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189 - Die Regenbogenschlange

189 - Die Regenbogenschlange

Titel: 189 - Die Regenbogenschlange Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Schwartz
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sah aus wie Mitte dreißig, obwohl sie schon zehn Jahre älter war. Ihre Bewegungen waren weich und fließend, ihre Schritte auf der Matte nicht zu hören. Sie ging barfuß. Während ihre Schülerinnen Trainingshosen und weiße Shirts trugen, war sie in einen Keiko-Gi gekleidet, ein Judo-Oberteil. Darunter trug sie ein enges weißes Hemd. Dazu gehörte der dunkelblaue Hakama, ein weiter, knöchellanger Hosenrock.
    Chris verharrte reglos an der Wand. Fünf der zwölf Kinder musterten ihn flüchtig, die anderen behielten ihre Konzentration. Keines der Kinder war älter als vierzehn Jahre.
    Es waren hauptsächlich Mädchen, die von ihren Eltern hierher geschickt wurden, damit sie Selbstverteidigung erlernten. Sie standen in Zweiergruppen zusammen und bemühten sich, einen einfachen Hüftwurf auszuführen. Die Ergebnisse waren unansehnlich. Chris musste grinsen. Die Mädchen waren verbissen bemüht, es ihren Trainingspartnerinnen so schwer wie möglich zu machen.
    Seine Mutter tat, als sähe sie ihn nicht, aber Chris wusste, dass ihr nie etwas entging. Sie hatte ihn längst entdeckt.
    Elane klatschte in die Hände, und die Aufmerksamkeit aller Kinder richtete sich auf sie. »Aus der Bewegung sieht dieser Wurf ganz anders aus. Wenn jetzt etwas nicht klappt, das ihr macht, dann liegt es auch daran, dass ihr immer so tut, als hättet ihr Zeit. Ihr wehrt euch gegen den Gegner, und deshalb kann euer Trainingspartner die Übung nicht richtig ausführen. Worum geht es in diesem Training nicht?«
    Eine Anangu mit schwarzem Haar hob zögernd die Hand.
    »Ums Gewinnen«, sagte sie, als Chris’ Mutter ihr freundlich zunickte.
    Elane lächelte. »Ganz genau. Und nun zeige ich euch den Wurf aus der Bewegung. Wärst du bitte so freundlich, mich anzugreifen, Chris?«
    Chris trat von der Wand fort und verneigte sich höflich vor ihr. »Sicher.«
    Er rannte auf sie zu und versuchte nach ihr zu greifen. Sie packte ihn und stellte ihm ihre Hüfte in den Weg. Das Ganze ging so schnell, dass die Kinder erstaunte Ausrufe von sich gaben. Chris knallte hart auf die Matten. Nichts, was er nicht kannte. Er erhob sich unverletzt und genoss den Blick der Mädchen, die ihn ansahen wie einen Gott.
    »Danke, Chris.« Elane verneigte sich leicht vor ihm. »Für heute ist es gut, Kinder. Wir üben den Wurf nächstes Mal.«
    Die Kinder kauerten sich auf die Knie und verneigten sich, dann gingen sie ruhig aus der Übungshalle in den Umkleideraum. Erst als sie aus der Tür waren, setzte ihr aufgeregtes Geplapper ein.
    Die Mutter sah ihn ernst an. »Du hast mich noch nie während eines Trainings aufgesucht, Chris. Was ist passiert?«
    Chris wollte ihrem Blick ausweichen, aber Elanes graue Augen hielten ihn fest.
    »Ich… ich muss wissen, woher ich komme, Elane. Ich muss wissen, zu welchem Stamm ich gehöre.«
    Elane schüttelte leicht den Kopf. Ihr blonder Zopf wippte zwischen ihren Schultern. »Ich dachte mir, dass du eines Tages Fragen haben würdest, aber glaube mir, es ist sicherer für dich, wenn du es nicht weißt. Die Mitglieder deines Stammes wollten dich töten. Es liegt an irgendeinem albernen Aberglauben, der mit dem Mal an deiner Schläfe zu tun hat. Es sind barbarische, wilde Menschen. Sei froh, nicht dort aufgewachsen zu sein.«
    »Elane, bitte. Sag mir woher ich komme.« Das Bild des Wasserlochs in der Wüste stieg in ihm auf. Er sah wieder den Eukalyptusbaum, der seine Rinde abschälte. »Wurde ich an einer Wasserstelle gefunden? War es ein Ort, an dem Berge aufragten?«
    »Hat Trugani dir das erzählt?« Die Augen der weißen Frau verengten sich. »Wie konnte sie das tun!«
    Chris hatte Elane selten so erregt gesehen. Sie schien in höchster Sorge um ihn. »Chris, ich verbiete dir, dorthin zu fahren! Dein Stamm lebt immer noch in der Steinzeit, du wärst dort nichts als ein Fremder, ein Eindringling, der vernichtet werden muss!«
    Tante Trugani. Das war es also. Die Schwester seiner Mutter war mit einem Ureinwohner verheiratet und lebte mit ihm bei einem aufgeschlossenen, geradezu angepassten Anangu-Stamm. Chris war bereits einmal dort gewesen, um Trugani gemeinsam mit seiner Adoptivmutter zu besuchen.
    »Tante Trugani hat mich damals gefunden«, äußerte er eine Vermutung. Er war sich nicht sicher, aber die Reaktion Elanes verriet es ihm. Er irrte sich nicht.
    »Chris, bitte. Quäl mich nicht damit.«
    Chris merkte, wie schwer ihr dieses Gespräch fiel. Er setzte ein beruhigendes Lächeln auf. »Wenn du es nicht möchtest, werde ich sie

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