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1892 - Als das Sternlicht erlosch

Titel: 1892 - Als das Sternlicht erlosch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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ihr Versprechen gehalten und auf Siebenton gewartet hatte.
    Den ersten Abend nach seiner Rückkehr von Cromm verbrachte Siebenton bei seiner Partnerin. Am anderen Morgen verabschiedete er sich bereits wieder von ihr und ließ sich hinabtragen in die Inverse Wache, zu seinem großen alten Freund und Lehrmeister.
    „Du hast einem weiteren Volk den Glauben ans Shaogen-Sternlicht zurückgegeben, Siebenton", sagte Walyon. „Mehr noch, du hast dem Leben der Crommer einen neuen Sinn gegeben und sie dadurch gerettet. Du bist ein guter Missionar, vielleicht der beste, den wir in den letzten hundert Jahren hatten. Aber damit wird jetzt Schluß sein."
    „Wenn ich ein guter Missionar bin warum dann?" fragte Siebenton überrascht.
    „Ich habe es dir schon gesagt, bevor du nach Cromm aufgebrochen bist. Ich werde dich dem Seelenhirten von Wolkenort vorstellen. Ich werde ihn bitten, dich in seinen Beraterstab aufzunehmen. Ich weiß; daß ich dir nichts mehr beibringen kann. Das kann jetzt nur noch der Seelenhirte - Caryton. Ich habe ihm viel von dir erzählt. Er wünscht dich bald zu sehen, Siebenton."
    „Wie bald?" fragte der Priester.
    „Sehr bald", antwortete Walyon. „Schon morgen. Auch der Seelenhirte ist nicht mehr der Jüngste. Er hat ein Vermächtnis abzugeben."
    Siebenton durchfuhr es bei diesen Worten eisig kalt.
    „Ein ... Vermächtnis?" fragte er leise.
    „Der Seelenhirte ist krank", eröffnete ihm Walyon. „Niemand weiß, wie lange er noch zu leben hat. Sein Vermächtnis besteht in der Liste jener, die er für seine Nachfolge vorschlägt."
    Das war zuviel für Siebenton. Er konnte für Minuten nichts sagen, während ihn Walyon durchdringend ansah.
    Dann platzte es aus ihm heraus: „Aber ich bin doch nicht würdig! Ich habe erst 55 Priesterjahre hinter mir, die des Schülers noch mit eingerechnet. Andere Priester haben viel mehr getan und geleistet. Wie kann man mich mit der... der möglichen Nachfolge des Seelenhirten in Verbindung bringen?"
    Walyon stand auf, und sein Gesicht war ernst. Er sagte ungewohnt streng: „Ich tue es, Siebenton. Nicht unserer alten Freundschaft wegen, sondern ob deiner Taten. Du hast dich auf Cromm aufgeopfert, mehr noch als auf Namwogg. Du hast Jahre deines Lebens gegeben, um das Reine Licht des Shaogen wieder in die Herzen derjenigen zu pflanzen, die es bereits verloren hatten. Du hast hohe Ideale und bist findig. Du glaubst fest an den Kult und bist dennoch dem Neuen gegenüber aufgeschlossen.
    Wenn man mich fragt, Siebenton, kann es keinen besseren Nachfolger geben als dich."
    „Doch!" begehrte Siebenton auf „Dich, Walyon! Wenn du mich für aufgeschlossen hältst, dann hast du die gleichen Ideen und Ideale wie ich! Du mußt der neue Seelenhirte werden!"
    „Mit meinen 290 Jahren?" fragte Walyin spöttisch. „Ich danke dir für das Kompliment. Es ist nur reichlich übertrieben - findest du nicht auch?"
    Siebenton wand sich. „Laß mir wenigstens Zeit, Walyon", bat er. „Laß mich zur Besinnung kommen."
    „Der Seelenhirte wünscht dich morgen zu sehen", beharrte Walyon. „Und er liebt es nicht, lange zu warten."
    „Ich verstehe", sagte Siebenton und verabschiedete sich.
     
    *
     
    Natürlich sprach er mit Arratax darüber. Er brauchte jetzt jemand, dem er sich mitteilen konnte, auch wenn sie nicht seine Lebensgefährtin gewesen wäre, sondern nur eine gute Freundin. Als seine Partnerin aber ging sie das Thema besonders an, denn es betraf sie direkt.
    Siebenton sagte ihr, was außer dem engeren Kreis der Priesterschaft kaum jemand wußte: „Der Gedanke daran ist absurd, und sicher wird es nie eintreffen."
    Sie hielten liebevoll ihre Hände und strichen sich mit dem Daumen über die Schuppenhaut. „Aber sollte es geschehen, sollte der Seelenhirte sterben und ich zu seinem Nachfolger gewählt werden, dann müßte ich dich verlassen und in die Inverse Wache ziehen. Allein, Arratax! Jeder Priester darf mit einer Frau zusammenleben, alle mit Ausnahme des Seelenhirten. Sein Leben ist allein dem Glauben gewidmet."
    Sie nickte ihm zu und liebkoste weiter seine Hand. Dann fuhr sie ihm mit einem Finger über die neuen Schärpen. Sie waren noch etwas dunkler als die alten, und bereits die hatten ihn als einen der reiferen Priester ausgewiesen.
    - „Ich dachte es mir", sagte sie. „Doch das darf dich nicht belasten, Siebenton. Wir hatten nicht allzuviel Zeit füreinander, und wenn Walyon dich nicht auf eine neue Mission schicken will, dann doch nur, weil er in dir den kommenden

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