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1879 - Phantome in Terrania

Titel: 1879 - Phantome in Terrania Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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als nehme er mich zum erstenmal wahr. Ich dachte, daß die Erwähnung seines Volkes eine positive Assoziation bewirkt hätte. Doch alles, was er tat, war, den Kopf schief zu legen und entrückt ins Leere zu richten. Dabei zuckten einige Muskeln in seinem Gesicht, ohne jedoch einen Ausdruck zu bilden. Dann sackte sein Oberkörper wieder kraftlos aufs Bett zurück.
    Ich zog mich mit Amy aus dem Krankenzimmer zurück.
    „Warum hast du nicht nachgesetzt, Bré?" fragte sie mich. „Irgendwie hatte ich den Eindruck, daß Findelkind nach Informationen über sein Volk gierte, obwohl er es mit keiner Faser seines Körpers signalisierte.
    Ich hatte bloß so ein Gefühl."
    „Ich auch", bestätigte ich. „Und gerade deswegen habe ich die Sitzung so abrupt abgebrochen. Ich möchte meine letzten Worte auf ihn einwirken lassen. Jetzt bin ich hungrig."
    Wir suchten das nächste Restaurant auf. Während des Essens erzählte sie mir über ihre freundschaftliche Beziehung zu Cistolo Khan, den sie als einzige Ci. nannte. Irgendwie kam das Gespräch auch auf den Arkoniden Atlan, und ehe ich mich’s versah, plauderte ich über unsere Zusammenarbeit.
    „Du magst den Arkoniden, nicht wahr?" meinte sie.
    „Und wie stehst du zu Ci?"
    Wir sahen einander fragend an und mußten dann gleichzeitig lachen.
    „Es wird Zeit für die nächste Sitzung", sagte ich und erhob mich. „Die Denkpause für Findelkind war lange genug."
    „Darf ich dabeisein?" bat Amy.
    Ich hatte nichts dagegen.
    Der Nonggo lag so da, wie wir ihn verlassen hatten. Seine Augen waren in Richtung Decke ins Leere gerichtet. Und so verharrten sie auch während der folgenden Zeit.
    „Ich habe versprochen, dir etwas über dein Volk zu erzählen, Findelkind", begann ich. „Ich weiß nicht viel über die Nonggo, aber ich bin zu der Überzeugung gekommen, daß sie ein friedliches Volk von hoher Moral und Ethik sind. In manchen Punkten verstehe ich ihr Verhalten jedoch nicht."
    Ich hätte es deutlich aussprechen können, daß ich mich fragte, warum sie Findelkind, trotz hochstehender Moral, als einen „Sündenträger" ausgesetzt hatten.
    Doch das wäre zu plump gewesen, er sollte diese Überlegung ruhig selbst anstellen.
    „Du solltest wissen, daß ein Austausch zwischen deinem und meinem Volk stattgefunden hat", fuhr ich fort. „Falls du es aus irgendeinem Grund vergessen hast, will ich dich daran erinnern. Ich war dabei, als ein Faktorelement von Terra nach Kenteullen transferiert wurde ..."
    Ich erzählte ihm, wie beeindruckt ich gewesen war, als ich mit den anderen Delegierten das Faktorelement verlassen und wir uns auf Kenteullen wiedergefunden hatten. Ich schilderte meine Begegnung mit der nonggischen Delegation und pries deren Gastfreundschaft sowie den herzlichen Empfang, den sie uns bot. Ich ließ die Schilderung mit der Hoffnung ausklingen, daß diese freundschaftliche Beziehung trotz der Vernichtung des Heliotischen Bollwerkes aufrechterhalten würde.
    Nach einer kurzen Pause sagte ich: „Ich würde so gerne wissen, welche Bedeutung dir zukommt und warum dich deine Artgenossen bei uns ausgesetzt haben, Findelkind."
    Ich wußte sofort, daß ich den richtigen Zeitpunkt für diese Äußerung erwischt hatte. In seinem Gesicht wurde es auf einmal lebendig. Man konnte sehen, wie Lebensenergie in seinem Gesicht förmlich explodierte.
    Vor allem um seinen Mund entstand ein wahres Feuerwerk an Muskelspiel. Und dann öffnete sich sein schmallippiger Mund, und er sagte mit schwacher, zitternder Stimme in fehlerfreiem Interkosmo: „Nicht ... Findelkind ... Genhered Zensch Meved ... Träger großer Schuld ..."
    Danach verfiel sein Gesicht sofort wieder zu einer schlaffen Maske.
    Doch damit konnte ich leben. Ich hatte einen ersten Erfolg erreicht, indem ich ihn zum Sprechen brachte. Das war für den Anfang nicht übel.
    Wenigstens kannten wir seinen Namen: Genhered Zensch Meved. Zumindest den Namensbestandteil Meved hatte ich schon ein paarmal gehört; er schien bei Nonggo weit verbreitet zu sein. Vielleicht war es ein Familienname, wie es auf der Erde gewisse Familiennamen gab.
    Und das wichtigste war, daß er mir den Beweis geliefert hatte, daß er jedes meiner Worte verstand.
    Darauf konnte man zumindest aufbauen.
    Attacke 5 Waschkon benutzte einen der Stollen, die die Vorhut gegraben hatte. Er verlief in Richtung Osten aus dem Faktorelement - den Begriff kannte man aus den Verhören der Geiseln - und endete nahe der Station eines Rohrbahnzuges unter einem diehtbesiedelten

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