Im Fernsehen lief ein alter Wildwestfilm, siebente Wiederholung. Gewehre krachten, Pfeile surrten, Revolver bellten, Indianer jaulten wie getretene Hunde, die Bleichgesichter gerieten entsetzlich in Bedrängnis.
    In diesem Tumult ging das Klopfen beinahe unter.
    Aber Chad Taylor hatte gute Ohren. Er begab sich zur Tür. Im Vorbeigehen sagte er zu seiner Frau: »Kannst du das verdammte Ding nicht ein bißchen leiser stellen? Man könnte Chelsea bombardieren, wir würden es nicht hören.«
    Er öffnete die Tür und erblickte einen Mann, den er nicht kannte. »Ja?« fragte er unfreundlich.
    ***
    »Mr. Taylor?« fragte ich zurück.
    Er musterte mich mißtrauisch. Konnte ich ihm daraus einen Strick drehen, wenn er zugab, daß er Chad Taylor war?
    »Und wer sind Sie?« wollte er wissen.
    »Tony Ballard, Privatdetektiv.« Ich zeigte ihm meine Lizenz.
    »Ich weiß nichts, kann Ihnen nicht helfen, tut mir leid, Mr. Ballard.« Er wollte die Tür schließen, doch ich stellte meinen Fuß vor. »He, was erlauben Sie sich? Wenn ich nicht mit Ihnen reden will, können Sie mich nicht dazu zwingen.«
    »Sie wissen ja noch gar nicht, was ich Sie fragen möchte.«
    »Ich will keinen Ärger haben.«
    »Das werden Sie auch nicht.« Ich sagte ihm, was mich interessierte, und

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