189 - Die Nebelhexe vom Central Park
ich.
In Manhattan steuerte Noel Bannister ein großes Vier-Sterne-Hotel an. Ein Boy übernahm seinen Dodge, um ihn zu parken, und wir betraten eine pompöse Marmorhalle.
»Ich hoffe, das Hotel sagt dir zu«, sagte Noel.
»Der rote Teppich fehlt«, gab ich zurück.
»Ich wollte, daß sie ihn ausrollen, aber er befindet sich gerade in der Reinigung.«
Wir fuhren mit dem Lift zur 4. Etage hoch.
»Deine Suite befindet sich neben meiner«, sagte Noel.
»Hör mal, eine Suite wäre nicht nötig gewesen, ein Zimmer hätte es auch getan«, erwiderte ich.
»Du sollst dich wohlfühlen«, sagte Noel. »Ein Hotelzimmer kann manchmal sehr beengend sein.«
»Aber doch nicht in so einem Haus«, hielt ich ihm dagegen. »Außerdem werden wir die meiste Zeit nicht hier sein. Ich habe schließlich keine Vergnügungsreise gebucht.«
Noel wurde ernst. Er nickte zustimmend. »Das ist leider wahr… Vorschlag: Du ziehst dich jetzt zurück und machst dich frisch, und in 45 Minuten kriegst du bei mir einen eisgekühlten Pernod.«
»Ein verlockendes Angebot.«
»Ich wußte, daß du dem nicht widerstehen kannst.«
Meine Suite war so groß, daß man eine zehnköpfige Familie darin unterbringen konnte. Ich duschte und zog mich um, anschließend rief ich zu Hause an und meldete, daß ich gut angekommen war.
Vicky wollte wissen, wie das Wetter in New York war. Ich warf einen Blick aus dem Fenster und beschrieb die Wolkenstimmung über der Skyline.
»Paß auf dich auf«, riet sie mir und hauchte einen Kuß über den Satelliten.
Wir legten auf, und ich begab mich zu Noel, der zur Zeit großen Kummer hatte. Deshalb war ich hier. Er hatte mich um Unterstützung gebeten, und ich hatte mich in die nächste Maschine gesetzt und war zu ihm herübergejettet.
Ich ging hinüber zu Noel Bannister. Mein Drink stand bereit.
Er selbst nahm sich einen Bourbon. Meinen Pernod nannte er »Hustensaft«, und er konnte nicht verstehen, wie einem so etwas schmecken konnte.
Die Suite war sein Büro. Man hatte zwei zusätzliche Telefone für ihn installiert. Das eine war eine direkte Verbindung mit der City Police, die andere Leitung ging direkt nach Washington, genauer gesagt nach Langley, ins CIA-Hauptquartier. Er konnte jederzeit mit General Mayne reden.
Ich setzte mich und schlug ein Bein über das andere. »Weißt du, was sich manche Leute fragen? Ob du überhaupt noch etwas zu tun hast, seit dein Erzfeind Professor Mortimer Kull tot ist.«
»Sag diesen Leuten, daß sie sich diesbezüglich keine Sorgen zu machen brauchen. Meine Leute und ich haben alle Hände voll zu tun. Und ganz ohne Kull brauche ich nicht zu leben. Es gibt schließlich noch Morron Kull, den Sohn des Professors. Ehrlich - meine kleine Abteilung hat sich bestens bewährt. Sie steht auf sehr gesunden Füßen. Natürlich werde ich nie vergessen, wem wir das zu verdanken haben. Ohne eure Starthilfe hätten wir so manchen großen Erfolg nicht errungen. Und ich greife immer wieder gern auf eure Hilfe zurück. Womit wir schon beim Thema wären«, sagte Noel Bannister und legte eine Flügelmappe vor mich hin. »Sieh dir die Fotos an, die sich da drin befinden, aber trink zuerst deinen Hustensaft aus, du wirst ihn brauchen. Einige Aufnahmen setzen einen guten Magen voraus.«
Solcherart gewarnt, klappte ich die Mappe mit gemischten Gefühlen auf, und was ich zu sehen bekam, beschleunigte meinen Puls erheblich.
Ein Polizeifotograf hatte die Fotos geschossen. Dementsprechend scharf und auf das Wesentliche eingehend waren sie. Kein grauenvolles Detail blieb verborgen.
»Beim ersten Mord dachte die Polizei noch an einen ›Unfall‹«, sagte Noel, während ich mir ein Foto nach dem anderen ansah. »Ein Jogger läuft sich im Central Park fit, da reißt sich ein unberechenbarer Hund von der Leine los und geht dem Sportler an die Kehle… Niemand sieht es. Der Hundebesitzer schnappt sich seinen Köter und verschwindet. Das war die erste Version, aber kurz darauf wurde das zweite Opfer gefunden. Wieder war die Kehle aufgerissen, und es tauchte Version Nummer zwei auf: Ein wahnsinniger Killer treibt im Central Park sein Unwesen. Womit er mordet, kann der Polizeiarzt nicht sagen. Inzwischen wissen wir, daß es messerscharfe Krallen sind, die diese schrecklichen Verletzungen hervorrufen. Die Krallen einer grausamen Höllenbestie. Als ich dich um Hilfe bat, hatte sie viermal zugeschlagen. Letzte Nacht holte sie sich ihr fünftes Opfer.«
Noel Bannister holte einige weitere Bilder und legte sie
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