1879 - Phantome in Terrania
besonders gut; er konnte sich nur schwer konzentrieren. Er hatte dauernd das Gefühl, daß jemand um ihn war und ihn mit unsichtbaren Augen beobachtete. Das lag wahrscheinlich an den Topsider-Touristen, die eine Atmosphäre der Unruhe ins Museum gebracht hatten.
Abraham blickte sich verstohlen um. Doch da war niemand. Er war allein. Da seine Zeit noch nicht um war, setzte er sich wieder vor den Translator und fuhr mit dem Sprachtest fort. Er wollte es hinter sich bringen und morgen, wenn er in besserer Stimmung war, die Lektion wiederholen.
Plötzlich spürte er an seinem Gesicht deutlich einen Luftzug. Er drehte sich um. Ein sich schlangenartig windender Energiestrahl tauchte aus dem Nichts auf und schlug in ihn ein. Eine Woge des Schmerzes durchraste seinen Körper und machte ihn völlig bewegungs- und gefühllos. Er sah verschwommenen Blicks, wie der Translator aus der Verankerung gerissen und er mitsamt ihm in die Höhe gehoben wurde und fortschwebte.
Abraham meinte zu träumen, als er mit dem Translator auf den Antigravlift befördert wurde und in ihm hinabschwebte. Es ging durch Maschinenräume zu einem Mauerdurchbruch und in den dahinter liegenden, höhlenartigen Gang.
Abraham fürchtete, den Verstand zu verlieren. Doch er konnte nicht einmal schreien. Er hoffte nur, daß er bald aus diesem Alptraum erwachen würde.
In den aktuellen Nachrichten wurde später berichtet, daß unbekannte Einbrecher in das Intergalaktische Sprachmuseum am Garnani-Ring eingedrungen waren und je einen Translator und einen Hypnoschuler geraubt hätten. Und zwar neue und funktionstüchtige Geräte.
Der Sprecher drückte seine Verwunderung darüber aus, daß die Einbrecher die viel wertvolleren, unbezahlbaren antiken Stücke unbeachtet ließen und statt ihrer handelsübliche Neugeräte stahlen. Sein Kommentar: „Was für eine verrückte Welt!"
4.
Bré Nach der Vernichtung der TolkanderMutter Goedda kam eine schwere Zeit für mich. Die Terraner mißbrauchten mich für ihre Politik, stellten mich als die Heldin der Milchstraße, die Goedda quasi im Alleingang erledigt hatte, groß heraus.
Ich stand plötzlich im Blickpunkt der Öffentlichkeit, und damit kam ich nicht zurecht. Die Medien stilisierten mich zur Superfrau schlechthin hoch. Das alles war für mich zuviel auf einmal.
Ich mußte mich entscheiden. Entweder mich zurückziehen und wieder in Bedeutungslosigkeit versinken.
Oder aber mit den Wölfen heulen, die Gunst der Stunde nutzen und meine Fähigkeiten so teuer wie möglich verkaufen. Es ging auch darum, ob ich für ewig auf der FARGO Dienst tun oder mich weiterbilden wollte.
Da tauchten die Nonggo mit ihrem Heliotischen Bollwerk im Solsystem auf. Um die Menschen auf die Seite der Regierung zubringen, setzten Paola Daschmagan, die Erste Terranerin, und Cistolo Khan, der LFT-Kommissar, mich darauf an.
Mir war rasch klar, daß man mich vor allem aus Gründen der Publicity auswählte und erst in zweiter Linie wegen meiner kosmopsychologischen Fähigkeiten. Khan und Daschmagan benutzten mich gewissermaßen als Schutzschild für sich selbst, um heikle Entscheidungen in dieser Situation. nicht allein treffen zu müssen.
Dennoch entschied ich mich dafür, das Spiel mitzumachen. Die Nonggo waren die Gelegenheit, mein Können unter Beweis zu stellen. Ich wollte auch meine Grenzen kennenlernen und sehen, was ich wirklich zu leisten vermochte.
Die Nonggo zu analysieren erwies sich als nicht gerade einfach. Es gab keine Unterlagen über sie, auf denen ich hätte aufbauen können. Ich mußte mir alles erst mühsam selbst erarbeiten.
Es ging nämlich um die existentielle Frage, ob die Nonggo so friedlich seien, wie sie behaupteten, oder ob sie nur so taten, um den Terranern hinterrücks Schaden zu können. Und: War das Heliotische Bollwerk tatsächlich zum Segen der Menschheit gedacht? Oder handelte es sich um ein Trojanisches Pferd?
Die technische Seite des Problems mußte ich zwangsläufig Berufeneren überlassen, etwa Myles Kantor.
Was das Heliotische Bollwerk wirklich leistete und was es letztlich darstellte, war für mich uninteressant. Ich konzentrierte mich auf die Nonggo, vor allem auf Galtarrad und Zygonod.
Allmählich kristallisierte sich durch intensive Kleinarbeit ein Psychogramm der beiden und der Nonggo im allgemeinen heraus. Sie besaßen in der Tat eine grundsätzlich pazifistische Einstellung. Sie wollten der Menschheit nichts Böses, waren durchweg bemüht, segensreich zu wirken.
Aber ich erkannte
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