1892 - Als das Sternlicht erlosch
Zeit über bei dem Arzt geblieben und hatte ihn bei der Arbeit beobachtet.
Geverak kannte inzwischen die Zusammensetzung aller Stoffe, die dem armseligen Körper Nurrtans zugeführt worden waren. Die meisten konnten an Bord der Mönchsschiffe synthetisch hergestellt werden.
Das Problem, wie die Helfer in die Häuser der Crommer gelangten, hatte sich auch gelöst. Die Schützen des TraalGegenkults hatten, ohne es zu wollen, dabei Hilfestellung geleistet, indem sie die Zentralkuppeln zu großen Teilers zerstrahlt hatten. So war es für die Mönche leicht, in diese Kuppeln einzudringen und von dort durch die Röhrensysteme in jeden einzelnen Häuserblock, von da dann wiederum in jedes einzelne Haus.
Nach ersten Schätzungen gab es in Hegen nur rund eintausend Einwohner. Das entsprach der Zahl der Häuser. In keinem von ihnen wurde mehr als ein Bewohner gefunden, allein mit sich, seinem Versorgungssessel, den Computern und dem milchigen weißen Licht.
Es hatte vermutlich seit Jahrhundertenkeine direkte Begegnung mehr zwischen Crommern gegeben, und Siebenton wußte: Dies war eines der Probleme, die er lösen mußte, wenn er die Crommer zu einem normalen, würdigen Leben zurückführen wollte.
Dazu war er bereits jetzt entschlossen. Er würde auf diesem Planeten bleiben und ihn nicht eher wieder verlassen, bis gewährleistet war, daß seine Bewohner allein überleben und sich im Sinne des Shaogen-Sternlichts entwickeln würden.
Ein anderes großes Problem würde es sein, sie wieder ans natürliche Licht der Sonne zu gewöhnen, ohne daß sich gleich ihre Schuppen unter dem grellen Licht ablösten. Und wie immun waren sie noch gegen die ganz gewöhnlichen Krankheitserreger, mit denen ihr Abwehrsystem früher spielend leicht fertig geworden war?
Inwieweit funktionierte es noch?
Wie stand es mit ihrer Fortpflanzung? Siebenton vermutete, daß sie in der Retorte erfolgte. Keines der Wracks konnte die Strapazen einer Geburt überleben, aber doch mußten sich die Crommer reproduzieren, weil es sonst keinen von ihnen mehr geben würde: Die Zivilisation wäre ausgestorben, die Städte wären wirklich tot.
Die Körper mußten trainiert werden. Körper und Geist. Es würde eine Entziehung nötig sein, eine Entwöhnung vom Gift des ununterbrochenen Beträufelns des Gehirns mit Signalen aus dem jeweiligen Cromm-Herz. Eine Entziehung und eine Erziehung in dem Sinn, daß die Crommer nie rückfällig werden würden, auch wenn sich die letzten Helfer eines Tages wieder ganz von ihrem Planeten zurückzogen und sie sich selbst überließen.
Alles das und wahrscheinlich noch vieles mehr, an das er jetzt noch gar nicht dachte, kamen auf Siebenton zu. Er .hätte es sich nicht aufbürden müssen, doch er sah seine große Aufgabe darin, diesen Mönchen zu helfen und sie zum rechten Glauben zurückzuführen. Erst wenn er das erreicht hatte, durfte er wieder an sich selbst denken.
Am Ende standen über hundert Schiffe im Orbit, und jeder einzelne Crommer in jeder einzelnen Stadt und jedem einzelnen Haus wurde medizinisch versorgt. Es starben viele, aber es wären zehn- oder hundertmal so viele gewesen, hätten Siebenton und Bessen gezögert, sofort um Hilfe zu funken.
Ein Stab von Ärzten blieb mit Siebenton und der Mannschaft der KRAHAL auf dem Planeten, als ihre Schiffe abflogen. Später würden sie auf sie zurückkehren oder eben gegen Mediziner ausgetauscht werden, die von Wolkenort, Phasenberg, Gismer, Molmersgang, Toun oder anderen Mönch-Planeten kamen.
Sie begannen mit ihrer aufopferungsvollen Arbeit, deren Ergebnis relativ ungewiß war. Siebenton konzentrierte sich bei seinen Bemühungen, zu helfen, zunächst auf Nurrtan, dann auf die anderen Crommer in diesem Häuserblock. Es lag viel vor ihnen, aber jedesmal, wenn sich Siebenton vom Shaogen-Sternlicht durchdrungen fühlte, da wußte er, daß es ihm die Kraft dazu geben konnte.
4.
Siebenton, 170 Jahre Wolkenort Walyon lebte nicht nur noch, als Siebenton ihn nach sechzehn langen Jahren wiedersah, er wirkte beinahe wie aus einem Jungbrunnen entstiegen, und das Geheimnis seiner seltsamen Wandlung hieß Saroteh.
Auf seine alten Tage war Walyon noch eine Partnerschaft eingegangen - die erste seines Lebens - und hatte zwei Kinder gezeugt. Mönche blieben, bei allem körperlichen Verfall, bis ins hohe Alter hinein fruchtbar, im Gegensatz zu fast allen bekannten anderen Völkern.
Saroteh war genau hundert Jahre alt und damit fünf Jahre älter als inzwischen Arratax, die
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