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1879 - Phantome in Terrania

Titel: 1879 - Phantome in Terrania Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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auch, daß sie sture Befehlsempfänger waren. Irgend jemand hatte ihnen aufgetragen, das Heliotische Bollwerk ins Solsystem zu bringen, und sie gehorchten einfach. Ohne nach Sinn und Zweck zu fragen, ohne sich Konsequenzen für die Zukunft der Betroffenen zu überlegen.
    Über die gesellschaftliche Struktur der Nonggo fand ich dagegen so gut wie nichts heraus. Und dies, obwohl ich zu jenen Auserwählten gehörte, die den Transfer in einem Faktorelement nach Kenteullen mitmachten und die Nonggo in ihrer Heimat kennenlernten. Aber, wie gesagt, über die Struktur ihres Zusammenlebens erfuhr ich nichts von Bedeutung.
    Mir war nur klar, daß die Nonggo durch einen mir unbekannten gesellschaftlichen Faktor stark beeinflußt wurden. Das zeigte sich besonders kraß, als sie nach der Explosion des Heliotischen Bollwerks ihr selbstsicheres Auftreten einbüßten und praktisch psychisch zusammenbrachen.
    Auch die Tatsache, daß sie kurz vor ihrem Abflug eine Raumkapsel zurückließen, in dem sich der Schuldige an der Misere, der Sündenträger, befinden sollte, hatte mit gesellschaftlichen Zwängen zu tun. Das war für mich ganz eindeutig.
    Ich wunderte mich nicht, daß man einen Nonggo in der Kapsel fand. Als Cistolo Khan mich aufforderte, mich ins Medocenter von Mimas zu begeben, kam ich der Aufforderung nur zu gerne nach.
    Allerdings bezweifelte ich, daß ich Khans Forderung, dem Nonggo wichtige Informationen zu entlocken, so einfach würde erfüllen können. Soviel ich erfahren hatte, war er völlig unansprechbar, und seine Körperfunktionen beschränkten sich auf das Lebensnotwendigste.
    Vor mir würde ein hartes Stück Arbeit liegen.
     
    *
     
    Die Transmitterhalle von Mimas, in der ich herauskam, besaß ein transparentes Kuppeldach, so daß ich den nur 185.000 Kilometer entfernten Saturn und seinen Ring auf eindrucksvolle Weise wahrnehmen konnte.
    Es war nur ein Teil des orangerötlichen Runds des Planeten und ein Ausschnitt seines schräg den Himmel teilenden Ringsystems zu sehen.
    Erst als ich eine weibliche Stimme meinen Namen rufen hörte, riß ich mich von diesem unvergleichlichen Anblick los.
    Eine über 1,80 Meter große, schlanke Frau mit zerzaustem Haar, das im Gegenlicht rötlich schimmerte, kam auf mich zu. Sie begrüßte mich mit schiefem Lächeln, das ein wenig spöttisch wirkte, und stellte sich vor: „Ich bin Amalie Zonderson, eigentlich Ärztin auf der PAPERMOON. Vielleicht erinnerst du dich noch an mich. Obwohl: Als du an Bord warst, hab’ ich mich stets im Hintergrund gehalten. Ci, ich meine, Khan, hat mich gewissermaßen nur als Notnagel genommen. Ich bin froh, daß nun die berühmte Bré Tsinga das Steuer übernimmt."
    Klang Spott in ihrer Stimme, oder war ihre Wertung ehrlich gemeint? Vielleicht ein wenig von beidem.
    Jedenfalls gefiel mir dieser Einstand nicht, und ich sagte: „Eines möchte ich klarstellen, Doktor Zonderson ..."
    „Amy, bitte."
    „Stellen wir also klar, Amy, daß ich mich keineswegs als berühmt einstufen lassen möchte. Meine Qualifikation sehe ich jenseits aller Publicity. Ich arbeite nur mit gleichberechtigten Partnern zusammen."
    Ihr Lächeln wurde noch schiefer, aber auch ein wenig ehrlicher.
    „Alles klar, Bré. Ich dachte mir schon, nach allem was ... Khan über dich gesagt hat, daß du nicht von dem Rummel begeistert bist. Wir werden jedoch keine Partner werden. Nachdem ich dich eingeführt habe, ziehe ich mich zurück."
    „Meinetwegen muß das nicht sein", sagte ich, dann wurde ich sachlich. „Wie geht es unserem Patienten?"
    „Gleichbleibend schlecht", antwortete Amalie Zonderson. „Er ist völlig apathisch. Unansprechbar.
    Zuckt mit keinem Muskel. Auf jemanden wie dich, der die Nonggo kennengelernt hat, muß er wie ein lebender Toterwirken. Oh, Verzeihung, ich wollte deiner Beurteilung nicht vorgreifen."
    „Ich weiß schon, wie es gemeint ist", sagte ich. „Hat der Nonggo denn überhaupt noch keine Reaktion gezeigt, Amy? Nichts gesagt? Nicht einmal seinen Namen?"
    „Keinen Ton, abgesehen von den Atmungsgeräuschen", antwortete Amy „Die einzige Reaktion, die sich gelegentlich einstellt, ist die, daß er den Kopf schief stellt."
    Ich nickte wissend.
    „Diese Geste haben wir bei allen Nonggo beobachtet. Es scheint ein wichtiges Verhaltensmerkmal zu sein. Aber keiner konnte dahinterkommen, was es zu bedeuten hat. Wenn unser Findelkind diese Angewohnheit beibehalten hat, so zeigt das, daß er sich zumindest in diesem Bereich normal verhält."
    „So habe ich

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