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1892 - Als das Sternlicht erlosch

Titel: 1892 - Als das Sternlicht erlosch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Seelenhirten sieht. Wirst du es nicht, dann wirst du mir wieder genommen und auf irgendeinem Planeten irgendwelche vom Glauben abgefallenen Mönche bekehren.. Ich verliere dich so oder so, denn wenn du von dieser Mission zurückkämst, würde ich vielleicht schon ein Mann sein. Ich bin traurig; wenn ich daran denke, Siebenton, aber der größte Trost wäre es zu wissen, daß unser Volk und die anderen Völker von Shaogen-Himmelreich von einem gerechten Mann wie dir geführt würden - und nicht, zum Beispiel, von Lokhout."
    „Lokhout?" fragte Siebenton überrascht, als sie den Namen seines ehemaligen Mannes und Unterdrückers aussprach, des Vaters seiner beiden Kinder Silkon und Paturch, die er seit vielen, vielen Jahren schon nicht mehr gesehen hatte. „Was hat Lokhout damit zu tun?"
    „Anscheinend sehr viel", antwortete sie und lächelte. „Man muß nicht in der Inversen Wache leben und dienen, um gewisse Dinge zu erfahren. Und in der Zeit deiner Abwesenheit wurde viel geredet. Es ist ein offenes Geheimnis, daß Lokhout gern Carytons Nachfolge antreten würde. Das war schon sein Ziel, als er während deiner ersten Mission der Priesterschaft beigetreten ist. Warum sonst hätte er in seinem Alter eine so gute Stellung aufgeben sollen, wie er sie innehatte?"
    „Das macht natürlich Sinn", sagte Siebenton langsam. Er war einigermaßen erschüttert.
    Natürlich hatte er damals erfahren, daß Lokhout in die Priesterschule gegangen war, und selbstverständlich hatte er sich auch seine Gedanken darüber gemacht - aber so weit waren sie dann doch auch nicht gegangen.
    „Lokhout als Seelenhirte", sagte er, „das ist eine grausige Vorstellung. Er ist der konservativste Mönch, den ich kenne. Unter seiner Herrschaft würde ganz Shaogen-Himmelreich in neuen Zwängen ersticken. Er würde die Anhänger unseres Glaubens mit neuen Gesetzen und Verordnungen knechten und dem Traal in die Arme treiben."
    „Und deshalb darf er nie Seelenhirte werden", meinte Arratax. „Darum mußt du die Herausforderung annehmen, falls Caryton dir die Chance bietet."
    „Aber es wird auch noch andere Kandidaten geben", wehrte sich Siebenton noch immer gegen den Gedanken, eines nahen Tages das höchste Amt in der ganzen Galaxis anzutreten. „Gegen mich spricht das Senioritätsprinzip der Priesterschaft. Im Zweifelsfall wird immer der Ältere auserwählt."
    „Das war bisher vielleicht so", widersprach sie. „Aber bisher ist auch noch kein junger Mönch mit deinen Qualitäten aufgetreten - jedenfalls nicht in den letzten hundert oder zweihundert Jahren. Du sollst dich nie über-, aber auch nicht unterschätzen, Siebenton. Du bist es dir schuldig und unserem Volk, das den besten Seelenhirten verdient." Sie schwieg einen Moment, bevor sie hinzufügte: „Und du bist es mir schuldig. In zwanzig oder dreißig Jahren bin ich ein Mann und werde ein Priester wie du. Und ich will dann wissen, dem besten Seelenhirten zu dienen ..."
    „Noch", sagte Siebenton, um von dem Thema abzulenken, „bist du eine Frau, Arratax ..."
    Sie liebten sich, und danach saß Siebenton lange in ihrem Wohnraum und rauchte Dozz, um nachzudenken. Manchmal brachte ihm das Kraut eine Erleuchtung. In dieser Zeit machte ihn sein Genuß nur noch ratloser.
    Er fühlte sich schlaff. Auch an ihm zehrten die Jahre.
     
    *
     
    Caryton wirkte uralt. So, wie er in seiner Art Thronsessel saß, zurückgelehnt und die Arme auf breiten Lehnen, erinnerte er Siebenton im ersten Moment fast an Nurrtan. Doch das war auch schon die einzige Ähnlichkeit. Der Seelenhirte strahlte eine unglaubliche Würde aus. Der Blick seiner alten Augen war noch klarer als der von Walyon, und auch wenn seine Stimme schon brüchig klang, so verriet sie doch viel von der Kraft, die nach wie vor in diesem alten Mann steckte.
    Carytons Schärpen waren schwarz wie die aller drei Seelenhirten.
    Siebenton war von Walyon in dieses Gemach des Seelenhirten geführt worden, eines von mehreren.
    Siebenton sah, daß die Wände mit Bücherregalen bedeckt waren, und spontan mußte er an die Gerüchte denken, daß es hier ganz unten ein uraltes Archiv gebe, zu dem nur der Seelenhirte Zugang hatte.
    Er konnte sich nicht vorstellen, daß dieser alte Mann tatsächlich todkrank sein sollte, aber Caryton bestätigte es selbst, nachdem Walyon sie einander vorgestellt hatte.
    Während Walyon stehen blieb, war Siebenton vor dem Greis auf die Knie gefallen und hatte mit gesenktem Kopf gewartet, bis er aufgefordert wurde, sich wieder zu

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