1893 - Offensive des Traal
entscheiden, was auf Tomend weiter geschieht. Die Lage ist seit der Flucht des Agenten unübersichtlich."
„Ich werde versuchen, den Fluchtweg zu rekonstruieren. Vielleicht hilft es uns weiter."
„Sieh dich vor! Wenn du in die Hände der Außenwächter fällst, geraten unsere Pläne in Gefahr."
„Keine Sorge. Ich bin vorsichtig. Sobald du ein Alarmsignal von mir empfängst, schickst du sofort einen Gleiter mit Mannschaft zu meiner Unterstützung."
„Gut. Viel Erfolg! Damit der Traal siegreich bleibt."
„Damit der Traal siegreich bleibt."
Der Mönch schaltete das Funkgerät aus. Übergangslos straffte sich seine Gestalt. Erließ die Pfeife ausgehen und abkühlen. Danach steckte er sie in die Tasche zum Kraut zurück.
Eine Weile ließ er die Vorgänge in seiner unmittelbaren Umgebung auf sich wirken. Als er sicher war, daß ihm keine Gefahr drohte, ging er weiter. Dort, wo der Wald und der Große Fluß der Stadt am nächsten kamen, trat er ins Freie und hielt auf die grüne Mauer aus Pflanzen zu. Jeder heimliche Beobachter mußte denken, daß der Fluß sein Ziel war. Der einsame Mönch dachte jedoch gar nicht daran, sich am Ufer zu verweilen oder gar im Wasser zu baden und die kümmerlichen Reste des Körperfilms abzuwaschen. Er verschwand hinter den Büschen und Bäumen und rannte flußabwärts.
Die genaue Lage des Verstecks war ihm nicht bekannt, aber er wußte von der Sandbank und benötigte nicht ganz eine Viertelstunde, bis er sie erreichte. Er blieb stehen, sank an den Fuß eines Baumes und erholte sich von der anstrengenden Fortbewegung. Anschließend setzte er die Suche fort. Büsche, Bäume und Hecken bildeten ein beinahe undurchdringliches Dickicht. Nur dort, wo die Felsen aufragten, wuchs nichts. Der Wald ringsherum wies starke Beschädigungen auf. Hier mußte es sein.
Vorsichtig suchte er das Gelände ab. Immer wieder kehrte er zu den Felsen zurück, und irgendwann entdeckte er, daß die Steinplattenicht zum gewachsenen Fels gehörte, sondern den Verschluß einer Höhle bildete: Der leichte Luftzug bestätigte seine Vermutung. Er trat dicht an die Platte und brachte seinen Kopf an den schmalen Riß.
„Bontereigg, wenn du hier bist, dann sprich!"
Alles blieb still. Er wiederholte den Satz viermal und jedesmal ein wenig lauter.
Endlich hörte er ein Kratzen, und dann klang es leise aus der Tiefe zu ihm herauf.
„Wer bist du?"
„Vlko, der Wolf."
Ein unterdrückter Ausruf blieb minutenlang die einzige Reaktion.
„Das kann nicht sein!"" hörte er nach einer Weile wieder die Stimme.
Obwohl sie noch leiser war als zuvor, identifizierte er sie eindeutig. Das Wesen in der Höhle war Bontereigg.
„Komm herauf!" versuchte es der Lauscher nochmals. „Hier ist Vlko."
„Tritt zehn Schritte zurück, damit ich dich sehe." Diesmal erklangen die Worte näher und lauter.
Er folgte der Aufforderung und ließ die Musterung über sich ergehen.
„Du bist es tatsächlich", sagte der noch immer Unsichtbare. „Aber das will nichts heißen. Es ist keinen Tag her, da habe ich meinen eigenen Doppelgänger gesehen. Auch du kannst ein Double sein."
„Ich bin das Original, Bontereigg. Und jetzt komm endlich aus deinem Versteck! Uns läuft die Zeit davon."
Er legte selbst Hand an, und endlich stand der Agent vor ihm.
„Gib mir einen Beweis deiner Identität!" verlangte Bontereigg.
Vlko erzählte ihm den Wortlaut ihrer ersten Begegnung damals am Phasenhügel auf Phasenberg. Es überzeugte den Agenten endgültig.
„Ich bin so froh, dich wiederzusehen", stieß er hervor. „Garifaal hat einen neuen Agentenführer an Stelle von Nagoratel angekündigt. Hast du ihn nach Tomend gebracht?"
„Nein. Es wird keinen mehr geben. Die letzten unserer Mitarbeiter befinden sich auf der Flucht. Ich bin gekommen, um dich herauszuholen. Du wirst folgendes tun."
Er schärfte ihm den Fluchtweg und die Verhaltensmaßregeln ein. Bontereigg sank zu Boden.
„Sie werden mich dennoch finden und töten. Mein Wissen ist 2u kostbar, als daß sie das Risiko eingehen können, mich am Leben zu lassen."
„Was weißt du?"
„Sie planen den Sturm auf Toun. Ich belauschte ein Gespräch von Huobervynn mit mehreren Agenten des Traal. Sie wollen den Planeten militärisch überrennen und im Handstreich nehmen. Dabei kalkulieren sie bewußt den Tod von -ein paar Millionen Mönchen ein."
„Das ändert alles", flüsterte Geunpach schockiert.. „Du wirst in diesem Versteck bleiben und warten, bis auf Tomend alles vorüber ist.
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